Huff, Tanya
sie
wiederholte. Sie mochte letz te Nacht wieder eingeschlafen sein,
ruhiggestellt mit Hilfe von Fitzroys übernatürlichen Beschützerinstinkten. Er
dagegen hatte im Nebenzim mer eine ruhelose
Nacht verbracht und angestrengt auf jedes Geräusch gelauscht, das
eventuell durch die Mauern hätte dringen können, wobei er sich pausenlos die Frage gestellt hatte, warum er kampflos das Feld
ge räumt hatte. Du hast den Tag! rief
er sich ins Gedächtnis und griff nach ei nem Toast. Zur Hölle mit Henry! Mike hoffte, durch Unmengen Nahrung die entgangene Nachtruhe ausgleichen zu können.
Vicki schob ihren Teller weg. Auch wenn sie wußte, wie
notwendig es war, etwas zu essen: In ihrem Hals steckte ein Kloß, und was sie
daran vorbeizwängen konnte, hatte Grenzen. „Prüf das Alibi."
Nicht schon wieder! Er hatte gedacht, Vicki sei über die
Obsession hin weg, bei dem Namen Tom Chen könne es sich um
den richtigen Namen ihres Verdächtigen handeln. Das Täterprofil, das sie
zusammengestellt hatte, war solide
Polizeiarbeit. So hatte er - verfrüht, wie sich herausstell te -
angenommen, die Freundin funktioniere wieder halbwegs normal. Mike ließ sich weder sein Mitgefühl noch seine
Besorgnis anmerken, wohl wissend, daß Vicki beides nicht schätzen würde,
langte über den Tisch und legte seine Hand
auf die ihre. Es hatte keinen Zweck, immer wieder
dasselbe zu sagen, wenn sie
sich weigerte zuzuhören! Er versuchte es an ders. „Vicki, Fergusson weiß, was er zu tun hat."
„Entweder du prüfst das Alibi, oder ich mache
es." Vicki entzog Mike ihre Hand und betrachtete ihn gelassen. „Ich werde das
nicht auf sich beruhen lassen. Du kannst mich nicht dazu zwingen. Also könntest
du genausogut helfen, dann ist die Arbeit schneller getan."
Vickis Augen glänzten, und Mike konnte förmlich sehen, wie
ihre Schultern sich verspannten und ihre Finger zitterten.
„Vicki..."
„Einen Babysitter brauche ich nicht!
Dich nicht und ihn auch nicht."
„Gut!" Mike seufzte. Sie hatte ihn um
Hilfe gebeten. Nicht um die Hilfe, die er ihr gern gegeben hätte, aber es war
immerhin etwas. „Ich werde das Alibi prüfen, und ich gehe mit
dem Foto des Jungen rüber zu Hut chinson. Ich finde nicht, daß du allein
bleiben solltest, aber du bist er wachsen,
und du hast Recht: Die Sache ist schneller vorbei, wenn wir beide daran
arbeiten."
„Wir drei."
„Na gut." Zu erwarten, daß sie Fitzroy nach Hause schicken
würde, wäre wohl zuviel des Guten gewesen.
„Was hast du vor?"
Vicki stellte ihre leere Tasse mit einem Knall auf dem
Tisch ab. „Chen war speziell hinter der Leiche meiner Mutter her. In der Zeit,
in der er im Bestattungsinstitut gearbeitet hat, hat er
sich zwei Frauen, die in Mut ters Alter und in ähnlichem Zustand waren, entgehen
lassen. Ich werde herausfinden, warum."
Als sie aufstand, fiel ihr Messer zu Boden. Es über schlug sich einmal und glitt über den
Küchenfußboden, über unversehr te Kacheln, die immer noch ...
Wie hatte sie vergessen können, wo sie
ihre Mutter gelassen hatte?
Die Eier, die Vicki gegessen hatte, klumpten sich zu
einem Ballen zu sammen, der gegen ihre Rippen preßte. Sie
hielt die Augen unverwandt geradeaus und stieg über das Messer hinweg. Noch
zwei Schritte, dann hatte sie auch die Kacheln hinter sich
gelassen.
Graublonde Locken und vielleicht ein
Stückchen Schulter.
Nur noch ein
einziges Brett...
„Das rechte Bein hoch." Donald
sprach die Worte und speiste gleich zeitig
die Hirnstromwellen, die zu diesem Befehl gehörten, ins Netz ein.
In der Isolierbox zitterte das rechte Bein und hob
sich langsam etwa acht Zentimeter von den
Polstern.
„Hier haben wir wen, der echt schnell lernt. Erinnerst du
dich an Num mer neun? Wie sein Bein hochflog, als wolle
er gegen die Decke treten?"
„Ich erinnere mich, daß Dr. Burke besorgt
war, er könne sich den Hüft knochen beschädigt haben",
erwiderte Cathy und richtete den Tropf, mit dem der rasch zerfallenden Nummer
acht Nährstoffe zugeführt wurden. „Jedenfalls mußten wir sein Bein nicht die
ersten hundert Mal per Hand heben wie bei denen davor!"
„Beruhige dich. Ich sage ja nichts gegen
deine Superleiche! Ich habe dich nur darauf hingewiesen, daß
Nummer Zehn ganz offenbar Kontrolle über die Quantität ihrer
Bewegungen ausüben kann."
„Wir nehmen ja
auch ihre eigenen Hirnstromwellen."
„Nummer
neun hatte für die Grobmotorik meine Hirnstromwellen!" Donald ahmte Cathys leicht nasalen Tonfall nach.
„Also hätte eigentlich er
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