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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 01 - Blutzoll
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war zu dunkel. Wußte sie irgendetwas, das ihr weiterhalf?

Ich bin vollständig bekleidet, liege auf einem Sofa
in der Gesellschaft eines wahnsinnigen Mörders, und obwohl der Rest meines
Körpers zu funktionieren scheint, fühlt sich mein Kopf an, als ob er zu viele
Torschüsse abgegeben hat. Es schien nur eine Möglichkeit zu geben. Sie warf
sich vom Sofa.
    Leider erwies sich die Schwerkraft als stärker als
die Idee.
    Als sie auf den Boden traf, hinterließ ein
Brillantfeuerwerk Nachbilder von Grün, Gold und Rot auf der Innenseite ihrer
Augenlider, und sie versank wieder in der Finsternis.
    Das zweite Mal, als Vicki zu Bewußtsein kam,
geschah es schneller als beim ersten Mal, und die Grenze zwischen dem einen
Zustand und dem nächsten war klarer gezogen. Diesmal ließ sie die Augen
geschlossen.
    „Das war idiotisch", bemerkte eine
Männerstimme von irgendwo über ihr. Sie stritt es nicht ab. „Es ist durchaus
möglich, daß Sie das nicht glauben werden", fuhr er fort, „aber ich will
Sie nicht verletzen."
    Zu ihrer eigenen Überraschung glaubte Vicki ihm.
Vielleicht waren es der Ton oder der Klang seiner Stimme oder auch der
Eisbeutel, den er gegen ihren Kiefer hielt. Vielleicht war ihr Gehirn auch
durcheinander, was weit wahrscheinlicher schien.
    „Ich wollte Sie nie verletzen. Ich bedaure
dies", sie fühlte, wie der Eisbeutel sich etwas bewegte, „aber ich
glaubte nicht, daß ich Zeit für Erklärungen hätte."
    Vicki öffnete erst ein Auge, dann das andere.
„Erklärungen?" Das blasse Oval seines Gesichts schien im Dämmerlicht zu
schweben. Sie wünschte, ihn besser sehen zu können.
    „Ich habe den Mann nicht getötet. Ich kam kurz vor
Ihnen bei der Leiche an."
    „Ja?" Ihr wurde klar, was nicht stimmte. „Wo
ist eigentlich meine Brille?"
    „Ihre... oh." Das Oval drehte sich weg und kam
einen Augenblick später zurück.
    Sie wartete mit geschlossenen Augen, als er ihr die
Bügel über die Ohren schob, ungefähr da, wo sie hingehörten, und den Steg
sanft auf ihrer Nase platzierte. Als sie die Augen wieder öffnete, hatten die
Dinge sich kaum geändert. „Könnten Sie Licht machen?"
    Vicki konnte seine Verwirrung spüren, als er
aufstand. Also reagierte sie nicht, wie er erwartete; wenn er auf eine
erschreckte Reaktion gewartet hatte, dann müßte sie das später ausprobieren,
denn im Augenblick schmerzte ihr Kopf zu stark, um es auch nur zu versuchen.
Und außerdem gab es im Moment verdammt noch mal nichts, was sie tun konnte,
selbst wenn sich herausstellen sollte, daß er der Mörder war.
    Das Licht half, obwohl es nicht stark genug war, um
die Schatten aus den gegenüberliegenden Ecken zu verbannen. Von dort, wo sie
lag, konnte sie eine teure Stereoanlage und die Ecke eines Bücherschranks mit
Glastüren sehen. Langsam setzte sie sich auf, ihren Kopf wie ein Ei auf einem
Löffel balancierend.
    „Sind Sie sicher, daß das klug ist?"
    Das war sie nicht. Aber das würde sie nicht
zugeben. „Es geht mir gut", schnauzte sie, verschloß ihre Kehle vor einer
Welle der Übelkeit und kämpfte diese erfolgreich nieder. Während sie die
Handschuhe auszog, studierte sie ihren Entführer mit finsterem Blick.
    Er sah nicht wie ein wahnsinniger Mörder aus. Gut,
Vicki, du bist ja so schlau, beschreib in fünfundzwanzig Worten oder weniger
einen wahnsinnigen Mörder. Sie konnte nicht sagen, was seine Augenfarbe war,
obwohl eine sachkundige Vermutung auf helles Haselnußbraun tippte, aber seine
Augenbrauen und Wimpern waren röter als sein rotblondes Haar - ein Teint, der
in der Sonne Sommersprossen bekam. Sein Gesicht war breit, ohne im mindesten
fett zu sein - die Art von Gesicht, die man als ehrlich bezeichnet -, und sein
Mund hatte eine winzige Andeutung klassisch geschwungener Lippen. Attraktiv.
Sie schätzte seine Größe anhand der Stereoanlage und ergänzte, aber klein.
    „Also", begann sie, als sie sich vorsichtig in
die Sofakissen lehnte, im Plauderton. Reden Sie mit ihnen, sagte das Regelbuch.
Gewinnen Sie ihr Vertrauen. „Warum sollte ich Ihnen glauben, daß Sie nichts
damit zu tun hatten, daß diesem Mann die Kehle herausgerissen wurde?"
    Henry trat vor und gab ihr den Eisbeutel. „Sie
waren direkt hinter mir", erklärte er ihr ruhig. „Sie müssen doch gesehen
haben... "
    Was gesehen? Sie hatte die Leiche gesehen, über die
er sich beugte, die Lichter des Autos, das zerstörte Garagentor und die
Finsternis dahinter. Finsternis wirbelte vor Finsternis und war dann
verschwunden. Nein. Sie

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