Huff, Tanya
würde sie für durchgedreht halten.
„Alles läuft auf den Dämon hinaus. Alles.
Scheiße." Der Computer, der, wenn auch nur vage, auf die dreiundzwanzig
Studenten hinwies, hatte keine Verbindung zu den Morden, an denen Celluci
arbeitete, außer durch den Dämon. „Und woher weiß ich von dem Dämon? Ein Vampir
hat es mir erzählt." Sie trank die Tasse leer und stellte sie mit mehr
Wucht als nötig auf den Tisch zurück. Der Griff brach ihr in der Hand ab. Mit
einem raschen Ruck des Armes warf sie das Stück durch das Zimmer und hörte mit
Befriedigung, wie es an der Wand in noch kleinere Stücke zerbrach.
Die Befriedigung verblaßte einen Herzschlag später.
„Eine halbblinde Ex-Polizistin und der uneheliche
Sohn von Heinrich VIII.", wiederholte sie, als ihr dämmerte, wirklich
dämmerte, daß sie keine Polizistin mehr war. Trotz allem - ihrer Augen, ihrer
Resignation -hatte sie sich in den vergangenen acht Monaten immer noch als
Polizistin gesehen. Sie war keine. Es würde keine Rückendeckung, keine Unterstützung
geben. Bis Sonnenuntergang war sie völlig auf sich allein gestellt, und wenn
jemand die kompletten Informationen haben mußte, dann war es nicht Mike
Celluci, sondern Henry Fitzroy.
„Verdammt." Sie rieb sich mit dem Ärmel die
Augen und knallte sich die Brille wieder auf die Nase. Sie fühlte sich auch
überhaupt nicht besser mit dem Wissen, daß sie nie so weit gekommen wäre, wenn
sie noch bei der Polizei gewesen wäre, daß Regeln und Bestimmungen -so flexibel
ihre Vorgesetzten auch zu sein versuchten - ihr die Hände gebunden hätten. Sie
hätte auch nicht soweit kommen können, wenn sie niemals bei der Polizei gewesen
wäre; die Informationen hätten ihr einfach nicht zur Verfügung gestanden. „Ich
scheine genau das zu sein, was in dieser Situation nötig ist - eine
Ein-Frau-Chance, um Armageddon aufzuhalten."
Sie holte tief Luft und streckte den Kiefer vor.
„Also, laßt uns damit weitermachen." Die Eier lagen ihr wie ein Klumpen
Blei im Magen, und ihr Hals hatte sich in einen schmerzenden Pfeiler
verwandelt, der wenig Ähnlichkeit mit Fleisch hatte. Das war okay. Damit konnte
sie arbeiten. Mit etwas Glück würde sie Zeit haben, um ihre Gefühle später zu
ordnen.
Sie hätte in der vorigen Nacht eine Kopie der Liste
mit zu Henry nehmen sollen. Sie wollte sich die Zeit jetzt nicht nehmen -
nicht zum Kopieren, nicht um sie hinzubringen.
„Henry, hier ist Vicki." Zum Glück nahm seine
Anrufbeantworter eine zeitlich unbeschränkte Nachricht auf, denn die Liste der
Namen und ihre Pläne für den Tag belegten mehr als fünf Minuten des Bandes.
„Wenn ich mehr weiß, werde ich auf Sie zurückkommen."
Fünf vor sieben. Siebzehn Stunden. Vicki warf die
Liste in ihre Tasche, schnappte ihre Jacke und ging zur Tür. Eine Stunde, um nach
York zu kommen, damit blieben ihr nur sechzehn Stunden für die Suche.
Sie war schon an der Tür und fummelte am Schloß
herum, als das Telefon klingelte. Neugierig, wer sie so früh anrufen würde,
wartete sie, während ihre Ansage lief und der Piepston erklang.
„Hi, Ms. Nelson? Hier ist Coreen. Also, wenn Sie
versucht haben, mich zu erreichen, dann tut es mir leid, daß ich nicht da war,
aber ich habe ein paar Freunde besucht."
Das Schloß schnappte zu. Sie würde später mit
Coreen sprechen. Auf die eine oder andere Weise würde der Fall um Mitternacht
abgeschlossen sein.
„Es ist nur so, daß ich ziemlich aufgeregt war,
weil das Mädchen, das getötet wurde, Janet, eine gute Freundin von mir war. Ich
muß immer daran denken, daß sie, wenn ich mich wegen Norman Birdwell nicht so
dämlich benommen hätte, wahrscheinlich auf mich
gewartet hätte, damit ich sie nach Hause bringe."
„Scheiße!" Das Schloß erwies sich als eben so
schwierig zu öffnen, wie es zu schließen gewesen war. Norman Birdwell war einer
der Namen auf der Liste.
„Ich vermute, wenn Sie den Vampir finden, der Ian
getötet hat, werden Sie auch den finden, der Janet ermordet hat, nicht wahr?
Ich will jetzt mehr als je zuvor, daß er gefunden wird."
Sie machte eine Pause, und ihr Seufzer ging fast im
Rasseln der Kette unter, die herunterfiel.
„Äh, ich werde den ganzen Tag zu Hause sein, wenn
Sie anrufen möchten..."
„Coreen? Legen Sie nicht auf, ich bin's, Vicki
Nelson."
„Oh. Hi." Sie wirkte ein wenig verlegen, weil
man sie erwischt hatte, wie sie mit dem Anrufbeantworter sprach. „Habe ich Sie
aufgeweckt? Schauen Sie, es tut mir leid, daß ich so früh anrufe,
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