Huff, Tanya
verdrehte die Augen über seine verblüffte
Miene und benutzte ihre Stimme wie eine Keule. „Denken Sie nach! Benutzen Sie
Ihre Ausbildung!"
Colin legte die Ohren
an, und sein Atem beschleunigte sich, aber er beherrschte sich, und Vicki sah
buchstäblich, wie er nachdachte. Sie war beeindruckt von seiner
Selbstbeherrschung. Wenn ein Fremder diesen Tonfall ihr gegenüber gebraucht
hätte, hätte sie wahrscheinlich etwas Dummes getan.
Nach einem Augenblick
runzelte er die Stirn. „Ich würde es nicht beschwören", sagte er langsam,
„aber ich würde mein Leben darauf verwetten, daß er völlig normal ist."
„Sie verwetten jedes
Mal, wenn Sie mit ihm aus dem Polizeirevier treten, Ihr Leben darauf, daß er
völlig normal ist", machte Vicki ihn trocken aufmerksam. „Nachdem wir das
nun geklärt haben, warum konzentrieren wir uns dann nicht darauf zu beweisen,
daß er es nicht getan hat?"
„Aber..."
„Aber was?" fuhr
Vicki ihn an, da sie Colins Einstellung allmählich ein wenig satt hatte. Ihr
war klar, daß er in einer schrecklichen Lage war, hin-und hergerissen zwischen
seiner Familie und seinem Partner, aber das war kein Grund, sein Gehirn
auszuschalten. „Erzählen Sie mir von dem Mann."
„Wir - wir waren
zusammen auf der Polizeischule." Er fuhr sich mit den Händen durchs Haar,
dessen Stoppelschnitt seine spitzen Ohren und sein spitzes Kinn betonte. „Ich wäre
noch nicht einmal Polizist, wenn Barry nicht gewesen wäre, und ich glaube, er
wäre keiner, wenn ich nicht gewesen wäre. Er war der einzige Kadett, der
,sichtlich einer ethnischen Minderheit angehörte', und ich war, nun, was ich
bin. So überlebten wir gemeinsam. Als wir unseren Abschluß hatten, schafften
wir es, zusammenzubleiben - nun, meistens jedenfalls; es ist nicht so, als ob
wir miteinander verheiratet wären oder so was... "
Vicki war nicht
überrascht über Barrys philosophische Reaktion auf die tatsächliche Rasse
seines Partners. Bei der „Wir gegen sie"-Einstellung, die der Beruf
Polizisten zu entwickeln zwang, konnte man zumindest auf einer individuellen
Basis damit umgehen, wenn man herausfand, daß einer von „uns" ein Werwolf
war. Kann ich darauf bauen, daß mein Partner mir den Rücken deckt? war
die Frage, nicht: Heult mein Partner den Mond an? Wenn sie so darüber
nachdachte, hatte Vicki eine ganze Reihe von Polizisten gekannt, die den Mond
angeheult hatten.
.... und
als ich angeschossen wurde... "
„Moment - als Sie
was?"
Colin tat es mit einem
Achselzucken ab. „Wir hatten ein paar Strolche bei einem Raub überrascht. Sie
kamen aus dem Laden und schossen um sich. Ich bekam eine Kugel ins Bein. Es war
nichts."
„Falsch. Ganz
falsch." Vicki grinste. „Barry war da?"
„Natürlich."
„Er sah Sie
bluten?"
„Ja."
„Wahrscheinlich haben
Sie später übers Sterben gesprochen, darüber, daß Sie glaubten, sie würden
draufgehen?"
„Ja, aber... "
„Warum sollte Barry
auf Werwölfe mit Silberkugeln schießen - teure Geschosse, die er selbst gießen
muß, wobei er eine Entdeckung riskiert -, wenn er weiß, daß gutes altes Blei
völlig ausreicht?"
„Um uns von seiner
Spur abzulenken?"
„Colin!" Vicki
warf die Hände hoch. „Dazu wäre ein Verrückter nötig, und Sie haben mir
erklärt, Barry sei völlig normal. Vertrauen Sie Ihren Instinkten. Zumindest,
wenn Sie genug Fakten haben, um sie zu stützen."
Colin öffnete den
Mund, schloß ihn wieder und zitterte dann, als sei eine große Last von ihm
genommen worden. Er sprang auf, warf den Kopf zurück und stimmte ein Geheul an.
Vicki, die ganz
vergessen hatte, daß er nackt war, stellte plötzlich fest, daß sie deutlich
daran erinnert wurde. Die Werwölfe mochten sexuell auf Geruch und daher
überhaupt nicht auf Menschen reagieren, aber Menschen hatten eine auf
visuellen Reizen basierende Libido, und die Vickis hämmerte gerade in ihrem
Schritt.
Oh Gott, warum ich? dachte sie, als
riesige schwarze Pfoten auf ihren Schultern landeten und eine große rosa Zunge
ihr energisch übers Gesicht fuhr.
Nachdem Colin
davongeprescht war, um seinen Leitwolf damit zu konfrontieren - er brauchte
Stuarts Erlaubnis, um endlich mit Barry darüber zu sprechen, was vor sich ging
-, verbrachte Vicki den frühen Nachmittag am Telefon, um die Bestätigung zu
erhalten, daß der Wildhüter seit Anfang August im Norden und tatsächlich in
beiden Mordnächten dort gewesen war, und sein Aufenthaltsort von einer ganzen
Reihe von Zeugen bestätigt werden konnte. Als das erledigt
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