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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 01 - Blutzoll
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den
Fernseher ein, da sie plötzlich Geräusche in ihrer Wohnung brauchte.
    „Das ist verrückt", murmelte sie, öffnete das
Buch wieder und las, während sie auf und ab ging. Phantasie und Realität kamen
sich gerade ein wenig zu nahe, um sich dabei wohl zu fühlen, und waren sich mit
Sicherheit zu nah, um stillzusitzen.
    Der Rest des Eintrags zählte verschiedene Wege auf,
um mit diesen Kreaturen fertigzuwerden, von Eschenpflöcken über Senfkörner bis
zu Kreuzen, und schilderte in allen Einzelheiten, wie man sie pfählte, köpfte
und verbrannte.
    Vicki klappte den dünnen Band zu und hob den Kopf,
um aus dem Fenster zu sehen. Trotz der Straßenlaterne, die kaum drei Meter von
ihrer Wohnung entfernt leuchtete, war sie sich der Dunkelheit, die gegen das
Glas drückte, äußerst bewußt. Für ein Fabelwesen schien man die Methoden
seiner Vernichtung sehr ernst zu nehmen.

 
    Hinter der Polizeiabsperrung kauerte etwas über dem
Teil des Bürgersteigs, wo man die vierte Leiche gefunden hatte. Obwohl die
Nacht keine Geheimnisse vor ihm verbergen konnte und er anders als die anderen,
die dort gesucht hatte, wußte, wonach er suchte, fand er nichts.
    „Nichts", murmelte Henry zu sich selbst, als
er wieder aufstand. „Und doch sollte da etwas sein." Ein Kind seiner Art
mochte vielleicht in der Lage sein, seine Spuren vor menschlichen Jägern zu
verbergen, aber nicht vor seinesgleichen. Er hob den Kopf, und seine
Nasenflügel bebten, um die Luft zu überprüfen. Eine Katze — nein, zwei —, die
selbst auf der Jagd waren, Regen, der noch vor dem Morgen einsetzen würde,
und...
    Henry runzelte die Stirn, und seine Augenbrauen
bildeten ein tiefes V. Und was noch? Er kannte den Geruch des Todes in all
seinen Manifestationen, und über den Rückständen des Mordes von heute morgen
war ein schwacher Hauch von etwas Älterem, Üblerem, beinahe vertrautem.
    Seine Erinnerungen gingen mehr als 450 Jahre
zurück. Irgendwo in dieser Zeit...
    Der Polizeiwagen war fast auf gleicher Höhe mit
ihm, bevor er ihn sah, und die winzige Sonne im Herzen des Suchscheinwerfers
hatte begonnen zu leuchten, ehe er sich bewegte.
    „Scheiße! Hast du das gesehen?"
    „Was?" Hilfs-Constable Wojtowicz starrte aus
dem Fenster auf den breiten Lichtkegel, der sich vom Dach des langsam
fahrenden Wagens ausbreitete.
    „Weiß nicht." PC Harper lehnte sich über das
Lenkrad und spähte an seiner Partnerin vorbei. „Ich hätte schwören können, daß
ich einen Mann innerhalb der Absperrung stehen sah, als ich das Licht
einschaltete."
    Hilfs-Constable Wojtowicz schnaubte. „Dann müßten
wir ihn doch immer noch sehen. Niemand ist so schnell. Und außerdem", sie
machte eine Handbewegung auf die Aussicht vor dem Fenster, „ist dort nichts,

wo man sich verstecken könnte." Das schloß den
Bürgersteig, die Absperrungen und ein Stück sumpfige Wiese ein. Obwohl jede
Unregelmäßigkeit schwarze Schatten warf, war keiner groß genug, um einen
Menschen zu verstecken.
    „Meinst du, wir sollten aussteigen und uns
umsehen?"
    „Du bist der Chef."
    „Also... " Nichts bewegte sich inmitten des
starken Kontrasts aus Licht und Schatten. PC Harper schüttelte den Kopf. Die
Nacht hatte ihn nervös gemacht, Nerven blank gelegt und an ihnen gezerrt. „Du
hast sicher recht. Da draußen ist nichts."
    „Klar habe ich recht." Das Auto fuhr weiter
den Block entlang, und sie griff hinüber, um den Suchscheinwerfer
auszuschalten. „Du läßt dich von diesem ganzen Vampirkram in der Presse nervös
machen."
    „Du glaubst nicht an Vampire?"
    „Natürlich glaube ich nicht an Vampire."
Hilfs-Constable Wojtowicz machte es sich in ihrem Sitz bequemer. „Erzähl mir
nicht, daß du es tust."

Jetzt war es an PC Harper, abfällig zu schnauben.
„Ich", erklärte er ihr trocken, „habe einen Persönlichkeitstest
abgelegt."
    Auf der Wiese lag einer der Schatten, das Gesicht
in den Dreck gepreßt, und erinnerte sich. Der Geruch war hier stärker, zu
einem Drittel mit Erde und Blut vermischt, und wischte die Jahrhunderte fort.
    Es war in London gewesen, 1593. Elizabeth regierte
schon einige Zeit. Er war seit 57 Jahren tot. Er war auf dem Heimweg vom
Theater, wo er gerade die Uraufführung von Richard III. gesehen hatte. Im
großen und ganzen hatte er sich unterhalten, obwohl er das Gefühl hatte, der
Bühnendichter habe sich einige Freiheiten mit der Persönlichkeit des Königs
herausgenommen.
    Aus einer abfallübersäten Gasse war ein junger Mann
getaumelt -dünn und zerzaust,

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