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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 02 - Blutspur
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ist
eine Karte." Henry manövrierte den BMW von der A 2 herunter. „Könntest du
sie bitte für mich herausholen?"
    Sie fand durch Tasten
sowohl das Handschuhfach als auch die Karte und schob letztere ihrem Gefährten
hin.
    Er gab sie zurück.
„Ich mag zwar ein Multitalent sein, aber ich würde lieber nicht versuchen, eine
Karte zu lesen, während ich auf fremden Straßen fahre. Das wirst du für mich
erledigen müssen."
    Die Finger um das
gefaltete Papier verkrampft, schob Vicki sie ihm wieder hin. „Ich weiß nicht,
wo wir hinfahren."
    „Wir sind auf der
Airport Road und biegen gleich in die Oxford Street ein. Sag mir, wie lange wir
auf der Oxford bleiben, bis wir an die Clarke Side Road kommen."

Die Straßenlaternen
gaben kaum genug Licht ab, um die Windschutzscheibe zu sehen. Wenn sie sich bemühte,
konnte Vicki die Umrisse der Karte erkennen. Mit Sicherheit konnte sie keine
zwei kleinen Linien darauf finden.
    „Unter der
Sonnenblende ist ein Leselicht", bot Henry an.
    Das Leselicht würde so
gut wie nutzlos sein.
    „Ich kann sie nicht
finden."
    „Du hast noch nicht
einmal nachgesehen... "
    „Ich habe nicht
gesagt, daß ich nicht will, ich habe gesagt, ich kann es nicht." Ihr war
von dem Augenblick an, als sie zugestimmt hatte, die sicheren, bekannten
Parameter Torontos zu verlassen, klar gewesen, daß sie ihm die Wahrheit über
ihre Augen würde sagen müssen, und sie konnte nicht verstehen, wie sie sich
derart in die Ecke hatte drängen lassen. Vor Anspannung zog sie die Schultern
hoch, und ihr Magen verkrampfte sich. Medizinische Erklärung oder nicht, es klang
immer wie eine Entschuldigung in ihren Ohren, als bäte sie um Hilfe oder
Verständnis - und er würde anders über sie denken, sobald sie das Etikett
„behindert" trug. Jeder tat das. „Ich bin nachtblind, habe wenig
peripheres Sehvermögen und werde jedesmal, wenn ich mit dieser verdammten
Ärztin spreche, kurzsichtiger." Ihr Tonfall warnte ihn davor, einen dummen
Spruch abzulassen.
    Er fragte nur: „Was
stimmt nicht?"
    „Eine degenerative
Augenkrankheit, Retinitis Pigmentosa... "
    „RP", unterbrach
er sie. Also das war ihr Geheimnis. „Ich weiß Bescheid." Seine Stimme
blieb neutral, sachlich. „Sie scheint nicht weit fortgeschritten zu sein."
    Toll, genau das
brauche ich, noch ein Experte. Reicht Mike Celluci nicht? „Du hast nicht
zugehört", stieß sie hervor und zerknüllte die Karte zu einer
unleserlichen Masse. „Ich bin nachtblind. Das zwang mich, die Polizei zu
verlassen. Ich bin nach Einbruch der Dunkelheit nutzlos. Du kannst genausogut
gleich wenden, wenn ich diesen Fall bei Nacht lösen muß." Obwohl sie es
hinter dem Zorn verbarg, befürchtete sie halb, er werde genau das tun - und
halb fürchtete sie, er werde ihr den Kopf tätscheln und versichern, daß alles
gut werden würde - weil es das nicht war und niemals mehr sein würde - und sie
versuchen würde, ihm in einem fahrenden Wagen ins Gesicht zu springen und sie
damit beide umbringen würde.

Henry zuckte die
Achseln. Er hatte nicht vor, einem Gefühl in die Hände zu spielen, das er als
Selbstmitleid erkannte. „Ich verwandle mich im Sonnenlicht in ein qualmendes Häufchen
Asche; klingt, als hättest du den besseren Teil erwischt."
    „Du verstehst das
nicht."
    „Ich habe die Sonne
seit 450 Jahren nicht mehr gesehen. Ich glaube doch."
    Vicki schob ihre
Brille hoch und blickte aus dem Fenster auf eine Aussicht, die sie nicht sehen
konnte, unsicher, wie sie ohne ein Ventil für ihren Zorn reagieren sollte. Dann
sagte sie: „In Ordnung, du verstehst es. Also habe ich einen relativ leichten
Fall. Ich kann immer noch arbeiten. Ich bin nicht blind. Ich bin nicht taub.
Ich bin nicht verrückt. Es ist trotz' dem zum Kotzen."
    „Ja." Er erkannte
die Enttäuschung über seine Reaktion und fragte sich, ob ihr klar war, daß sie
überschwengliches Mitleid von den Menschen erwartete, denen sie es erzählte.
Dieses Mitleid zurückzuweisen gab ihr das Gefühl, stark zu sein und glich aus,
was sie als ihre Schwäche empfand. Er vermutete, daß die Krankheit das erste
Mal war, daß sie etwas nicht durch die bloße Entschlossenheit, daß es gut
werden würde, zum Guten wenden konnte.
    „Hast du je daran
gedacht, dir einen Partner zu suchen? Jemanden, der die Nachtarbeit übernehmen
kann?"
    Vicki schnaubte
verächtlich, und ihr Zorn wich Belustigung. „Du meinst, du hilfst mir als eine
Art fester Job aus? Du schreibst Liebesromane, Henry; du hast keine
Erfahrung."
    Er

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