Huff, Tanya
wollen", ergänzte Donald, und die Haut um seine Augen
kräuselte sich vor Belustigung.
„Oder nicht zu
sehen", warf Marie kichernd ein.
Die versammelten
Werwölfe nickten ungeachtet ihrer Gestalt zustimmend - alle außer Shadow, der
eingeschlafen war, das Kinn auf den nackten Fuß seiner Mutter gebettet.
„Was ist mit denen,
die vermuten, was Sie sind?" fragte Vicki. Mörder waren dem Opfer fast
immer bekannt. Die Fälle, in denen es nicht so war, waren gewöhnlich die, die
nie aufgeklärt wurden.
„Die gibt es
nicht."
„Bitte?"
„Die gibt es
nicht", wiederholte Stuart.
Offenbar glaubte er,
was er sagte, aber Vicki war der Ansicht, daß er in einer Traumwelt lebte. Ein
Geräusch von rechts lenkte ihren Blick zu den beiden Werwölfen auf dem Boden.
Wolke sah aus, als wolle sie widersprechen. Oder vielleicht will sie Gassi
gehen. Woher zum Teufel soll ich das wissen?
„Sie haben Kontakt mit
Menschen. Zumindest die jüngeren." Vicki wies auf die beiden
Zwillingspärchen. „Was ist mit anderen Kindern in der Schule? Lehrern?"
„Wir verwandeln uns
nicht in der Schule", protestierte Marie.
Jennifer nickte so heftig,
daß ihr rotes Haar flog. „Wir können uns nicht verwandeln, wenn wir
angezogen sind."
„Und da ihr in der
Schule bekleidet seid, könnt ihr euch nicht in der Schule
verwandeln?" Sie schienen sich zu freuen, daß sie so rasch von Begriff
war. „Das muß frustrierend sein... "
Marie zuckte die
Achseln. „Halb so schlimm."
„Wollt ihr den Leuten
nie erzählen, was ihr könnt? Ihnen eure andere Gestalt zeigen?"
Stuarts Knurren klang
sehr laut und sehr bedrohlich in dem schockierten Schweigen, das folgte. Die
Mädchen sahen aus, als hätte sie irgend etwas Unanständiges vorgeschlagen.
„Gut. Dann nicht." Urteile nicht nach menschlichen Maßstäben. Denk
daran. „Was ist mit Freunden?"
Sturm und Wolke waren
undurchschaubar. Marie und Jennifer wirkten verwirrt. „Jungs?"
Beide Mädchen rümpften
die Nase in einem identischen Ausdruck von Ekel.
„Menschen riechen
nicht richtig", erklärte Stuart knapp. „So etwas geschieht nie."
„Sie riechen nicht
richtig?"
„Nein."
Vicki beschloß, es
dabei zu belassen. Sie war einer Diskussion über die Fortpflanzungskriterien
von Werwölfen wirklich nicht gewachsen, nicht so spät in der Nacht. Es gab aber
zwei Dinge, über die gesprochen werden mußte. Das erste war Vicki immer noch
unangenehm, und auch nach einem Jahr Selbständigkeit war ihr noch kein
eleganter Weg eingefallen, es zur Sprache zu bringen. „Was mein Honorar
angeht... "
„Wir können es
bezahlen", erklärte Stuart und nickte, als sie die Summe nannte.
„Dann ist ja alles
klar." Sie verschränkte die Finger und starrte einen Moment auf das Muster,
das sie bildeten. „Nur eins noch. Wenn ich herausfinde, wer das tut, was dann?
Wir können ihn nicht anklagen. Wir können ihn nicht nach dem Gesetz des Mordes
anklagen, ohne die Existenz Ihres Volkes preiszugeben."
Stuart lächelte, und
Vicki fühlte trotz der Hitze, wie es ihr eiskalt den Rücken hinunterlief. „Er
wird nach unserem Gesetz zur Rechenschaft gezogen. Dem Gesetz des Rudels."
„Rache?"
„Warum nicht? Er
tötete zwei von uns ohne Grund, ohne Ursache. Wer hat ein besseres Recht,
Richter oder Geschworene zu sein?"
Ja, wer?
„Es gibt keinen
anderen Weg, ihn daran zu hindern, wieder zu töten", sagte Henry. Er
glaubte, Vickis Zögern zu verstehen, wenn auch abstrakt. Ethische Grundsätze,
die im 16. Jahrhundert entwickelt wurden, hatten weniger Probleme mit
Gerechtigkeit außerhalb des Gesetzes als solche aus dem 20. Jahrhundert.
Worauf es letztlich
hinauslief, erkannte Vicki, war die Frage, wessen Leben mehr Wert besaß: das
der Personen in diesem Raum oder das des oder der Wahnsinnigen, der oder die
sie einen nach dem anderen wegputzten. So gesehen schien es keine besonders
schwierige Frage zu sein.
„Die drei Leute, die
Sie haben, will ich dann gerne überprüfen."
„Wir haben sie
überprüft", begann Donald, doch Stuart schnitt ihm das Wort ab.
„Es ist zu spät, um
heute noch etwas zu unternehmen. Wir geben Ihnen die Informationen
morgen."
Wie man Vicki schon
berichtet hatte, hatten sie versucht, selbst damit fertigzuwerden, nachdem
Nadines Zwillingsschwester erschossen worden war. Sie war nicht überrascht, daß
sie einige Nachforschungen angestellt hatten. Vicki wünschte, sie hätten es
nicht getan; ihrer Erfahrung nach sorgten Amateure nur für Verwirrung. „Haben
Sie etwas
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