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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 01 - Blutzoll
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wird."
    An der Tür blieb sie stehen, und ein plötzlicher
entsetzlicher Gedanke ließ alle Farbe aus ihrem Gesicht weichen. „Was hindert dieses
Ding daran, im Haus von jemandem aufzutauchen? Wo Sie ihn nicht sehen, ihn
nicht aufhalten können?"
    „Dämonen", erklärte Henry und lächelte
beruhigend, während er den Gürtel seines Trenchcoats band, „können das Heim
eines Sterblichen nicht betreten, wenn sie nicht ausdrücklich eingeladen
werden."
    „Ich dachte, daß gälte für Vampire?"

Mit einer Hand in ihrem Kreuz dirigierte er sie
entschlossen in den Flur. „Mr. Stoker", sagte er, als er die Tür abschloß,
„gab sich Wunschdenken hin."
    Henry lehnte sich an den Friedhofszaun und
betrachtete die kleine Ansammlung stiller Gräber. Es waren meist alte
Steintafeln, alle gleich groß und gleich alt. Die wenigen Marmormonumente
wirkten prätentiös und fehl am Platz.
    Im Westen grenzte der Friedhof an den Humber-River-Park
an, und das Murmeln des angeschwollenen Flusses erfüllte die Nacht mit Geräuschen.
Im Norden lagen Wohngebiete, im Osten und Süden Brachland. Er fragte sich, ob
der Friedhof etwas mit dem Mangel an Besiedelung zu tun hatte. Selbst im
Zeitalter der Wissenschaft hielt man die Toten häufig für schlechte Nachbarn.
Henry verstand nicht, warum. Die Toten spielten niemals Twisted Sister mit 130
Dezibel um 3 Uhr früh.
    Er konnte das Muster noch nicht spüren, wohl aber
erahnen. Ein Strom des Bösen wartete auf seine Gelegenheit, wartete auf den
letzten Todesfall, der ihn in der Welt verankern würde. Dieses Gefühl, das
seine Nackenhaare sich sträuben ließ und ihn zum Knurren brachte, war stark
genug, um ihn davon zu überzeugen, daß er richtig gewählt hatte. Dieser Name
würde der erste sein, der vollendet wäre; dieser Dämonenfürst würde der erste
sein, der aus der Finsternis hervorbrechen und das Blutbad beginnen würde.
    Er mußte den minderen Dämon in den wenigen Sekunden
zwischen seinem Auftauchen und dem tödlichen Schlag aufhalten, denn sobald das
Blut den Boden traf, würde er mit seinem dämonischen Meister kämpfen müssen.
Leider war das Muster in einem größeren Gebiet möglich, als er gleichzeitig
beobachten konnte. Also hatte er das einzige getan, was er tun konnte - er
hatte ein Pentagramm deutlich außerhalb der erforderlichen Grenzen des Musters
herum abgeschritten und die letzten 15 Zentimeter offen gelassen. Wenn der
Dämon es betrat, um ein Leben darin anzugreifen oder eines von draußen
hereinzutragen, würde er es schließen. Ein so flüchtiges Gefängnis würde nicht
mehr als ein paar Sekunden lang halten, aber das sollte ihm lange genug die
Kontrolle geben, um zum Dämon zu kommen und...
    „... und ihn aufzuhalten." Henry seufzte und
schlug den Mantelkragen hoch. „Vorübergehend." Das Problem war, daß die
minderen Dämonen

austauschbar waren. Wenn er diesen aufhielt, gab es
nichts, was seinen „Meister" daran hindern konnte, einen anderen zu
beschwören. Zum Glück mochten diese Dämonen, wie die meisten Maulhelden, keinen
Schmerz, und er wäre vielleicht in der Lage, ihn zum Reden zu bringen.
    „Wenn er reden kann." Er schob die Hände in
die Taschen und sank gegen den Zaun. Gerüchten zufolge konnten sie es nicht
alle.
    Es gab noch eine weitere Komplikation, die er Vicki
gegenüber nicht erwähnt hatte, weil er wußte, daß sie darüber gespottet hätte.
Heute nacht beweinten Millionen von Menschen in der ganzen Welt den Tod Jesu
Christi. Dieses Jahrhundert mochte seine Fähigkeit verloren haben, die Macht im
Glauben zu sehen, aber Henry nicht. Die meisten Religionen hatten einen Tag
der Finsternis im Kalender, und angesichts der Ausbreitung der christlichen
Kirche gehörte dieser zu den mächtigsten. Wenn der Dämon zurückkehrte, ehe
Christus auferstand, dann würde er stärker, gefährlicher, schwerer aufzuhalten
sein.
    Er sah auf seine Uhr. 23:40. Gebunden an
Jahrhunderte der Tradition würde der Dämon - wenn er heute nacht beschworen
wurde - um Mitternacht gerufen werden. Laut Vicki hatten sich die früheren
Todesfälle zwischen Mitternacht und ein Uhr ereignet. Er fragte sich, wie die
Polizei einen so offensichtlichen Hinweis übersehen haben konnte.
    Der Wind wehte seinen Mantel hoch und wirbelte die
schimmernden Strähnen seines Haars durcheinander. Wie alle großen Raubtiere
konnte er so lange, wie es für die Jagd nötig war, reglos bleiben, die Sinne
konzentriert auf den ersten Anblick oder Laut oder Geruch der Beute.
    Mitternacht ging

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