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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 04 - Blutpakt
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Henry festgestellt, daß für ihn der beste Umgang mit der Polizei darin bestand,
gar keinen Umgang mit ihr zu haben.
    Noch zweimal mußte er auf seinem Weg zu dem kleinen,
verdeckten Parkplatz, auf dem der Mord geschehen war, demselben Streifenwagen ausweichen.
Die Polizei hatte der Bevölkerung von Kingston verspro chen, das Universitätsgelände verstärkt zu überwachen und nahm dieses
Versprechen offenbar sehr ernst.
    Henry
bückte sich, kroch unter dem gelben Plastikband, mit dem die Polizei den Tatort
abgesperrt hatte, durch und ging langsam, alle Sinne aufs äußerste konzentriert, über den Asphalt. Bei den leicht verschwom menen Kreidestrichen, die den Fundort des Opfers
markierten, ließ er sich auf ein Knie nieder und berührte das Straßenpflaster
mit den Fingerspitzen. Noch war der Tod des Jungen zu spüren, der Geruch
seiner Angst, der Abdruck seines Körpers,
der Augenblick des Übergangs, in dem ein lebender Mensch zu totem Fleisch
wurde. Den Tod des Jungen und
generell den ganzen Bereich überlagerte dieser andere Tod. Der Ge stank nach Verwesung und Chemikalien und
Maschinen, der Gestank eines Todes, der eine fürchterliche, falsche
Wendung genommen hatte.
    Henry mußte ein Würgen unterdrücken. Rasch richtete er
sich auf und bekreuzigte sich. Mißgeburt. Dieses Wort
hatte sich in Henrys Kopf fest gesetzt, und er vermochte nicht, es
wieder loszuwerden. Wahrscheinlich beschrieb es ebensogut die Kreatur, deren
Spur er nachgehen wollte, wie andere Worte. Greuel, Perversion, das Böse.
Vielleicht nicht die Kreatur an sich: Das Böse lag in deren Erschaffung.
    Wenn er die Kreatur zu ihrem Zufluchtsort
verfolgte und Marjory Nel son dort fand, würde er Schritte
unternehmen, um sicherzustellen, daß Vicki nie zu sehen bekam,
was man aus ihrer Mutter gemacht hatte! Be reits der kurze Blick in
der vergangenen Nacht war mehr gewesen, als ein Mensch je
ertragen müssen sollte.

„Jesses, Cathy, gehst du
eigentlich nie heim?"
    Cathy sah vom Monitor hoch und runzelte die Stirn. „Wie
meinst du das?"
    „Heim!" Donald seufzte tief. „Heim - weißt
du noch? Mit einem Bett und einem Fernseher und einem Kühlschrank voller
Pilzkulturen und einem halbvollen Plastikbecher mit schimmligem
Hüttenkäse?" Der junge Mann schüttelte den Kopf und fragte mit gespielter
Besorgnis: „Kann es sein, daß meine Frage gar nicht zu dir durchdringt,
Catherine?"
    Nun war es an
Cathy, laut zu seufzen. „Ich weiß, was ein Zuhause ist!"
    „Das glaube ich
erst, wenn du es mir beweist! Du bist doch immer hier."
    Cathys Blick glitt über die einzelnen Geräte der Laboreinrichtung
und wurde weich und zufrieden. „Meine Arbeit ist hier", sagte sie
schlicht.

„Dein Leben ist hier!" konterte Donald ungehalten.
„Gehst du eigentlich wenigstens ab und zu einmal zum Schlafen nach
Hause?"
    „Wenn du es genau wissen willst", blasse Wangen
färbten sich ein we nig dunkler, „ich habe mir im zweiten Untergeschoß einen
Schlafplatz eingerichtet."
    „Was? Hier? Hier
im Haus?"
    „Manchmal kann man die Experimente einfach nicht allein
lassen oder man muß drei-, viermal in der Nacht nach ihnen sehen, und ich
wohne am Ende der Montreal Street, beim alten Bahnhof. Da schien es praktischer,
eins der leeren Zimmer herzurichten." Die Erklärung entlud sich als richtiger Wortschwall, und dann sah Catherine
unruhig und an ihrer Unterlippe
nagend zu, wie Donald sich halb auf die Ecke eines Tischs aus rostfreiem Stahl hockte, ein Bonbon aus der
Tasche zog, es auswickelte und in den
Mund schob.
    „Na, da bin ich aber jetzt baff", sagte er dann und
grinste breit. „Unse re Cathy als Hausbesetzerin - das hätte ich
ja nie von dir gedacht."
    „Das hat mit Hausbesetzung nichts zu tun!"
protestierte seine Kollegin stürmisch. „Das ist..."
    „Fürsorge." Als Cathy immer noch grummelte,
versuchte Donald es ein zweites Mal. „Verantwortungsvolles Verhalten deinen
Experimenten ge genüber?"
    „Ja! Genau!"

Donald nickte, und sein Grinsen
verstärkte sich. „Hausbesetzung!" Denn
das war es und das blieb es, ganz gleich, wie Catherine ihr Tun rechtfertigte. Nicht, daß Donald etwas dagegen
gehabt hätte! Im Gegen teil! Er fand
es eine erstaunlich kreative, eigenständige Tat für jemanden, den er bis jetzt eigentlich immer nur
Reagenzgläser hatte schwingen se hen.
„Warum das zweite Untergeschoß?"
    Cathy starrte ihn einen Moment lang an, ehe sie
antwortete. „Da brauchte ich die Fenster nicht zu
verbarrikadieren." Beide Doktoranden warfen

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