Huff, Tanya
einen
Prototyp von Bakterien entwor fen, mit dem man, wäre er erst
einmal weiterentwickelt, langfristig zerstörte Zellstrukturen
wieder aufbauen können würde. Als ich Catherines Tutorin wurde,
erkannte ich rasch, daß sie, wie viele andere Genies auch, psychisch extrem
labil ist. Ich hatte ihr schon vorschlagen wollen, professionelle Hilfe in
Anspruch zu nehmen, aber dann sah ich, daß genau diese Frau meine große Chance war. In
Catherines Leben gibt es nichts außer ihrer For schung, und ich war immer ihr einziger Bezugspunkt zur wirklichen Welt. Die
ganze Situation schrie förmlich danach, ausgenutzt zu werden.
Bald erkannte ich, daß uns nicht nur finanzielle
Belohnung winkte, sondern daß auch reale Aussicht auf einen
Nobelpreis bestand. Aber dazu mußten wir erst einmal den Tod auch
tatsächlich besiegen. Das hört sich verrückt an, nicht?" Dr. Burke trank noch
einen Schluck. „Wir sollten diesen Gedanken nicht außer acht lassen; vielleicht
kommt er mir ein mal bei meiner
Verteidigung zugute. Wie dem auch sei: Catherine entdeck te ein paar ganz erstaunliche Dinge, die ungeahnte
Möglichkeiten eröffne ten, und wir
fingen an, Parameter für diese Experimente zu entwickeln."
„Arbeiten Typen wie Sie nicht eigentlich mit
Ratten?" knurrte Celluci finster.
„In der Regel schon." Dr.
Burke nickte zustimmend. „Ist Ihnen die Theorie
der Synchronizität ein Begriff? Catherine hatte ihre These gera de ausgearbeitet, da veröffentlichte jemand in Brasilien
einen Aufsatz, in dem es in etwa um
dieselben Ideen ging. Es gab nur eine Möglichkeit si cherzustellen, daß wir den Wettlauf gewinnen
würden: wir gingen direkt zu
Experimenten mit menschlichen Leichnamen über. Ich richtete ein Labor ein und
leitete aus der pathologischen Abteilung der medizini schen Hochschule die jeweils frischesten Leichen
dorthin um. Sie wer den
entschuldigen, wenn ich hier jetzt nicht auf alle ermüdenden büro kratischen Einzelheiten eingehe und genauestens
erkläre, wie ich das bewerkstelligt
habe, ohne daß es jemand mitbekam; wie ich bereits sagte, ich bin eine hervorragende Verwaltungsfachfrau
..." Verwirrt starrte Dr. Burke
in ihren Becher. „Wo war ich stehengeblieben?"
„Bei menschlichen
Leichnamen", zischte Vicki.
„Ach ja. Dann stellte ich fest, daß wir Hilfe benötigen
würden. Donald hatte sich an der medizinischen Fakultät ein wenig Ärger
eingehandelt, und ich habe für ihn die
Wogen geglättet. Im wesentlichen, weil ich ihn mochte. Er war auch ein Genie, außerdem charmant und so gut wie ohne ethische oder moralische Skrupel." Mit
übertriebener Sorgfalt glättete Dr. Burke die Falten, die sie in die
Windjacke geknüllt hatte. „Nach einer Weile
hatten wir die ersten Erfolge. Anfangs hatten wir mit unspezifi schen Bakterien und Hirnstromwellenmustern
gearbeitet, aber dann brauchten wir,
um weiter voranzukommen, einen Körper, bei dem wir die entsprechenden Dinge bereits spezifiziert hatten,
ehe der Tod eintrat. Und das war dann Marjory Nelson. Als ich ganz
sicher wußte, daß sie ohnehin sterben würde, nahmen wir - unter dem Vorwand,
wir würden ihren Gesundheitszustand
untersuchen — Gewebeproben und zeichneten ihre Hirnstromwellenmuster auf."
„Und dann haben
Sie sie wieder zum Leben erweckt."
Graue Augen öffneten sich und signalisierten Erkennen. „Mehr oder weni ger, ja. Wir brachten den
mechanischen Teil des Lebens zurück, mehr nicht." Mehr nicht. „Organische
Roboter, wenn Sie so wollen. Das Pro blem
war die kurze Lebensspanne der Bakterien und rasch einsetzende Verwesung. Was auch, falls Sie sich gewundert
haben sollten, der Grund war, warum ich wollte, daß Ihre Mutter zumindest bis
zu einem gewissen Punkt
einbalsamiert wurde." Dr. Burke leerte ihren Becher, hob diesen zu einem spöttischen Gruß und blickte Vicki in die
Augen. „Und wenn Sie den Sarg
einfach ungeöffnet gelassen hätten, wäre niemandem etwas aufgefallen."
„Sie scheinen vergessen zu
haben, daß Sie meine Mutter ermordet haben!"
Dr. Burke zuckte die Achseln. Diesen Punkt wollte sie
nicht noch ein mal erörtern. „Nun kennen Sie die ganze
Geschichte, oder zumindest die TV-Fassung. Morgen früh gibt es dann
einen kleinen Test. Noch Fragen?"
„Ja — und dabei wollen wir den Teenager, für dessen Tod
Sie ebenfalls direkt verantwortlich sind, erst einmal
außer acht lassen. Ich habe zwei Fragen." Vicki rückte ihre Brille
zurecht. „Warum erzählen Sie uns das alles?"
„Nun, manchen Theorien zufolge handelt es
sich
Weitere Kostenlose Bücher