Huff, Tanya
Mund. „Für gewöhn lich",
wiederholte sie nach einer Weile.
„Sie sind
betrunken!" zischte Vicki.
„Eins Plus für Aufmerksamkeit, Drei Minus für Betragen.
So offensicht lich, wie das ist, gehört es sich nicht, es
zu erwähnen."
Vicki stürmte auf den
Schreibtisch zu und konnte sich gerade noch davon abhalten, mit einem Sprung darüber zu hechten,
indem sie seinen Rand so
fest umklammerte, daß ihre Knöchel weiß wurden. „Genug gefaselt! Was haben Sie
mit Henry Fitzroy gemacht?"
Einen Augenblick lange wirkte Dr. Burke
überrascht. „Ach du guter Gott: um den geht es? Das hätte ich
mir denken können - so ein Mann taucht nicht per Zufall
auf. Ich hätte wissen müssen, daß er zu Ihnen ge hört - Sie scheinen mir zu genau der
Sorte von Leuten zu gehören, die mit
Vampiren herumhängen. Detective-Sergeant!" Dr. Burke wandte den Kopf zur Seite, um Celluci ansehen zu können, der
neben sie getreten war. „Ist Ihnen bewußt, daß Ihre Kameradin hier untoten
Blutsaugern Beihilfe leistet?"
Langsam und sorgfältig stellte Dr. Burke den leeren Be cher auf dem Schreibtisch ab und langte nach der
Whiskeyflasche. Aber Celluci war
schneller, und so ließ sich Dr. Burke mit einem gleichmüti gen Achselzucken wieder in den Stuhl zurücksinken.
„Sagen Sie mir, wie sind Sie darauf
gekommen, daß sich Ihr Mr. Fitzroy bei mir befinden könnte?"
„Darauf
bin ich gekommen, als ich erkannte, daß Sie meine Mutter umgebracht haben!" Hinter den Brillengläsern
glühten Vickis Augen vor Zorn. Sie bewegte sich nicht, aber jede Faser ihres
Körpers signalisierte mühsam
unterdrückte Wut.
„Und wie sind Sie zu diesem Schluß gekommen?" Dr.
Burkes Frage hät te sich ebensogut auf die Fußnote einer Doktorarbeit beziehen
können, so unbeteiligt wirkte die Fragende.
Vicki
funkelte sie an. Ihre Stimme zitterte, denn sie mußte sich sehr anstrengen, ihre Anschuldigungen nicht
hinauszuschreien. „Der Tod meiner Mutter hatte innerhalb der vier Wochen
stattzufinden, in denen Donald Praktikant
im Beerdigungsinstitut war. Und er mußte, wenn ir gend möglich, gegen
Ende der Praktikumszeit eintreten, weil die Hutchinsons da bereits Vertrauen zu
Donald gefaßt hatten."
„Ja, Donald war sehr charmant", meinte Dr. Burke und
wühlte weiter hin mit der Hand in der Windjacke auf ihrem
Schreibtisch.
„Bei einer solchen Zeitplanung kann man nichts dem
Zufall überlassen", fuhr Vicki fort, und in ihrem Unterkiefer zuckte ein
Muskel. „Sie waren bei ihr, kurz bevor sie starb! Sie haben sie
umgebracht!"
„Sie vergessen, daß Mrs. Shaw bei ihr war, als sie
starb. Aber lassen wir das." Dr. Burke hob die Hand.
„Am besten erzähle ich Ihnen einfach, was passiert ist. Ich pflegte ihrer
Mutter jeden Morgen eine Vitaminspritze zu geben. Das haben
Sie wahrscheinlich Dr. Friedmans Unterlagen entnehmen können?"
Vicki nickte, den Blick unverwandt auf die ältere
Frau gerichtet.
„Die Spritzen halfen nicht wirklich, aber sie gaben Ihrer Mutter
das Gefühl, etwas für ihre Gesundheit zu tun. So fühlte sie sich besser und war weniger gestreßt. In ihrem Zustand war Streß
das letzte, was sie hätte gebrauchen können." Dr. Burke runzelte die
Stirn und zuckte die Ach seln. „Sie müssen Nachsicht mit mir haben,
falls ich mich nicht so klar und
verständlich ausdrücke, wie ich es gewöhnlich zu tun pflege. Wie Sie selbst
so treffend feststellten, bin ich betrunken. Wie dem auch sei: ich hatte
jedenfalls eine ganz entzückende Unterhaltung mit Dr. Friedman über Streß. An
diesem letzten Morgen hat Ihre Mutter keine Vitamine bekommen, sondern zehn Kubikzentimeter reines Adrenalin. Ihr Herz fing an zu rasen, und die Belastung war einfach
zu groß."
„Bei einer Autopsie hätte man den erhöhten Adrenalin wert
festge stellt", stellte Celluci ruhig fest. „Und dann wäre
es nicht schwer gewesen, dieses Adrenalin zu Ihnen zurückzuverfolgen."
Dr. Burke schnaubte. „Warum zum Teufel hätte denn
irgendwer eine Autopsie vornehmen sollen? Alle waren doch
auf Marjorys Tod gefaßt." Sie warf Vicki einen selbstzufriedenen Blick zu.
„Alle bis auf Sie."
„Halten Sie den
Mund!"
„Marjory hat immer davon geredet, daß sie es Ihnen sagen
will. Ich nehme
an, sie ist nicht mehr dazu gekommen."
„HALTEN SIE DEN
MUND!"
Dr. Burke sah zu, wie gut die Hälfte der Dinge auf ihrem
Schreibtisch krachend zu Boden ging, und blickte Celluci fragend an. „Wie sieht
es aus: kriege ich meine Flasche wieder,
wenn ich sage, ich trinke aus medi
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