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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 03 - Blutlinien
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sich geirrt,
und Tawfik hatte ihn gar nicht bemerkt? Henry erinnerte sich an Tonys Panik, und das schien ihm wenig wahrscheinlich. Viel leicht spielte Tawfik ein komplizierteres Spiel
und hatte nicht vor, eine Karte auszuspielen. Gewiß hatte er Gründe dafür zu
leugnen, daß es einen Zeugen gegeben hatte; auch Henry hatte einen Grund, einen
sehr einfachen: Er würde einen Freund nicht verraten. Er ließ das Tier in seiner Stimme anklingen und antwortete
dem Älteren: „Sie haben in meinem Revier gejagt."
    Tawfik erkannte die Drohung und konterte mit einer eigenen, indem er mit der Angst spielte, die der Nachtwandler vor ihm hatte und kaum verbergen konnte. „Sie wollten gewiß vollkommen zutref fend feststellen, daß mir das Kleinkind heute morgen enorme Kräfte
    verliehen hat." Wieder hatten sie gleichgezogen. „Wenn ich jetzt
mit meiner Geschichte fortfahren dürfte
...?"
    „Fahren Sie
ruhig fort."
    „Ich danke Ihnen." Akhekhs Angebot war an eine Bedingung geknüpft: Er durfte niemanden verzehren, der bereits eingeschworen war. In den
ersten hundert Jahren nach der Eroberung, in denen das Pantheon erst wieder zur Ruhe kommen mußte, waren die nicht Eingeschworenen
leicht zu finden, und seine Macht wuchs. Damals hatte er festgestellt, daß er Macht weitaus stärker begehrte als Rache
- und der Kult des Akhekh war stark geworden. Je stabiler und wohlhabender
Ägypten jedoch wurde, desto zufriedener waren die Menschen mit ihren Göttern
und desto weniger freie Ka gab es. So nahm seine Macht und die seines
Gottes Akhekh gegenläufig zu der Ägyptens zu
und auch wieder ab. Dieses Zeitalter nun zeigte eine De kadenz, die er
wieder erkannte und die er auf jeden Fall auszubeuten gedachte - die Menschen
hier waren reif für die Rituale, die Akhekh zu bieten hatte. Aber Tawfik sah
keinen Grund dafür, irgend etwas davon dem
Nachtwandler gegenüber zu erwähnen.
    „Es ist mir zu verdanken, daß mein Herr, auch wenn seine Stellung im Pantheon
eine relativ untergeordnete war, nie in einer der größe ren Gottheiten aufging, wie es mit so manch anderem der geringeren Götter geschah: So baute ich in jedem Zeitalter
und an tausend Or ten entlang des
Nil meinem Gott Akhekh einen Tempel." Manchmal hatte er als
einziger dort gebetet, aber das brauchte er wohl nicht zu erwähnen. „Von Zeit
zu Zeit äußerten andere Priester Kritik an der Tatsache, daß ich aus dem Kreislauf allen Lebens ausgeschieden war, aber die Jahrhunderte hatten aus mir einen
geschickten Zauberer gemacht - und
hatten mir auch beigebracht, zu erkennen, wann es besser war, aufzugeben
und die Stadt zu verlassen -, und so konnten sie mich nicht stürzen. Da ich nur
die zerstörte, die keinem Gott die Treue
geschworen hatten, weigerten sich die anderen Götter, sich einzumischen."
    „Aber am Ende
wurden auch Sie besiegt."
    „Ja. Nun, ich habe mich einmal ein wenig verschätzt. Das kann jedem
passieren." Tawfik lächelte in die Finsternis. „Soll ich Ihnen sagen,
worum es ging? Heute und an diesem Ort hat das überhaupt keine Bedeutung mehr, also werden Sie es, selbst
wenn Sie wollten,
    nie gegen mich verwenden können. Während der Zeit, die Sie als 18. Dynastie bezeichnen, war Ägypten sehr, sehr wohlhabend, aber die meisten
Adligen hatten große Familien, und das bedeutete, daß eine Menge junger Adliger ohne Beschäftigung waren. In
einem solchen gesellschaftlichen Klima wuchs und gedieh der Tempel des Akhekh. Mein Herr verfügte über mehr Gefolgsleute als je
seit der Eroberung. Leider - obwohl ich das damals nicht als Unglück
betrachtete - schlossen sich auch zwei der jüngeren Söhne des Pharao uns an, und
damit lenkten wir schließlich die Aufmerksamkeit der höheren Gottheiten auf uns."
    Tawftk hielt
inne, seufzte und schüttelte den Kopf. Als er erneut sprach, klang das nicht mehr wie ein historischer Vortrag. Er hörte sich nur noch an wie ein Mann, der eine schmerzliche
Erinnerung mit jemandem teilen
möchte.
    „Die Söhne des Pharao waren Söhne des wiedergeborenen Osiris, und Osiris wollte nicht, daß sie mit etwas korrumpiert würden, was er als Anormalität ansah. Also erschien Thoth, der Gott der Weisheit, einem
der Priester des Osiris im Traum und teilte diesem mit, wie man mich überwältigen konnte. Meine Schutzwälle wurden zertrümmert,
und wieder einmal zerrte man mich aus meinem Tempel. Beim ersten Mal hatte man mich leben gelassen, weil mein Leben keine Bedeutung gehabt hatte. Diesmal hatten sie Angst, mich zu töten, weil
mein

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