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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 02 - Blutspur
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tot
sind."
    „Wenn die Zeit reif
ist, werde ich es der jungen Frau erzählen, die meine Praxis übernommen
hat." Er lachte. „Als Kind wußte sie nie, ob sie Tierärztin oder
Allgemeinmedizinerin werden wollte. Die Werwölfe dürften genau ihr Fall
sein."

„Warten Sie nicht zu
lang", warnte Vicki.
    „Stecken Sie Ihre Nase
nicht dorthin, wo sie nicht hingehört", fuhr ihr Dixon über den Mund. „Ich
kenne die Heerkens schon seit Jahren, länger, als Sie am Leben sind. Ich habe
nicht vor, tot umzufallen und sie zurückzulassen, damit sie sich allein der
Welt stellen."
    „Sie werden nicht allein
sein."
    Er grinste über ihren
abwehrenden Tonfall, aber seine Stimme war weich, als er sagte: „Nein, ich
glaube nicht."
    Jennifer und Marie
kamen nicht zum Abendessen.
    „Sie haben sich vor
etwa einer Stunde ein Kaninchen geteilt", erklärte Nadine und lächelte
zärtlich und traurig zugleich durch das Fenster auf sie hinab. Sie lagen so eng
umeinander gerollt, daß es schwierig war zu sehen, wo die eine Fellgestalt
endete und die andere anfing.
    Colin war schon lange
zur Arbeit gegangen, daher saßen nur sieben von ihnen um den Tisch. Daniel tat
sein Bestes, um die fehlenden drei zu ersetzen.
    Nach dem Essen
arbeitete Vicki an ihren Aufzeichnungen - Eindrücke über Carl Biehn, Frederick
Kleinbein, die Vogelkundler, den Arzt, die neue Fährte -, dann saß sie einfach
nur da und versuchte, Ordnung in den Tag und die Entdeckungen des Tages zu
bringen. Aber die Ordnung wich ihr aus, sie hatte eine Reihe von Teilen und
Stückchen, aber nichts, das definitiv in das Muster paßte. Die Oper im Hintergrund
war keine große Hilfe, und die merkwürdigen Obertöne, die ihre Gastgeber dazu
machten, konnte man einfach nur irritierend nennen.
    Tatsächlich konnte
Vicki sich eine Reihe anderer Dinge vorstellen, wie man sie nennen konnte, aber
sie ging statt dessen zum Teich, um Schatten beim Fröschejagen zuzusehen.
Angesichts der Umstände schien es sicherer zu sein - nicht nur für Schatten,
sondern auch für sie.
    „Lassen Sie ihn nicht
zu viele fressen", rief Nadine ihr über die Musik hinweg nach, als sie
ging, „sonst wird ihm bloß schlecht."

„Das überrascht mich
nicht", murmelte Vicki, aber schließlich ließ sie ihn beide Frösche
fressen, die er gefangen hatte. Er hatte so hart dafür gearbeitet, war hierhin
und dorthin gesprungen, wobei er hysterisch bellte, daß sie fand, er habe sie
verdient.
    Im Haus schien die
Abenddämmerung sich stundenlang hinzuziehen, die Grillen und Pavarotti sangen
Duette zu der untergehenden Sonne. Vickis Sehvermögen ließ nach, und der Klang
des Windes, der durch die Bäume strich, wurde zu dem Klang des Todes, der sich
leise dem Haus näherte: das Klopfen zweier Zweige, ein Gewehrhahn, der gespannt
wurde. Sie wußte, daß sie ihre Einbildungskraft ihren gesunden Menschenverstand
beherrschen ließ, selbst als sie auf den Schuß wartete, der ihr sagen würde,
daß es überhaupt keine Einbildung war. Schließlich trieb die Dunkelheit sie an
den Küchentisch, wo die hängende Glühbirne sie mit einem scharf umrissenen
Kreis, in dem sie sehen konnte, umgab.
    Endlich hob Donald den
Kopf und verkündete mit bebenden Nasenflügeln: „Henry ist auf."
    Vicki nahm die Brille
ab und rieb sich die Augen. Es war Zeit. Du weißt, daß es ein seltsamer Tag
war, überlegte sie, wenn du dich auf die Ankunft des blutsaugenden
Untoten freust.
     

Acht
    Gewöhnlich gab es,
wenn er an anderer Stelle als seinem sorgfältig abgeschirmten Zufluchtsort
erwachte, einen fast panischen Augenblick, während er darum rang, daß seine
Erinnerung wieder einsetzte. Heute nacht wußte er, wo er war, noch bevor sein
Bewußtsein völlig zurückgekehrt war, denn der unverkennbare Geruch von
Werwölfen erfüllte seine winzige Kammer.
    Er streckte sich und
lag einen Augenblick still, tastete mit seinen Sinnen umher, bis er Vickis
Leben berührte. Der Hunger erhob sich und pulsierte im Rhythmus ihres
Herzschlags. Heute würde er trinken.
    Als Henry nach unten
ging, füllte Mozarts Don Giovanni das alte Bauernhaus und, wie er
vermutete, einen Großteil des umgebenden Landes. Stereoanlagen waren ein Stück
menschlicher Kultur, das die Werwölfe von ganzem Herzen schätzten. Henry zuckte
zusammen, als sich ein Diskant, den Mozart sich nie hätte träumen lassen,
erhob und den Sopran auf der Platte untermalte und übertönte.
    Nun, ich vermute, es
könnte schlimmer sein. Er wappnete sich gegen Schattens

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