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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 01 - Blutzoll
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Eure Idee, nicht wahr?"
    Der Herzog von Norfolk nickte. Seine Augen lagen
tief in den Höhlen, und die tiefen Linien um seinen Mund waren vor einem Monat
noch nicht da gewesen. „Ja", gab er ernst zu, „aber es ist zu Eurem
eigenen Besten, Henry."
    „Zu meinem Besten?" Henry lachte bitter. „Wohl
eher zu Eurem Besten, Norfolk. Es bringt Euch näher an den Thron." Er sah
den Alten zusammenzucken und freute sich. Er glaubte nicht, daß Norfolk ihn
benutzte, um näher an den Thron zu kommen. Der Herzog hatte seine Freundschaft
schon unzählige Male bewiesen, aber Henry war gerade von einer höchst
unerquicklichen Unterhaltung mit seinem Vater zurückgekehrt und wollte um sich
schlagen.
    „Du wirst Mary heiraten, Norfolks Tochter, noch vor
Ende dieses Monats. Du wirst Weihnachten bei Hofe verbringen, und dann wirst
du dich auf deine Güter in Richmond zurückziehen und nie wieder nach
Sheriffhuton gehen."
    Norfolk seufzte und legte eine kraftlose Hand auf
Henrys Schulter. Auch sein Gespräch mit dem Vater des Herzogs war alles andere
als angenehm gewesen. „Was er nicht weiß, das vermutet er; ich habe dies nur
als Euren einzigen Ausweg angeboten."
    Henry schüttelte seine Hand ab. Nie wieder nach
Sheriffhuton gehen. Sie nie wiedersehen. Nie wieder ihr Lachen hören oder ihre
Berührung spüren. Sie nie wieder berühren. Er biß die Zähne zusammen, um einen

Aufschrei zu unterdrücken. „Ihr versteht
nicht", knurrte er statt dessen und schritt davon, ehe die Tränen, die er
hochsteigen fühlte, ihn beschämten.
    „Christina!" Er rannte los, warf sich auf die
Knie und vergrub seinen Kopf in ihrem Schoß. Eine Zeitlang wurde die Welt zur
Berührung ihrer Hände und dem Klang ihrer Stimme. Als er endlich die Kraft
hatte, sich loszureißen, tat er es nur so weit, daß er ihr Gesicht sehen
konnte. „Was tut Ihr hier? Vater und Norfolk hegen einen Verdacht, und wenn sie
Euch hier finden..."
    Sie strich mit kühlen Fingern über seine Stirn.
„Sie werden mich nicht finden. Ich habe eine sichere Zuflucht für die Tage, und
wir werden nicht so viele Nächte miteinander verbringen, daß sie uns
entdecken." Sie machte eine Pause und legte ihre Hand an seine Wange. „Ich
gehe fort, aber ich konnte nicht gehen, ohne auf Wiedersehen zu sagen."
    „Fortgehen?" wiederholte er einfältig.
    Sie nickte, und ihr Haar fiel nach vorn. „England
ist zu gefährlich für mich geworden."
    „Aber wohin... "
    „Frankreich. Für den Augenblick."
    Henry umschloß ihre Hände mit den seinen. „Nehmt
mich mit, Christina. Ich kann nicht ohne Euch leben."
    Ein bitteres Lächeln umspielte ihre Lippen.
„Genaugenommen könnt Ihr nicht mit mir leben, Milord", gemahnte sie ihn.
    „Leben, Sterben, Unleben, Unsterben." Henry
sprang auf und breitete die Arme weit aus. „Es kümmert mich nicht, solange ich bei
Euch bin."
    „Ihr seid noch sehr jung."
    Ihren Worten fehlte die Überzeugung, und er konnte
die Unentschlossenheit in ihrem Gesicht sehen. Sie wollte ihn! Oh, gesegneter
Jesus und alle Heiligen, sie wollte ihn! „Wie alt wart Ihr, als Ihr gestorben
seid?" wollte er wissen.
    Sie biß sich auf die Lippen. „Ich war
siebzehn."
    „Ich werde in zwei Monaten siebzehn." Er fiel
wieder auf die Knie. „Könnt Ihr nicht wenigstens so lange warten?"
    „Zwei Monate... "
    „Nur zwei." Henry konnte den Triumph in seiner
Stimme nicht verbergen. „Dann habt Ihr mich für alle Ewigkeit."

Da lachte sie und zog ihn an ihre Brust. „Ihr habt
wirklich eine hohe Meinung von Euch, Milord."
    „Die habe ich" stimmte er zu. Seine Stimme
klang ein wenig gedämpft.
    „Wenn Eure Gemahlin kommen sollte... "
    „Mary? Sie hat ihre eigenen Gemächer und ist
glücklich dort." Immer noch auf den Knien zog er sie zum Bett.
    Zwei Monate später begann sie, jede Nacht zu
trinken und so viel zu nehmen, wie er ertragen konnte.
    Norfolk stellte Wachen in seinem Zimmer auf. Henry
schickte sie weg, zum ersten Mal in seinem Leben ganz der Sohn seines Vaters.
    Zwei Monate danach, während ehrwürdige Ärzte sich
am Kopf kratzten und sich über seinen Kräfteverfall wunderten, während Norfolk
die Gegend auf der fruchtlosen Suche in Aufruhr versetzte, zog sie ihn wieder
an ihre Brust, und er trank das Blut des ewigen Lebens.
     
    „Nur damit ich das richtig verstehe: Sie sind der
uneheliche Sohn Heinrichs VIII.?"
    „Ja." Henry Fitzroy, einst Herzog von Richmond
und Somerset, Graf von Nottingham und Ritter des Hosenbandordens, lehnte die
Stirn ans kühle Glas des

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