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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 01 - Blutzoll
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parapsychologisch eine ziemliche
Bedeutung", murmelte Coreen und drängte sich an Norman vorbei in die
Wohnung. Der Flur mit einer Garderobe und einer Plastikmatte öffnete sich in
ein großes Zimmer, das keinen Sarg zu enthalten schien. Ein altes Sofa, das mit
einem handgeknüpften Afghan bedeckt war, war an eine Wand geschoben, eine
blaue Metallkiste diente als Couchtisch. In einer Ecke verstaut, neben der
Tür, die zum Balkon führte, standen ein quadratischer Kunststoffventilator und
ein winziger Schreibtisch, der unter Computerzubehör vergraben war. Am anderen
Ende des Zimmers standen Herd, Kühlschrank und Spüle im Winkel um einen Tisch
aus Chrom und Vinyl mit zwei passenden Stühlen.
    Coreen rümpfte die Nase. Die ganze Wohnung sah
fleckenlos aus, aber trotzdem lag ein merkwürdiger Geruch in der Luft. Dann
fiel ihr auf, daß auf jeder verfügbaren ebenen Fläche zumindest ein
erstklassiger Lufterfrischer stand: kleine Plastikpilze, Muscheln und falsche
Kandiszuckerschalen. Die kombinierte Wirkung war überwältigend.
    „Soll ich deinen Mantel nehmen?" Norman mußte
seine Stimme erheben, damit man ihn trotz des Lärms der Stereoanlage aus der
Wohnung darüber hörte.
    „Nein." Coreen nieste und zog ein Tempo aus
der Tasche. „Hast du ein Bad?" Alles Bier schien plötzlich auf einmal
ihren Körper durchlaufen zu haben.
    „Klar." Er öffnete eine Tür, die sowohl in
einen begehbaren Kleiderschrank als auch ins Bad führte. „Hier."
    Sie macht sich frisch! dachte er und tanzte fast,
als er seinen Mantel aufhängte. In meinem Badezimmer ist ein Mädchen, und es
macht sich frisch! Er machte die Wohnung jeden Donnerstag sauber, nur für den
Fall, daß das geschah, und jetzt war es passiert. Er wischte sich die feuchten
Hände an den Oberschenkeln ab und fragte sich, ob er Chips und Dips hinstellen
sollte. Nein, entschied er und versuchte, sich lässig aufs Sofa zu setzen, das
ist für später. Für danach.
    Als sie aus dem Bad kam, warf Coreen einen Blick in
den großen Einbaukleiderschrank. Immer noch kein Sarg; es sah aus, als sei sie
sicher. Normans Kleider hingen ordentlich nach Art sortiert, Hemden neben
Hemden, Hosen neben Hosen, ein grauer Polyesteranzug in einsamer Herrlichkeit.
Seine Schuhe, ein Paar brauner Slipper und ein Paar fleckenloser Turnschuhe,
waren mit den Schuhspitzen zur Wand aufgereiht. Wenn sie auch nicht den Nerv
hatte, seine Kommode zu überprüfen, hielt Coreen Norman für den Typ, der seine
Unterwäsche faltete. In eine Ecke gezwängt und ziemlich fehl am Platz wirkend
thronte ein Holzkohlegrill auf einem Kunststoffmilchkasten. Sie hätte den
Inhalt des Kastens untersucht, wenn es ihr nicht vorgekommen wäre, als käme der
Geruch, den die Aromaspender überdecken sollten, aus dieser Ecke, und zusammen
mit dem Bier hätte dieser gewiß heftige Übelkeit verursacht.
    Wahrscheinlich ein Laborprojekt, an dem er daheim
arbeitet. In Coreens Geist formte sich eine Vision von Norman in einem langen
weißen Mantel, der Drähte an die Elektroden am Hals seiner neuesten Schöpfung
anschloss, und sie mußte ein Kichern unterdrücken, als sie zurück in den
Hauptraum trat.
    Sie mochte den Ausdruck nicht, der über Normans
Gesicht huschte, als sie sich ans andere Ende des Sofas setzte, und begann zu
glauben, daß

sie einen großen Fehler gemacht hatte, mit
herzukommen. „Nun?" fragte sie. „Du hast gesagt, du hättest mir etwas zu
zeigen, das dem Rest der Welt die Existenz von Vampiren beweist." Wenn er
kein Renfield war, dann hatte sie keine Ahnung, was er vorhatte.
    Norman runzelte die Stirn. Hatte er das gesagt? Er
glaubte nicht. „Ich, äh, habe dir etwas zu zeigen, aber es ist genaugenommen
kein Vampir."
    Coreen schnaubte, stand auf und ging zur Tür. „Ja,
darauf wette ich." Ihr etwas zeigen, also wirklich. Wenn er es ihr zeigte,
würde sie es ihm abschneiden.
    „Nein, wirklich." Norman stand auch auf und
schwankte etwas auf den Absätzen seiner Cowboystiefel. „Was ich dir zeigen
kann, wird beweisen, daß in dieser Stadt übernatürliche Kräfte wirken. Das kann
nicht allzu weit von Vampiren entfernt sein. Oder?"
    „Nein." Trotz seines weinerlichen Tonfalls
hörte er sich an, als wisse er, wovon er redete. „Ich glaube nicht."
    „Also, willst du dich nicht wieder setzen?"
    Er trat einen Schritt auf sie zu, Coreen wich drei
Schritte zurück. „Nein. Danke. Ich stehe lieber." Sie spürte, daß sie ihr
Temperament nicht mehr lange zügeln konnte. „Was willst du mir

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