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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 01 - Blutzoll
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heraus, nur für den Fall. Kein Norman Birdwell. Überhaupt kein
Birdwell.
    Ihre Nachricht hatte ihn an das Appartement
gefesselt. Sie erwartete, daß er hier sein würde, wenn sie anrief. Er konnte
nicht gehen und auf eigene Faust suchen. Sowieso nutzlos, wenn sie der Lösung
so nah war.
    20:56. Er hatte den größten Teil der Glassscherben
aufgehoben. Das Telefon klingelte.
    „Vicki?"
    „Bitte legen Sie nicht auf. Sie sprechen mit einem
Compu..."
    Henry knallte den Hörer so hart auf die Gabel, daß
das Plastik einen Sprung bekam. Verdammt." Er versuchte einen kurzen
Anruf, hörte sich Vickis Ansage an - das dritte Mal seit Sonnenuntergang, und
sie sagte ihm absolut nichts Neues - und legte ein wenig sanfter auf. Außer dem
Gehäuse schien nichts beschädigt zu sein.
    21:17. Der Schrotthaufen, der einmal ein Fernseher
und der Rahmen eines Couchtischs gewesen war, war im Flur aufgehäuft, um
hinunter in den Abfallraum gebracht zu werden. Er war sich nicht sicher, was er
mit dem Sofa machen sollte. Offen gestanden war ihm das Sofa egal. Warum rief
sie nicht an?
    21:29. Auf dem Teppich waren Flecken und der Balkon
hatte immer noch keine Tür - allerdings hatte er die Öffnung mit Sperrholz
verschlossen - aber im wesentlichen waren alle Anzeichen der Schlacht aus der
Wohnung getilgt worden. Es blieben keine geistlosen Arbeiten mehr übrig, mit
denen er sich vom Denken abhalten konnte. Und irgendwie konnte er nicht
aufhören, an den zerschmetterten Körper einer Frau zu denken, der an einem
rostigen Haken hing.
    „Verdammt, Vicki, ruf an!"
    Der leere Platz im Bücherregal zog seinen Blick auf
sich, und die Schuldgefühle, die er erfolgreich in Schach gehalten hatte,
stürmten die Barrikaden. Das Zauberbuch gehörte ihm. Die Verantwortung lag bei
ihm. Wenn er stärker gewesen wäre. Wenn er schneller gewesen wäre. Wenn er
schlauer gewesen wäre. Bestimmt sollte er mit vierhundertfünfzig Jahren
Lebenserfahrung einem einsamen Sterblichen, der noch nicht einmal ein Zehntel
davon hatte, geistig überlegen sein.
    Er blickte voll Bedauern auf die Stadt hinunter.
„Ich hätte..." Er ließ seine Stimme verstummen. Es gab nichts, was er
anders hätte machen können. Selbst wenn er weiterhin geglaubt hätte, daß der
Mörder ein verlassenes Kind seiner Rasse wäre, selbst wenn Vicki nicht über
ihn gestolpert wäre, als er sich über diese Leiche beugte, selbst wenn er
nicht beschlossen hätte, ihr zu vertrauen, es hätte nichts an der gestrigen
Schlacht mit dem Dämon, seiner Niederlage und dem Verlust des Zauberbuchs
geändert. Das einzige, was das hätte verhindern können, wäre die Zerstörung des
Zauberbuchs gewesen, als er es im 19. Jahrhundert bekommen hatte, und offen
gestanden, er war sich nicht sicher, ob er es hätte zerstören können, damals
oder heute.
    „Allerdings", gab er zu, seine rechte Hand
leicht um den linken Unterarm geschlungen, die Haut gegen das grelle Weiß des
Verbands noch bleicher als gewöhnlich, „wenn Vicki sich nicht in die Gleichung
hineingedrängt hätte, dann wäre ich gestorben." Und dann wäre niemand
mehr dagewesen, um den Dämonenfürsten daran zu hindern, sich zu erheben. Er zog
die Lippen von den Zähnen zurück. „Nicht, daß ich viel zu tun scheine, um es zu
verhindern."
    Warum rief sie nicht an?
    Er begann, auf und ab zu gehen, auf und ab, auf und
ab vor dem Fenster.
    Sie hatte in der vorigen Nacht sehr viel Blut
verloren. War sie in Schwierigkeiten geraten und zu schwach, um damit
fertigzuwerden?
    Er erinnerte sich an das Gefühl von Ginevras totem
Fleisch unter seinen Händen, als er sie losgeschnitten hatte. Sie war so
lebendig gewesen. So lebendig wie Vicki...
    Warum rief sie nicht an?
    Sie war jetzt schon geraume Zeit bei Bewußtsein und
hatte still gelegen, mit geschlossenen Augen, und darauf gewartet, daß das
Hämmern in ihren Schläfen aufhörte, in ihren Ohren widerzuhallen. Zeit war entscheidend,
ja, aber bei einer plötzlichen Bewegung würde sie sich die Seele aus dem Leib
kotzen, und sie wußte nicht, was das nützen sollte. Es war besser, zu warten,
Informationen zu sammeln und sich zu bewegen, wenn sie tatsächlich etwas
ausrichten konnte.
    Sie leckte sich die Lippen und schmeckte Blut, sie
konnte die warme Flüssigkeit aus ihrer Nase tropfen fühlen.
    Ihre Füße waren an den Knöcheln zusammengebunden.
Ihre Arme waren von den Handgelenken bis zu den Ellbogen festgezurrt; die
Fessel um ihre Handgelenke war kein Seil. Man hatte sie auf die Seite fallen
lassen,

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