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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 01 - Blutzoll
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heute
wußte ich Bescheid und suchte nach dem Dämon." Er ging zum Sofa und beugte
sich über sie, die

Hände auf die helle Holzeinlage der Armlehnen
gestützt. „Wenn die Morde aufhören, werden die Geschichten aufhören, und
Vampire werden wieder in Mythen und Aberglauben versinken. Wir ziehen das vor.
Tatsächlich arbeiten wir hart daran, daß es so bleibt. Wenn die Zeitungen ihre
Leser davon überzeugen, daß wir real sind, dann können sie uns finden - unsere
Gewohnheiten sind zu bekannt." Er fing ihren Blick ein, hielt ihn fest und
bleckte die Zähne. „Ich zum Beispiel habe nicht die Absicht, für etwas gepfählt
zu werden, das ich nicht getan habe."
    Als er sie losließ - und sie wollte sich nichts
vormachen, sie hätte nicht wegsehen können, wenn er es nicht gestattet hätte -
fegte Vicki den Kram auf dem Couchtisch zurück in ihre Handtasche und stand
auf. Obwohl sie ihn ansah, konzentrierte sie sich auf einen Punkt knapp über
seiner rechten Schulter.
    „Ich muß darüber nachdenken." Sie hielt ihre
Stimme so neutral wie möglich. „Was Sie mir erzählt haben... ich muß darüber
nachdenken." Lahm, aber das Beste, was sie hinbekam.
    Er nickte. „Das verstehe ich vollkommen."
    „Dann kann ich jetzt gehen?"
    „Sie können jetzt gehen."
    Sie nickte, holte ihre Handschuhe aus der
Manteltasche und machte sich auf den Weg zur Tür.
    .Victoria."
    Vicki hatte weder geglaubt, daß Namen Macht
enthielten noch daß die Macht auf jemand anderen übertragen wurde, wenn man
Namen aussprach, aber sie konnte nicht anders, als sich langsam umzudrehen, um
ihn wieder anzusehen.
    „Danke, daß Sie nicht gedroht haben, all das der
Polizei zu erzählen."
    Vicki schnaubte. „Der Polizei? Sehe ich wie eine
Idiotin aus?"
    Er lächelte. „Nein."
    Er hatte lange Zeit, um dieses Lächeln zu
perfektionieren, ermahnte sie sich und versuchte, ihren plötzlich
unregelmäßigen Herzschlag zu beruhigen. Sie tastete hinter sich nach der Tür,
öffnete sie und floh. Trotz der Nähe nahm sie sich auf der anderen Seite einen
Augenblick, um Atem zu schöpfen. Vampire. Dämonen. Diese Art Scheiße lernt man
nicht auf der Po-lizeiakademie...

Weil die Straßen in der Innenstadt alles andere als
dunkel waren und sie an der Woodbine mit wesentlich weniger Licht so gut
zurechtgekommen war, beschloß Vicki, zu Fuß nach Hause zu gehen. Sie schlug den
Kragen gegen den Wind hoch, vergrub die behandschuhten Hände tief in den
Taschen, mehr aus Gewohnheit als wegen der zusätzlichen Wärme, und lief über
die Bloor Street in Richtung Westen los. Es war nicht weit, und sie mußte
nachdenken.
    Die kühle Luft tat ihrem Kiefer gut und schien das
Pochen in ihrem Schädel zu beruhigen. Wenn sie auch aufpassen mußte, wie schwer
ihre Absätze aufs Pflaster trafen, war Laufen eindeutig der Rempelei auf dem
Rücksitz eines Taxis vorzuziehen.
    Und sie mußte nachdenken.
    Vampire und Dämonen - oder zumindest ein Vampir und
ein Dämon. In acht Jahren bei der Polizei hatte sie viel Seltsames gesehen und
war gezwungen worden, an die Existenz von Dingen zu glauben, die die meisten
geistig gesunden Leute - außer Polizisten und Sozialarbeitern - gern
ignorierten. Verglichen mit einigen Grausamkeiten, die die Starken den
Schwachen antaten, waren Vampire und Dämonen nicht so schwer zu schlucken. Und
der Vampir schien einer von den Guten zu sein.
    Sie sah ihn wieder lächeln und untersagte sich
streng, auf diese Erinnerung zu reagieren.
    An der Yonge Street wandte sie sich nach Süden und
wartete mehr aus Gewohnheit als aus Notwendigkeit auf Grün. Wenn sie auch nicht
direkt vor Licht strahlte, so war diese Kreuzung doch alles andere als dunkel,
und der Verkehr war unregelmäßig. Sie war nicht die einzige Person in der
Gegend, die Yonge Street war nie völlig leer, aber die anderen, deren Arbeit
oder Lebensstil sie in den Stunden zwischen Mitternacht und Sonnenaufgang dazu
brachten, draußen zu sein, gingen ihr betont unauffällig aus dem Weg.
    „Es is', weil du wie'n Bulle gehst", hatte
Tony ihr einmal erklärt. „Nach 'ner Weile fangt ihr Typen an, alle gleich
auszusehen. In Uniform, ohne Uniform, das spielt keine Rolle."

Vicki hatte keine Veranlassung, ihm nicht zu
glauben, sie hatte das selbst schon beobachtet. Genau wie sie keine
Veranlassung hatte, Henry Fitzroy nicht zu glauben; sie hatte den Dämon auch
selbst gesehen.
    Finsternis wirbelte vor Finsternis und war
verschwunden. Sie hatte nur die Andeutung einer Gestalt gesehen, die in die
Erde

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