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Huff, Tanya

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Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 03 - Blutlinien
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keine, die er, Henry, aller
Wahrscheinlichkeit nach überleben würde.
    Da es die beste, wenn nicht die einzige Möglichkeit schien, drehte er sich um und paßte seinen Schritt dem des anderen an, wobei er sich alle
Mühe gab, die Sonne, die in einer kleinen Ecke seines Be wußtseins immer noch hell erstrahlte, einfach
nicht zu sehen.
    Sie gingen die Queen's Park Road in südlicher Richtung hinab, und das Kraftfeld, das sie umgab, ließ mehr als einen Passanten sich nach ihnen umdrehen.
    „Wie soll ich Sie nennen?" fragte Henry schließlich.
    „Ich benutze den Namen Anwar Tawfik. Nennen Sie mich so."
    „Das ist
nicht Ihr Taufname."
    „Natürlich
nicht." Der andere lachte sanft, ein Meister, der seinen Schüler wegen
eines dummen Fehlers schilt. „Ich nahm diesen Na men an, als ich erwachte. Ich werde Ihnen wohl kaum mit meinem
    richtigen Namen Macht über mich geben!" Zum letzten Mal hatte er
seinen richtigen Namen laut ausgesprochen gehört, kurz bevor Ägypten zu einem einzigen Land vereinigt wurde. „Wie soll ich Sie nennen...?"
    „Richmond."
Auch wenn er in der Vergangenheit auf Richmond gehört hatte, war dies für Henry
nie ein Name gewesen, immer nur ein Titel.
Der sollte eigentlich gegen alle Magie gewappnet sein, die der andere um ihn herumwinden mochte.
    Sie gingen noch eine kleine Strecke zusammen, bis die Geräu sche der Bloor Street verklungen waren, und wandten sich dann in schweigendem Einverständnis dem Park zu. Es war jetzt nach Einbruch der
Dunkelheit ein kalter Novemberabend, und so gingen sie allein auf einsamen, von feuchten Blättern bedeckten Pfaden unter fast kahlen Bäumen. Niemand würde hier die
Worte hören können, die sie sprachen, niemand würde sterben müssen, weil er sie gehört hatte.
    Nur an wenigen Stellen schob Lichteinfall die Schatten beiseite, im Rest des Parks erstreckte sich die Finsternis ungebrochen von der Unendlichkeit bis zum Boden. Auf die Bank, die die beiden sich aussuchten,
fiel überhaupt kein Licht, und als Henry jetzt sah, wie vorsichtig der andere Platz nahm, erkannte er, daß dieser nicht besser zu
sehen vermochte als Sterbliche.
    Also habe ich den Vorteil, daß ich besser sehen kann. Wozu immer das auch gut
sein mag.
    Tawfik roch
erregt, nicht ängstlich, und sein Herz schlug nur ein wenig schneller, als es
menschliche Norm war. Die Bewegung von Tawfiks
Blut sprach Henrys Hunger an, doch das Gewicht seines langen Lebens
schaltete jegliche Sehnsucht nach Nähren, die Henry hegen mochte, aus. Der Vampir konnte auch seine eigene Angst riechen, und sein Herz klang zwar nach
menschlichen Maßstäben gemessen immer noch ruhig und gesetzt, schlug
aber schneller und lauter, als es das in
Jahren getan hatte.
    Tawfik sprach zuerst, und seine Stimme klang, als amüsiere er sich leise. „Sie haben hunderte von Fragen, warum fangen wir nicht an?"
    Ja, warum nicht? Aber womit? Vielleicht mit der Frage, die er selbst
bereits beantwortet hatte. „Was sind Sie?"
      „Ich bin der letzte Priester des
Gottes Akhekh."
    „Was machen Sie hier?"
    „Meinen Sie damit, wie es dazu kommt, daß ich hier bin, in diesem Jahrhundert,
an diesem Ort? Oder meinen Sie: Was tue ich, nun, wo ich einmal hier bin?"
    „Beides."
    Tawfik rutschte ein wenig zur Seite. „Also, das ist, wie man so sagt
... eine lange Geschichte und Sie haben nur bis
zum Morgengrauen Zeit..." Er sah keinen Grund, den
Nachtwandler zu belügen. Er würde ihm sagen, wie und was er war und er war
auch bereit, vorsichtig über seine Pläne zu sprechen. Immerhin wollte
er ja das Vertrauen des jungen Richmond gewinnen.
    Glücklicherweise stellte ihm Dr. Rax' Ka die Daten zur Verfügung, mit denen das 20. Jahrhundert arbeitete und an denen er seine Geschichte
aufhängen konnte.
    „Ich wurde um dreitausendzweihundertfünfzig vor Christus herum in
Oberägypten geboren, kurz bevor Merinar, König von Unterägypten, ein
vereinigtes Reich schuf, das sich den gesamten Nil entlang
erstreckte. Zur Zeit der Eroberung war ich ein Hohepriester des Set - nicht des Set, an den sich die
Geschichte im allgemeinen erinnert; nein, er war damals ein wohltätiger Gott,
stand aber leider auf der Seite der Verlierer. Nach der Eroberung entmachtete
Horus der Ältere, der höchste der Götter Unterägyptens, Set und erklärte ihn
für unrein. Aber Set war immer noch mächtig und verschaffte sich Zugang zum neuen Pantheon." Tawfik klang
jetzt etwas trocken. „Ägyptische Götter sind, wenn sie auch nichts
anderes sein mögen, zumindest

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