Huff, Tanya
fest, aber kräftig. „Wir nehmen mein Auto. Es
steht auf dem Parkplatz."
Ihr ungestümes Vorpreschen verlangsamte sich ein
wenig, als sie an die Türen kamen, und sie blieb stehen, als sie eine Reihe von
Münztelefonen erreichten. Sie runzelte die Stirn und kam zu einem Entschluß.
„Hast du einen Vierteldollar?"
Norman kramte einen aus der Tasche und gab ihn
Coreen. Er wollte ihr die Welt schenken; was waren da schon 25 Cent? Als Coreen
wählte, rückte er zentimeterweise näher an sie heran, bis er schließlich, als
sie zu sprechen begann, nahe genug stand, um alles zu hören.
„Hi, hier ist Coreen. Oh, haben Sie schon
geschlafen?" Sie sah auf die Uhr. „Ja, wahrscheinlich. Aber das müssen Sie
einfach hören. Natürlich geht es um den Vampir. Warum würde ich sonst anrufen?
Also, ich habe einen Typen getroffen, der sagt, er hätte den unanfechtbaren
Beweis... in seiner Wohnung... verschonen Sie mich damit, ja. Sie sind meine
Detektivin, nicht meine Mutter." Der Hörer wurde fast auf die Gabel
geschmettert.
„Manche Leute", murmelte sie, „sind echt fies,
wenn man sie weckt. Komm." Sie gab ihm einen kleinen Schubs in Richtung
Parkplatz. „Ians Tod wird gerächt werden, auch wenn ich alles allein machen
muß"
Norman, dem plötzlich klar wurde, daß er und nicht
der Vampir, auf den Coreen fixiert zu sein schien, zu einem kleinen Teil schuld
an Ians Tod war, fragte sich, was er jetzt tun sollte. Nichts, beschloß er und
schloß schnell den Sicherheitsgurt, als Coreen mit quietschenden Reifen anfuhr.
Sie kommt mit in meine Wohnung, das ist die Hauptsache. Dort werde ich mit dem
Rest schon klarkommen. Normans Brust schwoll vor Stol, als er daran dachte, was
er erreicht hatte. Wenn ich es ihr zeige, wird sie so beeindruckt sein, daß sie
sowohl den Vampir als auch Ian vergißt.
Normans Wohnung lag in einer Reihe identischer
Hochhäuser, die auf der Ebene westlich der York University thronten und
überhaupt nicht in Einklang mit ihrer Umgebung standen. Er zeigte auf den
Besucherparkplatz, und mit einem Auge auf den Wagen der Bezirkspolizei von
York, der ihr schon die letzten 400 Meter gefolgt war, fuhr Coreen in die erste
freie Lücke und schaltete den Motor aus. Der Streifenwagen fuhr weiter, und
Coreen, die sich sehr wohl bewußt war, daß sie nach drei Krügen Bier nicht mehr
hätte fahren sollen, stieß einen Seufzer der Erleichterung aus.
Während Norman mit seinen Schlüsseln herumfummelte,
starrte sie durch die Glastür in die Eingangshalle in Beige und Braun und
fragte sich, wie er überhaupt sicher sein konnte, im richtigen Gebäude zu sein.
Im Fahrstuhl trommelte sie mit den Fingern an die Wand. Wenn sie sich in der
Kneipe nicht so sehr selbst bemitleidet hätte, daß ihr Verstand aussetzte, wäre
sie nie mit Norman Birdwell irgendwohin gegangen. Ihr wurde in dem Augenblick,
als sie ihn im hellen Licht des Parkplatzes sah, klar, wer er war. Wenn die
York University eine eindeutige Pfeife besaß, dann ihn.
Außer... Coreen runzelte die Stirn und erinnerte
sich. Außer, daß er wirklich geklungen hatte, als wisse er etwas, und Ian
zuliebe mußte sie jede Spur verfolgen. Vielleicht war ja mehr an ihm dran, als
man auf den ersten Blick sah. Sie sah Norman an, der in einer Weise lächelte,
die ihr nicht gefiel, und plötzlich wurde ihr klar, wie er ins Bild paßte. Er
war der Renfield! Der menschliche Diener, der seinem Meister nicht nur in der
modernen Welt das Leben erleichterte, sondern gelegentlich auch dafür sorgte...
Ihre Hand glitt an ihre Kehle und zu dem winzigen
goldenen Kruzifix, das ihr Großvater ihr zur Erstkommunion geschenkt hatte.
Wenn Norman „Pfeife" Birdwell glaubte, er könnte sie seinem untoten
Meister als Mitternachtshäppchen servieren, dann würde er eine Überraschung erleben.
Sie klopfte auf ihre Tasche und die beruhigende Ausbuchtung einer mit
Weihwasser gefüllten Wasserpistole. Sie hatte keine Angst davor, sie zu
benutzen, und hatte genug Vampirfilme gesehen, um zu wissen, welche Wirkung sie
haben würde. Weihwasser würde natürlich keine Wirkung auf Norman haben, aber
schließlich stellte der auch keine große Bedrohung dar.
„Als ich anfing, wollte ich in den 14. Stock
umziehen", erklärte Norman, dem es trotz seiner zitternden Hände gelang,
die Schlüssel ins Schloß zu stecken. Ich bringe ein Mädchen mit in meine
Wohnung! „Weil der 14. Stock in Wirklichkeit der 13. ist, aber es war nichts
frei, daher bin ich immer noch im 9."
„Die Zahl Neun hat
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