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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 01 - Blutzoll
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ist der Witz dabei?"
    „Diese Erklärung würde zu lange dauern. Wie wäre
es, wenn du mir etwas erklärtest?"
    „Frag nur, Mann. Ich antworte."
    „Warum dieser falsche jamaikanische Akzent?"
    „Falsch?" Alex' Stimme übertönte die Musik,
und ein halbes Dutzend Leute duckte sich, als er mit dem freien Arm wedelte.
„Falsch? An diesem Akzent ist überhaupt nix falsch, Mann. Ich gehe zu meinen
Wurzeln zurück."
    „Alex, du stammst aus Halifax."
    „Ich habe tiefere Wurzeln, da kannst du drauf
wetten." Er versetzte dem kleineren Mann einen Schubs und fügte ohne
Akzent hinzu: „Bitte sehr, Süße, geliefert wie bestellt."
    Die Frau, die auf den Stufen zu Alex'
verschlossenem Studio saß, war beträchtlich kleiner als selbst Henry mit seinen
1,65 m. Ihr Mangel an Größe, zusammen mit ihren ausgebeulten Jeans und dem zu
großen Pull-

over, verliehen ihr das Aussehen eines verlassenen
Kindes, was in völligem Widerspruch zu ihrem kurzgeschnittenen platinblonden
Haar und der Intensität ihres Gesichtsaudrucks stand.
    Henry schlüpfte aus Alex' Arm und vollführte eine
vollendete höfische Verbeugung im Stil des 16. Jahrhunderts - nicht daß jemand
im Raum sie als solche erkannt hätte. „Isabelle", intonierte er ernst.
    Isabelle schnaubte, streckte die Hand aus, packte
sein Revers und zerrte seinen Mund auf ihren.
    Henry erwiderte den Kuß begeistert und schob
geschickt ihre Zunge von den scharfen Spitzen seiner Zähne weg. Er war nicht
sicher gewesen, ob er heute nacht trinken würde. Jetzt war er es.
    „Wenn ihr beide euch derart zügelloser
Heterosexualität hingeben wollt, in meinem Haus noch dazu, gehe ich
jetzt." Mit einem tuntigen Winken einer übertrieben abgespreizten Hand
tänzelte Alex davon.
    „Er wird seine Persönlichkeit wieder ändern, bevor
er die Tür erreicht", bemerkte Henry, während er sich auf den Stufen
niederließ. Ihre Schenkel berührten sich, und er konnte fühlen, wie sein
Hunger wuchs.
    „Alex besitzt mehr Masken als irgend jemand anders,
den ich kenne", stimmte Isabelle zu, nahm ihre Bierflasche und zupfte am
Etikett.
    Henry strich mit einem Finger über ihre Augenbraue.
Sie war fast weiß gebleicht, passend zum Haar. „Wir tragen alle Masken."
    Isabelle hob die Braue unter seinem Finger. „Wie
tiefgründig. Demaskieren wir uns alle um Mitternacht?"
    „Nein." Er konnte nicht verhindern, daß man
die Melancholie in seiner Stimme hörte, als ihm der Quell seiner jüngsten
Unzufriedenheit klar wurde. Es war so lange, so furchtbar lange her, seit er
jemandem die Wirklichkeit dessen, was er war und was dies alles bedeutete,
hatte anvertrauen können. So lange, seit er eine Sterbliche hatte finden
können, mit der er ein Band aufbauen konnte, das auf mehr als auf Sex und Blut
beruhte. Und daß ein Kind aus dem tiefsten Band, das ein Vampir und eine Sterbliche
miteinander teilen konnten, geschaffen und dann verlassen worden sein konnte,
verschärfte seine Einsamkeit nur noch.
    Er spürte, wie Isabelles Hand seine Wange
streichelte, sah das verwirrte Mitgefühl auf ihrem Gesicht und mit einem
innerlichen Fluch wurde ihm klar, daß er seine Maske zum zweiten Mal an diesem
Abend hatte fallen lassen. Wenn er nicht bald jemanden fand, der ihn
akzeptierte,

dann, so fürchtete er, würde ihm die Wahl
abgenommen werden, und sein Bedürfnis ihn bloßstellen, ob er nun wollte oder
nicht.
    „Also", brachte er sich mit einiger
Anstrengung wieder zurück in die Gegenwart, „wie war dein Auftritt?"
    „Es war März. Es war Sudbury." Sie zuckte die
Achseln und kehrte mit ihm in die Gegenwart zurück, wenn er es so wollte. „Mehr
muß man dazu nicht sagen."
    Wenn man die Wirklichkeit nicht mit jemanden teilen
kann, dann gibt es schlimmere Dinge, als jemanden zu haben, mit dem man seine
Masken teilen kann. Sein Blick fiel auf eine schwache blaue Linie, die unter
dem Kragen ihres Pullovers verschwand, und der Gedanke an das Blut, das so
dicht unter der Oberfläche floß, beschleunigte seinen Atem. Es war Hunger,
nicht Begierde, aber er vermutete, daß es sich letztlich um das gleiche
handelte. „Wie lange bist du in Toronto?"
    „Nur heute und morgen."
    „Dann sollten wir die Zeit, die wir haben,
nutzen."
    Sie verschränkte die Finger in seinen, mied
vorsichtig den Verband und zog ihn mit sich hoch. „Ich dachte schon, du würdest
nie fragen."
     
    Samstag Nacht um 23:15 fiel Norman auf, daß ihm die
Holzkohle für den Hibachi ausgegangen war und der einzige Laden vor Ort, wo er
welche gefunden

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