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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 04 - Blutpakt
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der Kiste ab, die vor ihm stand.
Marjory Nelson, Vickis Mutter, mußte in einer dieser Kisten sein, und er wußte nun nicht mehr, was er
tun würde, wenn er sie fände.
    Wir übergeben sie an Detective Fergusson. Wie
einfach manche Fragen zu beantworten waren, solange sie abstrakt blieben!
    Und
was wird Detective Fergusson tun?
    Henry öffnete die
Kiste.
    Gemeinsam mit dem Deckel kam ihm der Geruch eines Todes
entge gen,
der noch nicht lange zurücklag, unbefleckt von jeglichem Makel, und einen winzigen Augenblick lang schöpfte er
Hoffnung ... aber der Körper in der
Kiste hatte nie Marjory Nelson gehört. Auf dem Polster aus Plastik, das Henry vor sich sah, lag ein junger
Orientale. Er trug ein Muster aus purpurnen Fingerabdrücken um den Hals, seine
Augäpfel waren aus den Höhlen
hervorgequollen, und die Zunge hing ihm aus dem Mund. Er war erst so kurze Zeit tot, daß das Blut, das die
Strangulation ihm ins Gesicht getrieben hatte, noch nicht wieder
abgeflossen war.
    Auf einmal war Marjory Nelson nicht mehr von
vordringlicher Bedeu tung. Sie war bereits verloren und Henry
konnte nichts für sie tun, außer sie zu finden. Diesen Jungen aber konnte er
retten.
    Henry
handelte rasch. Er schloß dem Toten die ins Leere starrenden Augen, schob seine Arme unter Knie und Schultern
und hob den eiskal ten Körper auf. Das Gewicht des Jungen bedeutete ihm
nichts, aber die Last war unhandlich zu
tragen, und er mußte sich mit ihr seitwärts an der ganzen Reihe der Kisten
vorbeidrängen, ehe er sich dann nach vorn wür de drehen können.
    „Was glauben Sie
da eigentlich zu tun?"
    Vom Gestank des Übels überwältigt hatte
Henry weder gerochen, daß sie sich näherte, noch hatten seine
Ohren, die lediglich auf den Schlag eines Herzens gehört hatten, das nicht mehr
hätte schlagen dürfen, sie kommen hören. Er war nicht zu Subtuitäten
aufgelegt, daher hob er den Kopf, um ihr in die Augen zu sehen und den Befehl
zum Gehen zu ertei len. Aber unter der Oberfläche von Normalität
fand er nichts, was er hätte berühren können. Die Gedanken dieser Frau waren wie eine unendliche
Spirale; sie fingen nirgendwo an und führten nirgendwo hin.
    Blasse Augen verengten sich, bleiche Wangen röteten
sich. „Halt ihn auf!" befahl die Frau.
    Dann gruben sich Hände in Henrys Schultern und zogen ihn
mit einem Ruck nach hinten. Über sich konnte er den Tod atmen
spüren. Dies ist kein Leben! schrieen
alle seine Sinne, und seine Haut erschauerte vor Ekel vor der Berührung.
Der Junge glitt ihm aus den Händen, und Henry selbst fühlte, wie
er emporgehoben und hart auf eine Oberfläche geschleudert wurde, die unter der
Wucht seines Aufpralls nachgab. Verzweifelt drehte und wand er sich
und blickte nach oben, als sich gerade der Deckel über ihm schloß.
    „NEIN!"
    „Er ist noch nicht zurück."
    Mit einem Ruck wurde Celluci wach, wobei sein Kopf
schmerzhaft in die Höhe zuckte und alle seine Muskeln sich
abrupt verspannten. „Was ..."
    „Er ist noch nicht zurück", erwiderte Vicki, die
mit eng um den Körper geschlungenen Armen in der Mitte des
Wohnzimmers stand. „Und die Sonne geht bald auf."
    „Wer ist noch nicht zurück? Fitzroy?" Mit der Faust
vor dem Mund ver suchte Celluci ein Gähnen zu unterdrücken, das ihm fast den
Unterkie fer ausgerenkt hätte. Er sah auf
die Uhr. „6:12 Uhr. Wann ist der Son nenaufgang
denn fällig?"
    „6:17 Uhr", teilte Vicki ihm mit. „Er
hat noch fünf Minuten." Mit aus drucksloser Stimme und
ebenso ausdruckslosem Gesicht gab sie Tatsa chen an, einfach nur
Tatsachen, denn in ihr wütete eine schreckliche

Angst und kämpfte mit Zähnen und
Klauen darum, freigelassen zu werden, und wenn sie dieser Angst auch nur die
geringste Chance gab, dann, so fürchtete Vicki, würde sie sie nie wieder in den Griff bekommen.
    Celluci wußte, was sie da tat, er kannte die Zeichen
alle. Es gab wohl auf der ganzen Welt nicht einen einzigen
Polizisten, der nicht wenigstens einmal in seinem Leben
die in der Polizeiausbildung gelernten Techniken eingesetzt hat, um
in einer persönlichen Krise seiner Panik Herr zu wer den. Diejenigen, die
zuviel Mitgefühl hatten, benutzten die Techniken ständig, und dann konnte es passieren, daß diese irgendwann einmal von ihnen
Besitz ergriffen. Cellucis Gelenke beschwerten sich lautstark, als er sich aus dem Lehnstuhl stemmte, in dem er
eingeschlafen war. Verschla fen
murmelte er: „Woher zum Teufel weißt du, wann die Sonne aufgeht?"
    Und dann
überfiel ihn ein schrecklicher

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