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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 01 - Blutzoll
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wartet. Schließlich
geht er nirgendwo hin. „Ohne sie kann ich überhaupt nicht sehen, was Sie
machen."
    „Oh." Sie konnte fast hören, wie er die Stirn
runzelte, selbst wenn sie es nicht sehen konnte. „Es scheint mir nur fair zu
sein, daß Sie das zu sehen bekommen."
    Er trottete aus ihrem Blickfeld, und sie schloß
einen Moment lang die Augen, um sie auszuruhen. Es scheint ihm nur fair? Also,
ich vermute, ich sollte mich freuen, daß er nicht die Sitze in der ersten Reihe
verschwenden will.
    „Hier." Er hockte sich hin, schob ihr sehr
vorsichtig die Kunststoffbügel über die Ohren und setzte den Steg sanft auf
ihre Nase. „Besser?"
    Vicki blinzelte, als die komplizierte Stickerei auf
seinen Cowboystiefeln plötzlich scharf wurde. „Wesentlich. Danke." Aus der
Nähe, und wenn
    man die Gesichtszüge ohne den Ausdruck betrachtete,
den sie bildeten, war er kein unattraktiver junger Mann. Vielleicht ein bißchen
dünn und unbeholfen, aber mit der Zeit würde sich beides ändern. Zeit, die
keiner von ihnen hatte, dank Norman Birdwell.
    „Gut." Er tätschelte ihre Wange, und die
Berührung, so leicht sie auch war, jagte Wellen des Schmerzes durch ihren Kopf.
„Ich werde Ihnen sagen, was ich ihr auch gesagt habe. Wenn Sie schreien oder
ein lautes Geräusch machen, bringe ich euch beide um."
    „Ich werde mir jetzt die Zähne putzen gehen",
fuhr er fort und richtete sich auf. „Ich putze sie immer, wenn ich etwas
gegessen habe." Er zog etwas aus seinem Taschenetui, das wie ein dicker
Füller aussah, und schraubte die Kappe ab. Es entpuppte sich als eine
Reisezahnbürste mit Zahncreme im Griff. „Sie sollten sich auch eine davon
besorgen", erklärte er ihr in selbstgefälligem Ton und demonstrierte, wie
sie funktionierte. „Ich hatte noch niemals eine Füllung."
    Zum Glück wartete er nicht auf eine Antwort.
    Eine glückliche Vorsehung hatte Coreen direkt auf
der anderen Seite des kleinen Raumes platziert, wodurch Vicky gottlob ihren
Kopf nicht drehen mußte. Sie musterte die junge Frau ein paar Sekunden lang
und bemerkte den roten Fleck auf ihrer bleichen Wange. Selbst mit ihrer Brille
schien sie Schwierigkeiten zu haben, etwas scharf anzusehen. „Sind Sie in
Ordnung?" fragte sie ruhig.
    „Was glauben Sie denn?" Coreen machte sich
nicht die Mühe, ihren Tonfall zu dämpfen. „Ich bin an einen von Norman Birdwells
Küchenstühlen gefesselt - mit Socken!"
    Vicki ließ ihren Blick sinken. Mindestens sechs
Socken pro Bein banden Coreen an die Chrombeine des Küchenstuhls. Graue und
schwarze und braune Nylonsocken, bis zum äußersten gespannt und unmöglich zu
zerreißen. Trotz allem fasziniert, zog sie versuchsweise an einer ihrer eigenen
Fesseln; sie reagierten nicht wie Socken. Da es sicherer schien, als ihren Kopf
zu bewegen, schob sie ihre Arme den Boden entlang, bis sie sie sehen konnte.
Krawatten. Mindestens vier, vielleicht fünf der wirbelnde Haufen Paisleymuster
und die sich heftig beißenden Farben machten es schwierig, das mit Sicherheit
zu sagen - und wenn es auch möglicherweise mehr an ihrer eigenen Schwäche als
an Normans Können lag, denn sie zweifelte daran, daß er je bei den Pfadfindern
gewesen war; so schien er sich auf jeden Fall mit Knoten auszukennen.
    „Sie wollten sich gerade auf ihn stürzen, nicht
wahr?"
    „Was?" Vicki blickte hoch und wünschte, sie
hätte es nicht getan, als ihr Körper mit abwechselnden Wellen von
Schwindelgefühl und Übelkeit protestierte.
    „Als wir in das Appartement kamen und ich... ich
meine... Nun, es tut mir leid."
    Es klang mehr wie eine Kampfansage als wie eine
Entschuldigung.
    „Machen Sie sich jetzt deswegen keine
Gedanken." Vicki schluckte und versuchte, die Pfütze aus Speichel, die
sich unter ihrer Wange sammelte, nicht noch zu vergrößern. „Lassen Sie uns
einfach nur versuchen... aus diesem Schlamassel herauszukommen."
    „Was glauben Sie denn, das ich versucht habe?"
Coreen gab sich einen heftigen Ruck, der nur dazu führte, daß der Stuhl weniger
als einen Zentimeter nach hinten hüpfte. „Ich kann das nicht glauben! Ich kann
das wirklich nicht glauben!"
    Da Vicki den Tonfall einer beginnenden Panik hörte,
sagte sie so trocken, wie sie konnte: „Es ist ein bißchen so, als ob... Alfred
Hitchcock Die Rache der Eierköpfe drehen würde."
    Coreen starrte sie verblüfft an, schniefte und
grinste dann ein wenig zittrig. „Oder als ob David Cronenberg Bezaubernde
Jeannie drehen würde", konterte sie.
    Braves Mädchen. Es kostete Vicki alle

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