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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 01 - Blutzoll
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Energie, die
sie hatte, zustimmend zu lächeln. Es lag zwar Gefahr darin, daß Coreen Norman
nicht ernst nahm, aber die Gefahr war größer, wenn das Mädchen durchdrehte.
    Dagegen anzukämpfen schadete ihr mehr als den
Fesseln. Sie kämpfte trotzdem dagegen an. Wenn die Welt schon enden mußte, dann
wollte sie verdammt sein, wenn sie sie unter diesen lächerlich hohen Absatz der
Cowboystiefel von Norman Birdwell geraten ließ, was wohl noch beleidigender
wäre.
      „Genug!" Henry drehte sich abrupt vom
Fenster weg und stürzte zur Tür. Er hatte einen Namen, er hatte einen Ort, es
war Zeit, daß er sich an der Jagd beteiligte. „Ich hätte überhaupt nicht so
lange warten sollen."
    An der Tür bremste er kurz ab, schnappte seinen
Mantel und schaffte es, völlig normal zu wirken, als er in den Korridor trat.
Er schob den Schlüssel ins Schloß, ging zur Treppe und haßte die Scharade, die
ihm das Tempo eines Sterblichen aufzwang.
    Im dämmrigen Licht des Treppenhauses ließ er alle
Verstellung fallen und bewegte sich so schnell, wie seine schmerzenden Muskeln
es erlaubten.
    Es waren etwas weniger als zwei Stunden bis
Mitternacht.
    Er vergaß völlig, daß das Treppenhaus ein Teil des
automatischen Kameraüberwachungssystems des Gebäudes war.
    Vicki kehrte langsam wieder ins Bewußtsein zurück
und dachte: Das muß aufhören. Jedesmal, wenn sie sich zu bewegen versuchte,
jedesmal, wenn sie ihren Kopf zu heben versuchte, fiel sie wieder in die
finstere Grube zurück. Gelegentlich übermannte sie die Finsternis, wenn sie
nichts weiter tat, als still zu liegen und ihre Kraft für einen weiteren Befreiungsversuch
zu sparen. Ich muß mir etwas anderes einfallen lassen.
    Alles, was sie mit ihren unterbrochenen Kämpfen
erreicht hatte, war, ihren körperlichen Zustand zu verschlimmern und ihre Uhr
freizulegen.
    Sieben Minuten nach zehn. Henry ist wahrscheinlich
schon völlig aus dem Häuschen. Oh mein Gott, Henry! Ihr unbewußter Ruck führte
zu einem weiteren Schmerzanfall. Sie ignorierte ihn, in plötzlichem Entsetzen
verloren. Ich habe vergessen, ihn wegen dieses Wachmanns zu warnen...
    Obwohl er die Notwendigkeit von Überwachungskameras
einsah, hatte Greg sie nie gemocht. Er kam sich damit immer ein bißchen wie
ein Spanner vor. Zwei oder drei Wachen, die ständig Streife liefen, und einer,
der den Hauptposten an der Anmeldung bemannte, das war die Art von Arbeit, die
er lieber getan hätte. Eine Kamera konnte einfach nicht einen ausgebildeten
Mann vor Ort ersetzen. Aber ausgebildete Männer mußten bezahlt werden und
Kameras nicht, daher hatte er sie am Hals.
    Als die attraktive junge Dame aus dem Whirlpool
stieg und nach ihrem Handtuch griff, wandte er höflich die Augen ab.
Vielleicht wurde er einfach nur alt, aber diese beiden winzigen Textilfetzen
waren nicht das, was er einen Badeanzug nennen würde. Als er wieder hinsah,
zeigte dieser Monitor nur ordentliche Autoreihen in der Tiefgarage.
    Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und schob die
schwarze Armbinde zurecht, die er zu Ehren von Mrs. Hughes und Owen trug. Das
Haus würde ohne sie anders sein. Während die Nacht fortschritt, erwartete er,
ständig zu sehen, wie sie zu ihrem letzten Spaziergang vor dem Schlafengehen
ausgingen, und mußte sich immer wieder daran erinnern, daß er sie niemals wiedersehen
würde. Der junge Mann, den er abgelöst hatte, hatte wegen der Armbinde eine
Augenbraue hochgezogen und die zweite wegen der Erklärung. Junge Leute
heutzutage hatten keine Ahnung mehr von Respekt: nicht vor den Toten, nicht vor
Autoritätspersonen, nicht vor sich selbst. Henry Fitzroy war einer der wenigen
jungen Menschen, die er in den letzten zehn Jahren getroffen hatte, der das
verstand.
    Henry Fitzroy. Greg zupfte an seiner Unterlippe.
Letzte Nacht hatte er etwas sehr, sehr Dummes getan. Es war ihm peinlich, und
es tat ihm leid, aber er war sich nicht völlig sicher, daß er unrecht hatte.
Wie einer seiner alten Sergeants zu sagen pflegte: Wenn es geht wie eine Ente
und quakt wie eine Ente und sich benimmt wie eine Ente, dann stehen die Chancen
gut, daß es auch eine Ente ist." Der Sergeant hatte sich auf die Nazis
bezogen, aber Greg dachte, daß das auch auf Vampire paßte. Obwohl er Zweifel
daran hatte, daß ein junger Mann von Mr. Fitzroys Qualitäten einen solch
wahnsinnigen Mord begehen könnte - es war nichts Wahnsinniges in dem Blick
gewesen, den Greg vor so vielen Wochen in Mr. Fitzroys Augen gesehen hatte; er
war tatsächlich beängstigend

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