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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 01 - Blutzoll
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wirst."
    Er sah verblüfft aus, dann erfreut. Es war lange
her, seit jemand ihm vertraut hatte. Ihm wirklich vertraut hatte. Er lächelte
und erschien plötzlich um Jahre jünger. „Das is' echt, nich'? Kein
Scheiß?"
    „Kein Scheiß", stimmte Vicki müde zu.
    Tony ging vorsichtig durch das Glas hinüber zur
Couch und starrte auf Henry hinunter, die Augen weit aufgerissen. „Er sieht
nich' groß wie'n Vampir aus."
    „Was hast du denn erwartet? Einen Smoking und einen
Sarg?" Es hatte keine Veränderung gegeben, seit sie gegangen war, und wenn
er auch nicht besser aussah, so sah er doch zumindest auch nicht schlechter
aus.
    „He, heb nich' gleich ab, Victory. Das is' schon
ganz schön abgefahr'n, weißte."
    Sie seufzte und strich eine Locke rotgoldenen
Haares aus Henrys Stirn. „Ich weiß. Tut mir leid. Ich mache mir Sorgen."
    ,,Is' okay." Tony klopfte ihr auf den Arm, als
er um das Sofa herum kam. „Sorgen versteh' ich." Er atmete tief ein und
rieb sich die Hände an seinen Jeans. „Was muß ich jetzt machen?"
    Sie zeigte ihm, wo er sich hinknien sollte, dann
hielt sie die Spitze ihres Messers an sein Handgelenk.
    „Vielleicht mach' ich's besser selbst", schlug
er vor, als sie zögerte.
    „Ja, vielleicht."
    Sein Blut sah auf der blassen Haut sehr rot aus,
und Vicki fühlte, wie seine Hand zitterte, als sie den Schnitt auf Henrys Mund
legte.
    Was zum Teufel mache ich da eigentlich? fragte sie
sich, als er zu saugen begann, und Tonys Gesichtsausdruck fast glückselig
wurde. Ich spiele Zuhälter für einen Vampir.
     Wieder Blut, aber diesmal war sein Verlangen
nicht so stark, und es war viel weniger nötig, um sich der Welt dahinter bewußt
zu werden.
     „Er tut's echt. Er is' echt 'n..." „Ein
Vampir. Ja."
    „Das is', äh, interessant." Er bewegte sich
etwas und zog am Bein seiner Jeans.
    Sie erinnerte sich an das Gefühl und war dankbar,
daß Tony ihr Erröten nicht sehen konnte. Dann schlüpfte sie aus ihrer Jacke
und ging ins Bad, während sie sich fragte, ob der moderne Vampir irgendwas
Nützliches in seinem Medizinschränkchen haben würde. Das Ausmaß von Henrys
Wunden überstieg das winzige Erste-Hilfe-Set, das sie in ihrer Tasche
dabeihatte, obwohl sie auch improvisieren würde, wenn sie müßte.
    Zu ihrer Überraschung besaß der moderne Vampir
sowohl Verbandsmull als auch Heftpflaster. Sie nahm es und eilte damit sowie
mit zwei feuchten Waschlappen, einem Handtuch und dem Frotteebademantel, den
sie hinter der Tür hängend gefunden hatte, ins Wohnzimmer zurück, wobei sie
sich so oft wie möglich an Wände oder Möbel lehnte.
    Sie würde sich erst um den einen tiefen Schnitt in
Henrys Arm kümmern, und dann würde sie sich ausruhen. Vielleicht ein paar Tage
lang.
     Greg fummelte ein wenig mit seinen Schlüsseln
herum, dann öffnete er den Spind im Freizeitraum und holte einen
Krocketschläger aus seiner Kiste.
    „Es ist nur eine Vorsichtsmaßnahme", sagte er
sich und musterte die Spitze. „Nur eine vernünftige Vorsichtsmaßnahme."
     Während sie versuchte, weder an deren Tiefe
noch an den verursachten Schaden zu denken, wusch sie die Wunde aus. Dann
preßte sie Haut und Muskeln an den Wundrändern so eng zusammen, wie es ging,
und
    band sie mit Verbandsmull fest. Henrys Arm
zitterte, aber er machte keinen Versuch, ihn wegzuziehen. Tony hielt die Augen
sorgfältig abgewendet.
     Mit dem Bewußtsein seiner Selbst kam die
Verwirrung. Von wem trank er? Vickis Geruch war unverwechselbar, aber er kannte
den jungen Mann nicht.
    Er konnte fühlen, wie seine Kraft zurückkehrte,
konnte fühlen, wie sein Körper zu heilen begann, da das Blut, das er trank,
nicht mehr länger notwendig war, um ihn einfach nur am Leben zu halten. Jetzt
brauchte er einfach nur Zeit.
    „Ich glaub', er is' fertig."
    „Er hat also aufgehört?"
    Tony hielt sein Handgelenk hoch. „Das heißt fertig
gewöhnlich." Der Schnitt klaffte etwas auf, aber nur ein einziger winziger
Tropfen Blut rann unter dem schmierigen Ärmel der Jeansjacke hervor.
    Vicki beugte sich vor. „Henry?"
    „Sekunde, Victory." Tony rollte sich auf seine
Fersen zurück und stand auf. „Wenn du ihn aufweckst, verschwind' ich von
hier."
    „Was?"
    „Er kennt mich nich', und ich glaub' nich', daß ich
hier sein sollt', wenn du ihn davon überzeugst, daß ich nix verraten tu'."
    Eine Sekunde des Nachdenkens überzeugte Vicki
davon, daß das keine so schlechte Idee war. Sie hatte keine Ahnung, wie Henry
den Verrat seines Geheimnisses an einen völlig

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