Huff, Tanya
noch
jung.
„Ach, das übliche." Drei Rollen Bons wurden
aus der geräumigen linken Tasche des zu großen Jacketts gezogen, während das
Geld in die rechte geschoben wurde. Eine Reihe der Clubs ohne Ausschanklizenz
war zu Bons übergegangen. Falls oder, was wahrscheinlicher war, wenn sie aufflogen,
konnten sie immer noch behaupten, sie hätten keine Drinks verkauft, sondern
nur Bons.
„Ich denke, dann sollte es auch das übliche
sein."
„Gut. Zweimal Sprudel." Die zwei Bons
wechselten die Hände. „Du weißt, Henry, daß du verdammt viel für ein bißchen
Pisse mit Bläschen bezahlst."
Henry grinste auf ihn herab und machte eine
Handbewegung, die das Loft umfaßte. „Ich zahle fürs Ambiente, Thomas."
„Ambiente, daß ich nicht lache", schnaubte
Thomas herzlich. „He, mir ist gerade eingefallen, daß Alex einen Kasten
halbwegs anständigen Burgunder bekommen hat... "
Nur ein stärkerer Mann als Henry Fitzroy hätte
dieser Vorlage widerstehen können. „Nein, danke, Thomas, ich trinke niemals...
Wein." Er drehte sich um, um in den Raum zu blicken, und sah für einen
Augenblick eine andere Versammlung.
Die Kleider, wie Pfauen leuchtender Samt, Seide und
Spitzen, verwandelten den gesamten Raum in ein glitzerndes Kaleidoskop aus
Farben. Er haßte es, an den Hof zu kommen und erschien nur, wenn sein Vater es
verlangte. Die falsche Schmeichelei, das ständige Bemühen um Rang und Macht,
der seelenvernichtende Balanceakt, der durchgeführt werden mußte, um sowohl dem
Richtblock als auch dem Scheiterhaufen zu entgehen, all dies machte den jungen
Herzog von Richmond nervös.
Als er durch den Salon ging, zeigte jedes Gesicht,
das sich ihm zum Gruß zuwandte, den gleichen Ausdruck - eine Maske aus spröder
Heiterkeit, Langeweile, Mißtrauen und Furcht zu ungefähr gleichen Teilen.
Dann trieb ihn der Heavy-Metal-Klang von Anthrax'
„Greensleeves" zurück in die Vergangenheit. Der Samt und die Juwelen
verwandelten sich wieder in schwarzes Leder, Pappe und Plastik. Die spröde
Heiterkeit verdeckte nur noch Langeweile. Henry nahm an, es sei eine Verbesserung.
Ich sollte auf der Straße sein, dachte er, als er
zur Küche/Bar ging und Diskussionen über die jüngsten Morde und die Kreaturen,
denen sie zugeschrieben werden konnte, aufschnappte. Ich werde das Kind hier
nicht finden... aber das Kind hatte seit Dienstagnacht nicht mehr getrunken,
also hatte es vielleicht die Raserei überwunden und das nächste Stadium seiner
Metamorphose erreicht. Aber sein Erzeuger... seine Hände ballten sich zu
Fäusten und zerrten schmerzhaft an dem Verband und den Blasen darunter. Der
Erzeuger muß noch gefunden werden. Das konnte er hier tun. Schon zweimal zuvor
hatte er in Alex' Loft ein weiteres Raubtier gewittert. Damals hatte er es
dabei belassen, da der Blutgeruch von so vielen Menschen es zu einer
Zeitverschwendung machte, einen Konkurrenten aufzuspüren. Wenn es heute nacht
wieder geschah, würde er die Zeit darauf verschwenden.
Plötzlich merkte er, daß ihm der Weg freigemacht
wurde, als er durch den überfüllten Raum ging, und er beherrschte hastig seinen
Gesichtsausdruck. Die Männer und Frauen, die hier versammelt waren, mit ihren
bemalten Gesichtern und dem baumelnden Edelmetall, waren noch nah genug an
ihren primitiven Anfängen, um einen Jäger zu erkennen, wenn er sich unter ihnen
bewegte.
Das war jetzt dreimal; der Wachmann, die Sonne und
das. Du wirst dir noch ein paar Pflöcke einhandeln, wenn du nicht besser
aufpaßt, Idiot. Was war nur in letzter Zeit mit ihm los?
„He, Henry, lang her, seit du hier warst."
Alex, der Besitzer des Lofts, legte einen langen, nackten Arm um Henry Fitzroys
Schultern, schob ihm eine geöffnete Flasche Wasser in die Hand und steuerte ihn
geschickt von der Bar weg. „Ich hab' hier jemanden, der dich sehen muß,
Mann."
„Jemanden, der mich sehen muß?" Henry ließ
sich steuern. So gingen die meisten Leute mit Alex um, da Widerstand einfach
zuviel Energie kostete. „Wen?"
Alex grinste von seinen 1,90 m auf ihn herab und
blinzelte breit. „Ach, nein, das würde alles verraten. Was hast du denn mit
deiner Hand gemacht?"
Henry sah auf den Verband herunter. Selbst in dem
dämmrigen Licht des Clubs schien er über dem schwarzen Leder seiner Manschette
zu leuchten. „Ich habe mich verbrannt."
„Verbrennungen sind übel, Mann. Hast du
gekocht?"
„Das könnte man so sagen." Seine Lippen
zuckten ein wenig, obwohl er sich streng sagte, das sei überhaupt nicht
komisch.
„Wo
Weitere Kostenlose Bücher