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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 02 - Blutspur
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Niedergeschlagenheit und erinnerten sie an einen weiteren Aspekt,
den sie nicht berücksichtigt hatte.
    „Verdammte
Insekten!" Sie machte ihren Arm los und schlug an ihren Beinen herum. „Mir
ist gerade etwas eingefallen: Ich hasse das Land!"
    Sie waren ins Licht
getreten, das aus dem Haus fiel, und sie konnte gerade eben das Lächeln auf
seinem Gesicht erkennen.
    „Zu spät",
erklärte er und öffnete die Tür.
    Vickis erster
Eindruck, als sie blinzelnd auf der Türschwelle stand, war der einer gemütlich
schäbigen Bauernhofküche, die von Menschen und Hunden wimmelte. Ihr zweiter
Eindruck korrigierte den ersten: von Werwölfen wimmelte. Die Leute sind
Hunde. Wölfe. Oh, Scheiße.

Es war spät, fast elf.
Celluci lehnte sich zurück und starrte auf das einzig verbliebene Blatt Papier
auf seinem Schreibtisch. Der Alan-Margot-Fall war in Rekordzeit abgeschlossen
worden, und er konnte ihn jetzt seinen schwerfälligen Weg durch die Gerichte
gehen lassen, wodurch er Zeit hatte, um sich einer kleinen, unerledigten
Angelegenheit zu widmen.
    Henry.
    Etwas an diesem Mann
klang einfach nicht richtig, und Celluci hatte die Absicht herauszufinden, was
das war. Er nahm das Blatt Papier hoch, das mit Ausnahme des Namens, der in
fetten Blockbuchstaben oben quer geschrieben stand, leer war, faltete es
zweimal zusammen und legte es ordentlich in seine Brieftasche. Morgen würde er
die Standardnachforschungen über Fitzroy anstellen, und wenn dabei nichts
herauskam... sein Lächeln war raubtierhaft, als er aufstand. Dann gab es immer
noch Möglichkeiten, um tiefer zu graben.
    Manche mochten das,
was er vorhatte, Amtsmißbrauch nennen. Detective Sergeant Michael Celluci
nannte es: sich um eine Freundin kümmern.

 
    Vier
    „Ich bin Nadine
Heerkens-Wells. Sie müssen Victoria Nelson sein."
    Die Frau, die mit
ausgestreckter Hand nähertrat, hatte eine Reihe von Zügen mit Peter und Rose
gemeinsam: die gleichen weit auseinanderliegenden Augen und das spitze
Gesicht, die gleiche dichte Mähne - in diesem Fall mattes Schwarz, von Grau
durchzogen -, der gleiche kurzfingrige, stark schwielige Griff.
    Ihre Augen aber waren
verschattet, und in diesen Schatten lauerte ein Verlust, der so tief, so
gravierend war, daß er nicht völlig verborgen und vielleicht niemals völlig
ausgelöscht werden konnte. Vicki schluckte, überrascht von der Heftigkeit
ihrer Reaktion auf den Schmerz der anderen.
    Oberflächlich gesehen
hegte Vicki keinen Zweifel, daß sie der Person gegenüberstand, die das Sagen
hatte, und Nadines Miene zeigte, daß das Begrüßungslächeln sich ursprünglich
aus einem warnenden Zähnefletschen entwickelt hatte. Bis jetzt hat sie
keinen Grund, mir sofort zu vertrauen, ganz gleich, was Henry ihr erzählt hat. Vicki hielt ihre eigene Miene höflich unprovozierend und achtete darauf,
genauso viel Kraft in den Händedruck zu legen, wie sie empfing, trotz des
plötzlichen unerklärlichen Drangs, ihre Stärke auf die Probe zu stellen. „Ich
hoffe, daß ich kann", sagte sie mit ihrer „öffentlicher
Dienst"-Stimme und begegnete dem Blick der anderen Frau direkt.
    Die Macht der
Persönlichkeit, beschwert durch Kummer, traf sie fast wie ein körperlicher
Schlag, und ihre Augen verengten sich in Reaktion darauf.
    Die umstehenden
Werwölfe warteten ruhig auf die Entscheidung des dominanten Weibchens. Henry
stand abseits und sah zu, die Stirn besorgt gerunzelt. Damit Vicki erfolgreich
arbeiten konnte, mußten die beiden Frauen einander ab gleichgestellt
akzeptieren, ob es ihnen gefiel oder nicht.
    Nadines Augen waren
braun mit einem goldenen Ring um die Pupille. Tiefe Linien umgaben die
Augenwinkel, und ihre Lider waren bläulich verfärbt.
    Ich kann mit ihr
fertig werden, erkannte Vicki. Ich bin jünger, stärker. Ich bin...
verrückt. Sie zwang ihre Gesichtsmuskeln, sich zu entspannen, und leugnete
das Bewußtsein von Macht. „Mir war nicht klar, daß London so weit von Toronto
entfernt ist", bemerkte sie im Plauderton, als sei der Raum nicht voller
unterschwelliger Spannung.

„Sie müssen müde sein
nach der langen Fahrt", erwiderte Nadine, und nur Vicki sah das Eingeständnis
dessen, was gerade vorgegangen war. „Kommen Sie und setzen Sie sich."
    Dann sahen sie beide
weg.
    Nach diesem Signal
fanden Vicki und Henry sich von herzlichem Händedrücken und feuchten Nasen
umringt und wurden auf Stühle an dem riesigen Küchentisch gedrängt. Henry
fragte sich, ob Vicki klar war, daß sie gerade als eine Art Ersatzmitglied

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