Huff, Tanya
vorbei.
Er fühlte das Herz der Finsternis vorübergehen, und
der Strom des Bösen verstärkte sich kurz. Er spannte sich an. Er würde sich
zwischen einem Herzschlag und dem nächsten bewegen müssen.
Dann ließ der Strom langsam nach.
Als er zur bloßen Möglichkeit verblaßt war, sah
Henry wieder auf die Uhr. 1:20. Für heute nacht war die Gefahr vorbei, warum auch
immer.
Erleichtert ließ er sich gegen den Zaun sinken und
grinste blöde. Er hatte sich nicht auf die Schlacht gefreut. Er war dankbar für
den Aufschub. Er würde zurück in die Innenstadt gehen, vielleicht auf einen
Sprung bei Caroline vorbeischauen, einen Schluck trinken und die Stunden bis
Sonnenaufgang damit verbringen, sich keine Sorgen darüber zu machen, von den
Horden der Hölle in Stücke gerissen zu werden.
„Friedlich, nicht?"
Der Weißhaarige erfuhr nie, wie nah er dem Tode
gewesen war. Nur die wiederkehrende Woge des Musters, das Gefühl von Tod, hielt
Henrys Schlag auf. Er schob mühsam seine Lippen wieder über seine Zähne und die
zitternden Hände in die Taschen.
„Habe ich Sie erschreckt?"
„Nein." Die Nacht verbarg den Jäger, während
Henry darum rang, seine zivilisierte Maske wieder aufzusetzen. „Sie haben mich
nur überrascht, das ist alles." Der Wind vom Fluß hatte verhindert, daß er
das Blut roch, und das Geräusch des Wassers hatte die Annäherung der
Kreppsohlen übertönt. Es war entschuldbar, aber auch peinlich.
„Sie leben nicht hier?"
„Nein." Als er näher kam, revidierte Henry
seinen ursprünglichen Eindruck vom Alter des Mannes. Höchstens 50, und noch
dazu ein fitter, athletischer Fünfziger mit dem wettergegerbten Aussehen eines
Mannes, der draußen arbeitete.
„Dachte ich mir. Ich hätte mich sonst an Sie
erinnert." Seine Augen waren blaßblau, und direkt unter dem Rand einer
grauen Daunenjacke pulsierte eine Vene unter seiner gebräunten Haut. „Ich mache
oft nachts einen Spaziergang, wenn ich nicht schlafen kann."
Seine Hände hingen lose an der Naht seiner
verblichenen Jeans, und er wartete auf Henrys Erklärung. Gefurchte Knöchel
zeugten von früheren Kämpfen, und irgendwie bezweifelte Henry, daß er viele
davon verloren hatte.
„Ich habe auf jemanden gewartet." Das
verbliebene Adrenalin ließ ihn sich kurz fassen, obwohl Belustigung es bereits
langsam fortspülte. „Er ist nicht aufgetaucht." Er beantwortete das
langsame Lächeln des Alten mit seinem eigenen, fing den blaßblauen Blick ein und
hielt ihn fest. Er führte ihn in die Schatten des Friedhofs und ließ seinen
Hunger aufwallen. Dabei dachte er über das Ende der letzten paar Stunden nach,
und während er ein etwas hysterisches Lachen unterdrückte, wurde ihm klar, daß
etwas Wahres an dem war, was er schon immer geglaubt hatte: Die Welt ist nicht
nur seltsamer, als du sie dir vorstellst, sie ist auch seltsamer, als du sie
dir je wirst vorstellen können - ein Vampir, der auf einen Dämon wartet, wird
auf einem Friedhof aufgerissen. Manchmal liebe ich dieses Jahrhundert.
„Detective?
Ich meine, Miss Nelson?" Der junge Constable errötete wegen seines Fehlers
und räusperte sich. „Der, äh, Sergeant sagt, Sie wollten vielleicht von dem
Anruf hören, den ich heute morgen hatte."
Vicki sah von ihrem Stapel Polizeiberichte auf und
schob ihre Brille hoch. Sie fragte sich, seit wann man Kindern erlaubte zur
Polizei zu gehen. Oder seit wann 20 so verdammt jung aussah.
Der Constable stand noch etwas aufrechter und
begann, aus seinen Notizen vorzulesen. „Um 8:02 heute morgen, Samstag, 23. 3.,
meldete Mr. John Rose aus der Birchmont Avenue 42, in seiner Waffensammlung
fehle eine Waffe. Die Sammlung wurde einschließlich des fehlenden Gegenstandes
in einem verschlossenen Kasten hinter einer falschen Wand in Mr. Roses Keller
aufbewahrt. Weder an der Wand noch am Schloß scheint sich jemand zu schaffen
gemacht zu haben, und Rose schwört, daß nur er und seine Frau die Kombination
kennen. Das Haus selbst zeigt keine Anzeichen eines gewaltsamen Eindringens.
Alle Papiere und Genehmigungen schienen in Ordnung zu sein und... "
„Constable?"
„Ma'am?"
„Was fehlte Mr. Rose?"
„Bitte, Ma'am?"
Sie seufzte. Sie hatte eine schlaflose Nacht und
einen langen Tag hinter sich. „Was für eine Waffe?"
„Ach so." Der Constable errötete wieder und
blickte auf seine Aufzeichnungen hinunter. „Der fehlende Gegenstand war ein
russisches Sturmgewehr, eine AK-47, mit Munition, Ma'am."
.,Verdammte Scheiße!"
„Jawohl,
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