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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 01 - Blutzoll
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Vielleicht hatte Mike
die Information zurückgehalten, damit er in Zukunft etwas zum Verhandeln hatte.
Vielleicht. Vielleicht hatte er auch einfach vergessen, es ihr zu erzählen.
Ha! Vielleicht konnten Schweine auch fliegen, aber sie bezweifelte es.
    Im Augenblick mußte sie über Wichtigeres
nachdenken. Etwa, was für eine Art von Kreatur mit 40 Quadratzentimetern Kehle
und 6 Litern Blut davonspazierte.
    Die U-Bahn donnerte aus Eglinton West in Richtung
Lawrence davon, und Vicki ging, da die Station im Augenblick leer war,
zielstrebig auf den Arbeiterzugang am südlichen Ende des Bahnsteigs Richtung
Norden zu. Es war jetzt ihr Fall, und sie konnte es nicht ausstehen, mit
Informationen aus zweiter Hand zu arbeiten. Sie mußte den Unterstand
persönlich sehen, in dem der Mörder angeblich verschwunden war.

An der kurzen Betontreppe blieb sie kurz stehen, ihr
Blut pochte unnatürlich laut in ihren Ohren. Sie hatte sich immer für immun
gegenüber Aberglauben, Ammenmärchen und nächtlichen Schrecken gehalten, aber
angesichts des Tunnels, der sich dunkel und scheinbar endlos vor ihr erstreckte
wie der Bau irgendeines gigantischen Wurms, war sie plötzlich nicht in der
Lage, den letzten Schritt vom Bahnsteig hinunter zu tun. Ihre Nackenhaare
sträubten sich, als sie sich daran erinnerte, wie sie sich in der Nacht, als
Ian Reddick gestorben war, sicher gewesen war, daß etwas Tödliches im Tutinel
lauerte. Das Gefühl war nicht zurückgekehrt, aber die Erinnerung daran hatte
genügend Kraft, um sie zurückzuhalten.
    Das ist lächerlich. Reiß dich zusammen, Vicki. In
diesem Tunnel ist nichts, was dir wehtun könnte. Ihr rechter Fuß glitt eine
halbe Stufe nach unten. Das Schlimmste, was dir dort begegnen könnte, sind ein
Angestellter der TTC und eine Anklage wegen unbefugten Betretens. Ihr linker
Fuß bewegte sich nach vorn, am rechten vorbei. Gott, du benimmst dich wie ein
idiotischer Teenager in einem Horrorfilm. Dann stand sie auf der ersten Stufe.
Der zweiten. Der dritten. Dann war sie auf dem schmalen Betonstreifen, der für
einen sicheren Weg entlang der äußeren Schienen sorgte.
    Na, siehst du. Da ist überhaupt nichts dabei. Sie
wischte sich die plötzlich feuchten Hände an ihrem Mantel ab und kramte in der
Handtasche nach der Taschenlampe. Dann hatte sie das befriedigend solide Stück
in ihrer Hand und flutete den Tunnel mit Licht. Sie hätte es vorgezogen, es
nicht zu benutzen, fern der harten Neonlichter der Station lag der Tunnel eher
in einem unwirklichen Zwielicht als in echter Dunkelheit, aber ihre Nachtsicht
hatte sich auf einen Punkt vermindert, an dem selbst Zwielicht
undurchdringlich geworden war. Der Zorn, den ihr Zustand immer erregte, wischte
den letzten Rest Angst fort.
    Sie hoffte fast, daß etwas ihr über den Weg
schlich. Als Vorspeise würde sie ihm die Taschenlampe verpassen.
    Vicki schob die Brille die Nase hoch und ging
vorsichtig den Zugangsweg entlang, den Blick fest auf den Lichtstrahl
geheftet. Wenn die Züge pünktlich fuhren - und wenn die TTC auch nicht das Rad
erfunden hatte, arbeitete sie doch recht gut -, wäre der nächste erst in, sie
blickte auf ihre Uhr, acht Minuten fällig. Massig Zeit.
    Sie erreichte den ersten Arbeiterunterstand, als
ihr noch sechs Minuten blieben, und rümpfte mißbilligend die Nase angesichts
der offenkundigen Hinweise auf eine polizeiliche Untersuchung. „Klar,
Jungs", murmelte sie und ließ das Licht über die Betonwände gleiten, „hinterlaßt
für die nächste Person einen Riesensaustall."
    Das Loch, das Mike Cellucis Leute gegraben hatten,
war ungefähr in Hüfthöhe in der Mitte der Rückwand und maß etwa 20 cm im Durchmesser.
Vicki stieg über Betonbröckchen und beugte sich vor, um besser sehen zu können.
Hinter dem Loch war, wie Celluci gesagt hatte, nur Erde.
    „Also, wenn er nicht hier hereingekommen ist",
runzelte sie die Stirn, „wo ist er dann... " Dann fiel ihr der Spalt auf,
der über die gesamte Länge der Wand verlief, in das gebohrte Loch hinein und
wieder heraus. Eine nähere Untersuchung brachte ihre Nase fast in Kontakt mit
dem Beton. Ein leichter Hauch eines vertrauten Geruchs ließ sie nach ihrem
Schweizer Messer kramen und vorsichtig an den Rändern der dunklen Nische
kratzen.
    Die Flocken auf der Schneide der rostfreien
Stahlklinge schienen im Licht der Taschenlampe rotbraun. Es hätte Rost sein
können. Vicki berührte eine davon mit der Zungenspitze. Es hätte Rost sein
können, aber es war keiner. Sie hatte eine

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