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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 01 - Blutzoll
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den Maschendrahtzaun, der den hinteren Hofteil
abgrenzte, und verschwand mit seiner Last in die Nacht.

Henry kippte den Inhalt der großen schwarzen
Handtasche auf dem Couchtisch aus, kniete nieder und wühlte in dem Chaos nach
etwas, das wie ein Ausweis aussah; eine Brieftasche, ein Visitenkartenetui,
irgendetwas. Nichts zu finden.
    Nichts zu finden? Das war unmöglich. Heute ging
niemand ohne einen Ausweis aus, nicht einmal jemand, der nur eine Nacht
unterwegs war. Schließlich fand er sowohl das Visitenkartenetui als auch die
Brieftasche in einer Seitentasche der Handtasche, wo man daran kam, ohne die
Haupttasche durchwühlen zu müssen.
    „Victoria Nelson, Privatdetektivin." Er stieß
den Atem aus, von dem er gar nicht bemerkt hatte, daß er ihn angehalten hatte,
während er ihre restlichen Papiere durchsah. Eine Privatdetektivin, na Gott sei
Dank. Er hatte gefürchtet, auf irgendeine Art von Zivilpolizistin gestoßen zu
sein, was in der ganzen Stadt eine Großfahndung ausgelöst hätte. Er hatte im
Laufe der Jahrhunderte beobachtet, daß die Polizei, was immer auch ihre
sonstigen Schwächen sein mochten, für die Ihren sorgte. Eine Privatdetektivin
war aber eine Privatperson und als solche wahrscheinlich noch nicht vermißt
worden.
    Henry stand auf und blickte auf die bewußtlose Frau
auf seinem Sofa. Wenn er es auch geschmacklos fand, würde er töten, um sich
selbst zu schützen. Hoffentlich würde es diesmal nicht nötig sein. Er schlüpfte
aus dem Mantel und begann sich zu überlegen, was er ihr sagen würde, wenn sie
aufwachte...
    ... falls sie aufwachte.
    Ihr Herzschlag erfüllte die Wohnung, sein Rhythmus
fast doppelt so schnell wie sein eigener. Er forderte ihn auf zu trinken, aber
er hielt den Hunger in Schach.
    Er sah auf die Uhr. 2:13. Sonnenaufgang in vier
Stunden. Wenn sie eine Gehirnerschütterung hatte...
    Er hatte sie nicht schlagen wollen. Jemanden mit
einem Hieb bewußtlos zu schlagen war nicht einfach, ganz gleich, was Kino- und
Fernsehfilme behaupteten. Sporadische Übung im Laufe der Jahre hatte ihn
gelehrt, wo und wie er zuschlagen mußte, aber keine Erfahrung konnte die
Tatsache ändern,

daß ein Schlag auf den Kopf das Gehirn im Schädel
vor und zurück schmetterte und das weiche Gewebe gegen den Knochen quetschte.
    Und es ist auch noch ein attraktiver Schädel, fiel
ihm auf, als er sie näher betrachtete. Obwohl es eine definitive Andeutung von
Eigensinn in der Breite des Kiefers gibt. Er sah noch einmal auf ihren Ausweis.
31. Ihr kurzes dunkelblond-hellbraunes Haar - er runzelte die Stirn, da er
sich nicht entscheiden konnte - zeigte keine Spur von Grau, aber winzige
Lachfältchen hatten begonnen, sich um ihre Augen zu bilden. Als er noch
„gelebt" hatte, war 31 mittleren Alters gewesen. Jetzt schien es kaum
erwachsen zu bedeuten.
    Sie trug kein Make-up, was er gut fand, und der
zarte, leicht goldene Flaum auf ihren Wangen ließ ihre Haut wie Samt wirken.
    Und sich wie Samt anfühlen... er zog seine Hand
zurück und unterdrückte den Hunger noch energischer. Es war Lust, kein
Bedürfnis, und er würde sich nicht davon beherrschen lassen.
    Die winzigen Muskeln in ihrem Gesicht zuckten, und
ihre Augen öffneten sich. Wie ihr Haar waren sie nicht eindeutig definierbar,
weder blau noch grau noch grün. Die Spitze ihrer Zunge befeuchtete ihre
trockenen Lippen, und sie begegnete furchtlos seinem Blick.
    „Du Mistkerl", sagte sie und zuckte zusammen.
Vicki tauchte aus der Finsternis auf und kratzte verzweifelt Informationen
zusammen, aber das Geräusch des Blutes, das in ihren Ohren pochte, ertränkte
jeden zusammenhängenden Gedanken. Sie kämpfte dagegen an. Schmerz - und ja, es
tat weh - bedeutete Gefahr. Sie mußte wissen, wo sie war, wie sie dorthin
gekommen war...
    Das Gesicht eines Mannes schwebte einige Zentimeter
über dem ihren, das Gesicht eines Mannes, das sie erkannte.
    „Du Mistkerl", sagte sie und zuckte zusammen.
Die Worte, die Bewegung des Kiefers, schickten frische Impulse des Schmerzes
in ihren Kopf. Sie tat, was sie konnte, um sie zu ignorieren. Das letzte Mal,
als sie dieses Gesicht gesehen hatte und den Körper, mit dem es zweifellos
verbunden war, hatte es sich von einem Gemetzel erhoben und sie angegriffen. Obwohl
sie sich nicht erinnern konnte, hatte er sie offenbar bewußtlos geschlagen und
hierher gebracht, wo immer hier auch war.
    Sie versuchte, an ihm vorbeizublicken, eine
Vorstellung von ihrer Umgebung zu bekommen, aber das Zimmer, wenn es ein
Zimmer war,

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