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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 02 - Blutspur
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schleuderten, wobei gequältes Metall und Gummi kreischten, bis das
Heck des BMW in einen Laternenmast krachte und der Lastwagen freikam.
    Vicki richtete sich
auf. Weil sie ihr Gesicht bedeckt hatte, um es zu schützen, war ihre Brille
dort, wo sie hingehörte. Dankbar schob sie sie hoch, dann streckte sie die Hand
aus und schaltete die Zündung ab. Im ersten plötzlichen Augenblick der Stille
war ihr Herz das einzige Geräusch, das sie hörte, wie es in ihren Ohren wie ein
ganzes Orchester aus Schlaginstrumenten dröhnte. Dann ertönten aus der Ferne,
als würde die Lautstärke langsam höher gedreht, Stimmen, Hupen und noch weiter
weg Sirenen. Sie ignorierte all das.
    Peters Kopf lag auf
dem Lenkrad, auf die verschränkten Arme gebettet. Vicki löste ihren Gurt und
faßte sanft nach seiner Schulter.

„Peter?"
    Aus der unteren Hälfte
seines Gesichts troff Blut, aber soweit sie beurteilen konnte, kam es aus
seiner Nase.
    „Die Bremsen",
keuchte er. „Sie - haben nicht funktioniert."
    „Ja, ich weiß."
Ihr Griff wurde fester. Er begann zu zittern, und obwohl er es sich verdient
hatte, obwohl sie alle es sich verdient hatten, war dies nicht der Zeitpunkt
für einen hysterischen Anfall. „Bist du in Ordnung?"
    Er blinzelte, betrachtete
seinen gesamten Körper und blickte dann wieder zu ihr. „Ich glaube ja."
    „Gut. Öffne den
Sicherheitsgurt und sieh nach, ob deine Tür sich öffnen läßt." Ihr
Tonfall war ein Echo dessen, den Nadine heute morgen verwendet hatte, und Peter
reagierte darauf, ohne Fragen zu stellen. Vicki dankte dem eingelernten
Verhalten, kniete sich hin und beugte sich in den Fond, um nach Rose zu sehen.
    Die hintere
Beifahrertür war eingebeult, hatte aber gehalten. Die Innenverkleidung und
verbogene Teile des eigentlichen Mechanismus', den sie enthielt, breiteten sich
über drei Viertel der Sitzbank aus, die nun in einem verrückten Winkel schräg
zur Decke hochstand. Die Heckscheibe war herausgeflogen. Das Seitenfenster war
nach innen geflogen. Der größte Teil des Glases war in Millionen winziger
Stückchen zersplittert, aber hier und dort hatten sich große Scherben in die
Polsterung gebohrt.
    Eine dreieckige Klinge
von ungefähr 20 Zentimetern Länge zitterte unmittelbar oberhalb von Rose, die
sich in Fötushaltung zusammengerollt hatte; die Spitze steckte tief in der
Türverkleidung. Glas glitzerte in ihrem Haar wie Eis in einem Schneefeld, und
ihre Arme und Beine waren mit zahllosen oberflächlichen Schnitten bedeckt.
    Vicki streckte die
Hand aus und zog den Glasdolch heraus. Ein 76er BMW hatte kein Sicherheitsglas.
    „Rose?"
    Sie entrollte sich
langsam. „Ist es vorbei?"
    Ja."
    „Bin ich am
Leben?"
    „Ja." Obwohl sie
es nicht gewesen wäre, wenn sie auf der anderen Seite gesessen hätte.
    „Peter... "
    „Es geht ihm
gut."

„Ich will heulen."
    „Später",
versprach Vicki. „Jetzt entriegle erstmal deine Tür, damit Peter sie aufmachen
kann."
    Während Peter seiner
Schwester aus dem Fond half, kletterte Vicki über die Gangschaltung aus der
Fahrertür, wobei sie ihre Tasche hinter sich herzerrte und sie sich in dem
Augenblick, als sie draußen war, über die Schulter warf, da ihr vertrautes
Gewicht in all dem Chaos eine Beruhigung darstellte. Eine kleine Menschenmenge
hatte sich versammelt, und weitere Autos hielten an. Eines von ihnen gehörte,
wie sie erfreut feststellte, der Londoner Polizei, und sie hörte weitere
Sirenen näherkommen.
    Da die Zwillinge
einander trösteten und weitgehend unverletzt waren, ging Vicki um den Wagen
herum, um nach dem Fahrer des LKW zu sehen. Blut rann aus einem Schnitt, der
über sein linkes Auge lief, über eine Seite seines Gesichts, und an der rechten
Seite seines Halses zeigte sich eine dunkelrote Verbrennung durch die Reibung
des Sicherheitsgurtes.
    „Herr im Himmel,
Lady", stöhnte er, als sie neben ihm stehenblieb. „Schauen Sie sich meinen
Laster an." Obwohl die riesige Stoßstange den Großteil des Aufpralls
aufgefangen hatte, war der Kühlergrill in den Kühler geschoben worden. „Mann,
ich bin nicht mal fünfzig Kilometer gefahren. Meine Frau wird mir den Arsch
aufreißen." Er streckte die Hand aus und berührte sanft den heil
gebliebenen Scheinwerfer. „Quarz-Halogen. 79 Dollar das Stück."
    „Ist jemand
verletzt?"
    Vicki wußte, was sie
sehen würde, ehe sie sich umdrehte; sie hatte exakt den gleichen Tonfall zu
oft selbst verwendet. Der Polizist war ein älterer Mann, ergraut,
vorschriftsmäßiger Schnurrbart,

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