Huff, Tanya
Dickschädel bekomme, desto besser. Es war eine Litanei,
die man in Toronto leicht vergessen konnte, wo jeder sie kannte und sie immer
noch viele ihrer alten Privilegien nutzen konnte, aber sie hatte gerade auf
unangenehme Weise gezeigt bekommen, was passierte, wenn die Leute in der
städtischen Polizei nicht mehr die Männer und Frauen waren, mit denen zusammen
sie gedient hatte. Ihre Hände öffneten und schlossen sich krampfhaft, als
suchten sie nach einer Kehle, um die sie sich schließen konnten.
Sie machte sich auf
den Weg zum Auto, das in einsamer Herrlichkeit am Rande des Parkplatzes stand.
Bei jedem Schritt konnte sie die Hitze spüren, die vom Asphalt aufstieg, die
aber nichts im Vergleich zu der Hitze war, die in ihr hochstieg. Wo stecken
die Zwillinge? Sie hoffte halb, sie hätten etwas Dummes getan, damit sie
Dampf ablassen konnte. Als sie den Großteil des Weges zum Auto zurückgelegt
hatte, sah sie sie vom Hotel aus mit Wasserflaschen über den Parkplatz kommen.
Als sie sich trafen,
warfen beide ihr einen Blick zu und schlugen die Augen nieder.
„Es hat nicht
geklappt, nicht?" fragte Rose zaghaft und blickte durch ihre Wimpern nach
oben. Unter ihrem Haar stellte sie die Ohren.
„Nein. Hat es
nicht."
„Wir haben nur Wasser
geholt", äußerte Peter in haargenau derselben Haltung wie seine Schwester.
Er hielt die zweite Plastikflasche hoch, die er trug. „Wir haben Ihnen eine
mitgebracht."
Vicki blickte von der
Flasche auf die Zwillinge und wieder zurück. Schließlich schnaubte sie und nahm
sie. „Danke." Es war kalt und half. „Entspannt euch. Ich werde nicht
beißen." Was sie, wie ihr klar wurde, tatsächlich befürchtet hatten.
Was so absurd war, daß
sie lachen mußte.
Beide Ohrpaare reckten
sich wieder hoch, und die Zwillinge wirkten erleichtert. Wenn sie in
Fellgestalt gewesen wären, wären sie vermutlich herumgehüpft; so grinsten sie einfach
nur und tranken ihr Wasser.
Dominantes
/unterwürfiges Verhalten, überlegte Vicki, während sie die Flasche leerte. Sie
machte sich etwas Sorgen deswegen. Wenn alle Werwölfe außer dem dominanten Paar
darauf konditioniert waren, auf Zorn
oder Aggression
unterwürfig zu reagieren, dann konnte das draußen in der Welt zu massiven
Problemen führen.
Als Rose um den Wagen
zur Fahrerseite herumging, begannen zwei muskelbepackte junge Männer, die am
Pool des Ramada herumhingen, Unverschämtheiten zu rufen. Rose gähnte, drehte
ihnen den Rücken zu und stieg ein.
Aber vielleicht, überlegte Vicki
nochmals, gibt es doch nicht so viel, worum man sich sorgen muß.
Sie warf die leere
Flasche auf den Rücksitz zu Peter. „Lassen Sie uns Mittag essen fahren, während
ich eine weitere brillante Idee ausbrüte. Anders als den meisten anderen Orten
war es London gelungen, von der Kleinstadt, die den umliegenden ländlichen
Gemeinden als Zentrum diente, zu einer ziemlich großen Stadt heranzuwachsen,
ohne seine Würde zu verlieren. Vicki gefiel, was sie sah, als sie in die
Innenstadt fuhren. Die Stadtplaner hatten viele Parks übriggelassen, von ganzen
Morgen Land bis zu winzigen Spielplätzen, die in merkwürdigen Winkeln versteckt
lagen. Neuerschließungen waren um ausgewachsene Bäume herum entstanden, und wo
das unmöglich gewesen war, waren neue Bäume gepflanzt worden. Zikadengesang
begleitete den Großteil der Fahrt, und die Stadt wirkte ruhig und friedlich,
wie sie sich so in der Hitze aalte.
Vicki, die Städte mit
etwas mehr Biß bevorzugte, hatte den starken Verdacht, der Ort würde sie in
weniger als vierundzwanzig Stunden zu Tode langweilen. Obwohl sie es
entschieden ablehnte, den allgemeinen Wahn der Torontoer zu teilen, Toronto sei
der Mittelpunkt des Universums, so konnte sie sich doch nicht vorstellen,
irgendwo anders zu arbeiten oder zu leben.
„Der Laden heißt Bob's
Steak House", erklärte Peter, als Rose auf einen kleinen, fast leeren
Parkplatz fuhr. „Er ist in der Clarence Street, aber wenn wir den Wagen dort
lassen, müssen wir parallel parken."
„Worin wir miserabel
sind", ergänzte Rose und schaltete mit einem Seufzer der Erleichterung den
Motor aus.
Vicki wäre damit
zufrieden gewesen, kurz Fast Food zu essen - alles, was sie jetzt wollte, war
eine Klimaanlage -, aber die Zwillinge hatten für ein Restaurant plädiert, „wo
das Fleisch nicht so tot ist."
Einen Block östlich
des Parkplatzes blieb Rose abrupt vor einem kleinen Eckladen stehen und rief:
„Baseball-Aufkleber!"
Peter nickte. „Dann
wird er sich besser
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