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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 01 - Blutzoll
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Blick hinüber. Die fragliche Dame blickte sittsam auf
ihren Teller. „Aber das ist doch das Schmuckstück des alten Beswick."

„Beswick?" Dieses wunderschöne Geschöpf war
mit dem alten Beswick verheiratet? Aber der war doch mindestens im Alter von
Sir Thomas. Herzog Henry konnte es nicht glauben. „Aber der ist uralt!"
    „Er ist tot, Milord." Sir Thomas kicherte
amüsiert. „Aber er ist seinem Schöpfer als glücklicher Mann begegnet, schätze
ich. Sie ist ein süßes Ding und schien den Tod des alten Geißbocks schwer zu
nehmen. Habe wenig genug von ihr gesehen, als er noch am Leben war, und jetzt
noch weniger."
    „Wie lang waren die beiden denn verheiratet?"
    „Einen Monat... nein, eher zwei."
    „Und sie lebt jetzt in Beswick Castle?"
    Der Haushofmeister schnaubte. „Wenn Ihr diese
vermodernde Ruine eine Burg nennen möchtet, ja, Milord."
    „Wenn Ihr diesen Haufen eine Burg nennen
könnt", Henry wies mit einer Hand auf den großen Saal, der seit dem
zwölften Jahrhundert relativ unverändert war, „dann könnt Ihr alles eine Burg
nennen."
    „Dies ist ein Königssitz", protestierte Sir
Thomas verstimmt.
    Sie hat gelächelt. Ich habe es ganz deutlich
gesehen. Sie hat gelächelt. Mir zugelächelt. „Und wo sie wohnt, ist der Himmel
auf Erden", murmelte Henry träumerisch, vergaß für einen Augenblick, wo er
war, und verlor sich in diesem Lächeln.
    Sir Thomas brach in schallendes Gelächter aus,
verschluckte sich an einem Mundvoll Bier, mußte heftig auf den Rücken geklopft
bekommen und erregte so genau die Aufmerksamkeit, die Henry zu vermeiden gehofft
hatte.
    „Ihr solltet Euch mehr vor Aufregung hüten, guter
Herr Ritter", schalt der Erzbischof von York, als diejenigen, die ihm zu
Hilfe geeilt waren, sich wieder auf ihre Plätze begaben.
    „Nicht ich, Euer Gnaden", erklärte Sir Thomas
dem Prälat fromm, „es ist unser guter Herzog, dem die Schamberge zu eng
wird."
    Als er merkte, wie sein Gesicht rot anlief,
verfluchte Henry die Gesichtsfarbe der Tudors, die jedes Erröten sehen ließ,
als sei er eine Jungfer und nicht ein Mann von vollen sechzehn Sommern.
    Später, als die Musikanten begannen, auf der alten
Spielmannsgalerie aufzuspielen, ging Henry zwischen den Gästen umher und
versuchte seiner Ansicht nach erfolgreich, sein eigentliches Ziel zu
verbergen. Sie

würden ihn beobachten, und ein oder zwei, das wußte
er, erstatteten seinem Vater Bericht.
    Als er schließlich den Saal in ihre Richtung
durchquerte, nahm sie ihre schwarzsilbernen Röcke in eine Hand und ging in
Richtung der offenen Türen zum Burghof. Henry folgte ihr. Sie harrte auf ihn,
wie er es erwartet hatte, auf der zweiten der breiten Stufen. Weit genug
entfernt von der Tür, um in der Finsternis zu sein, aber nah genug, damit er
sie finden konnte.
    „Es, äh, ist heiß im Saal, nicht wahr?"
    Sie wandte sich ihm zu, ihr Gesicht und ihr Busen
schimmerten weiß. „Es ist August."
    „Ja, äh, das ist es wohl." Sie waren
tatsächlich nicht das einzige Paar, das Erleichterung vom erstickend heißen,
verräucherten Saal suchte, aber die anderen zogen sich diskret zurück, als sie
den Herzog kommen sahen. „Ihr, äh, fürchtet nicht die kalte Nachtluft?"
    „Aber nein. Im Gegenteil, ich liebe die
Nacht."
    Ihre Stimme erinnerte ihn an das Meer, und er
vermutete, daß sie ihn ebenso leicht mitreißen konnte. Drinnen, im
Fackelschein, hatte er sie für nicht älter als er selbst gehalten, aber
draußen, im Sternenlicht, schien sie alterslos. Er befeuchtete seine Lippen,
die plötzlich trocken waren, und suchte nach etwas, das er sagen konnte.
    „Ihr wart heute nicht mit auf der Jagd."
    „Nein, war ich nicht."
    „Ihr jagt nicht?"
    Trotz der Finsternis fing ihr Blick den seinen ein
und hielt ihn fest. „Oh doch."
    Henry schluckte schwer und bewegte sich unbehaglich
- seine Schamberge war nun tatsächlich zu eng. Wenn drei Jahre am
französischen Hof ihn auch nichts anderes gelehrt hätten, so hatte er doch
gelernt, die Avancen einer schönen Frau zu erkennen. In der Hoffnung, seine
Hände seien nicht feucht geworden, streckte er eine Hand aus.
    „Habt Ihr auch einen Namen?" fragte er, als
sie kühle Finger in die seinen legte.
    „Ich heiße Christina."

 
    „Vampirin?" Henry starrte Christina verblüfft
an. „Ich habe eigentlich nur gescherzt."
    „Habt Ihr das?" Sie wandte sich vom Fenster
ab, die Arme unter den Brüsten verschränkt. „So nennt mich aber Norfolk."
    „Norfolk ist ein eifersüchtiger Trottel."
Henry

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