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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 03 - Blutlinien
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oder einen Plan zu schmieden verstopfte ihre Gehirnwindungen
nach wie vor mit Zuckerwatte und wenn sie dann über ihre Lage nachdachte, tat ihr das ebenfalls nicht gut.
    Ohne ihre Brille war das Frühstück ein Haufen Gelb und Braun am Ende eines verwackelten Tunnels, und fast genauso schmeckte es auch.
    Sie hatte es nicht vermeiden können, das Frühstück zwischen ihre beiden Zellengenossinnen eingeklemmt einzunehmen, und eben sowenig
konnte sie verhindern mitzubekommen, wie weit sich alle anderen Frauen von
diesen beiden entfernt hielten. Sie ließen ihnen den Vortritt in der Schlange vor dem Essensschalter und murrten nicht, als die beiden eine ganze Kanne Kaffee für
sich mit Beschlag belegten. Natalies
Kraft in Verbindung mit Lamberts Bösartigkeit hatten das Duo auf die oberste
Sprosse der Hackordnung bugsiert. Alle
Insassinnen, die nicht völlig umnachtet waren, betrachteten Vicki mit so etwas wie Erleichterung. Lieber du
als ich, schienen ihre Blicke zu sagen, und wenn du es bist, dann
brauche ich es nicht zu sein.
    Auf sich und ihr Essen aufzupassen war, wie sich rasch herausstell te, zuviel
für Vicki. Lambert stiftete Natalie dazu an, einen Großteil von Vickis Frühstück an sich zu reißen und im
Schutz des zerbrech lichen
Picknicktischs, an dem die drei saßen und der jedesmal be drohlich
wackelte, wenn jemand sich bewegte, kniff die große Frau
    Vickis Hüfte grün und blau. Natalie schien die ganze Sache viel Spaß zu machen. Vicki ging das nicht so, aber die Angriffe erfolgten von der
Seite, und sie konnte sich nicht gegen etwas wehren, was sie gar nicht sah. So
wurde die Mahlzeit zu einer schmerzhaften und demü tigenden
Lektion in Hilflosigkeit.
    Als man sie wieder in die Zelle gesperrt hatte, um den Aufenthaltsraum
säubern zu können, hielt sich Vicki mit dem Rücken an der Wand und versuchte, ihre Augen dazu zu bewegen, ihren Dienst zu
tun. Leider dauerte es nicht lange, bis Lambert feststellte, wieviel und in
welchem Winkel Vicki sehen konnte. Als sie versuchte, dem nassen Handtuch auszuweichen, das Natalie vorher
in die Kloschüs sel getaucht hatte,
spürte Vicki auf einmal Mitleid mit allen armen Kindern auf dem Schulhof, über
die die anderen Kinder herfielen, ganz
einfach nur, weil dies möglich ist.
    Als man sie
wieder in den Aufenthaltsraum entließ, tastete Vicki sich an den Tischreihen entlang und versuchte, mit der wachha benden Schließerin zu sprechen. Sie wußte, wo sich
der Tisch der Diensthabenden befinden mußte, auch wenn sie ihn nicht wirklich sehen konnte.
    „Hallo?"
    „Hallo
was?" Die Stimme der Wachhabenden gab nichts preis.
    „Ich br..."
    „Nein. Nein! NEIN! NEIN! NEIN! NEIN!"
    Natalie. Sie stand
direkt hinter ihr. Obwohl Vicki ahnte, wie alles ausgehen würde, startete sie
einen weiteren Versuch. „Sie mü..."
    „NEIN! NEIN! NEIN! NEIN! NEIN!"
    Das hat sie sich nicht selbst ausgedacht. Lambert hat sie dazu angestiftet.
Vicki hielt die Zähne so fest zusammengepreßt, daß ihr Kiefer schmerzte und wußte genau, daß der Lärm unendlich lange andauern
würde.
    „Hören Sie", schrie sie schließlich und versuchte vergeblich, die
Frau zur Seite zu schubsen, die jede ihrer
Äußerungen mit einer Lautstärke von hundertzwanzig Dezibel
begleitete: "Ich gehöre hier nicht..."
    Plötzlich landete Vicki, von Natalie gestoßen, mit dem Gesicht an den
Eisenstäben, die den Tisch der Schließerin umgaben, und konnte die Gesichtszüge der Diensthabenden einen Moment lang
    ganz klar erkennen. Es war nicht Dickson. Es war niemand, den Vicki kannte.
    „Sagen Sie das dem Psychiater", sagte die Schließerin, und ihr
Gesichtsausdruck wechselte zwischen gelangweilt und verärgert. „Treten Sie vom Gitter zurück."
    „Zwei Tage mein!" verkündete Lambert, als Natalie Vicki wieder zu ihr
zurückbrachte.
    Den ganzen Morgen über verfolgten sie Gameshows im Fernsehen. Vicki saß wie betäubt da. Das, was sie trotz des Lärms von vierzig
Frauen in einem Raum, der für achtzehn angelegt war, hören konnte, stimmte sie
froh, daß sie den Fernsehapparat gar nicht sehen konnte. Mittelamerika über die
Vorzüge nicht mehr vereisender Kühlschrän ke frohlocken
zu sehen hätte ihr endgültig den Rest gegeben.
    Das
Mittagessen war eine getreue Kopie des Frühstücks, nur daß Natalie jetzt an Vickis anderer Seite Platz nahm
und daher deren an dere Hüfte kniff.
Eine Frau, die schwer unter dem Entzug von Drogen litt, warf ihren
Teller gegen die Gitterstäbe, und zwei andere fingen an, wahllos

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