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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 03 - Blutlinien
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körperliche Schläge
abwehren.
      „Der Tod, an den du mich glauben
ließest, schlug mir eine Wunde, die immer noch
blutet", fuhr Surrey fort und seine Stimme drohte, unter der Last seiner Gefühle zu brechen. „Ich liebte dich. Wie konn test du mich so verraten?"
    „Dich verraten? Wie hätte ich es dir denn sagen können?"
    „Wie konntest
du es mir verschweigen?" Surreys Brauen senkten
sich, und er klang bitter, als er fortfuhr: „Oder dachtest du, du könn test mir nicht trauen, ich würde dich
verraten?" Die Antwort stand Henry ins Gesicht geschrieben. „Du
hast es geglaubt! Ich nannte                         
    dich den Bruder meines Herzens, und du glaubtest, ich würde dein                      
    Geheimnis aller Welt verkünden!"
    „Auch ich nannte dich Bruder, und ich liebte dich, so wie du mich liebtest, aber ich kannte dich, Surrey; dieses Geheimnis hättest du nicht wahren können!"
    „Und doch vertraust du es mir jetzt an, nachdem ich jahrelang litt?"
    „Ich bin gekommen, um dich hier rauszuholen. Ich kann dich nicht sterben lassen."
    „Warum nicht?
Weil dir mein Tod den Schmerz zufügen würde, den
ich so lange mit mir herumtragen mußte?" Surrey holte tief Luft und
schloß die Augen. Heftig schluckend mühte er sich, die Tränen zu unterdrücken, die ihn mit jedem Wort zu
übermannen drohten. Nach einem
kurzen Augenblick sagte er so leise, daß Henry, wäre er noch sterblich gewesen, es nicht hätte hören
können: „Ich werde dein Geheimnis wahren, ich nehme es mit in den
Tod." Dann hob er den Kopf, und seine Stimme wurde lauter. „Morgen."
    „Surrey!"
Aber nichts, was Henry sagte, änderte die Meinung des Freundes. Henry bat und bettelte, er ging vor dem Freund in die Knie, er bot ihm selbst die Unsterblichkeit.
    Surrey beachtete ihn gar nicht.
    „Zu sterben, nur damit du dich an mir rächen kannst - das ist doch
dumm!"
    „Der Richmond, den ich kannte, der mein Bruder war, starb vor elf
Jahren. Ich habe um ihn getrauert. Ich trauere noch. Du bist gar nicht
hier."
    „Ich kann
dich zwingen", sagte Henry zum Schluß. „Ich verfüge über Kräfte, gegen die du dich nicht wehren
kannst..."
      „Wenn du mich zwingst",
sagte Surrey, „werde ich dich hassen."
    Darauf wußte Henry keine Antwort.
    Er blieb und stritt, bis das Erscheinen der Sonne ihn zum Gehen zwang. In der
nächsten Nacht betrat er die Kapelle des Towers, öffnete den unversiegelten
Sarg, in dem sich Kopf und Rumpf Henry Howards,
des Earl of Surrey, befanden, küßte die blassen Lippen und schnitt eine Locke aus dem dunklen Haar. Er konnte
nicht mehr weinen. Er wußte auch
nicht genau, ob er denn Tränen vergossen hätte, wenn es ihm möglich
gewesen wäre.
      „Sat superest
- es reicht, sich zu beweisen." Henry schüttelte die Erinnerung ab. Ich
hätte Surreys Motto zu dem meinen machen, es ihm
in den Rachen stopfen und ihn auf meinen Schultern aus dem Kerker tragen
sollen. Nun, er war jetzt älter, selbstsicherer, stärker davon überzeugt, daß seine Art die richtige sei,
weniger anfällig für hysterische
Reaktionen. Dann hätte er mich eben gehaßt - aber zumindest hätte er
existiert, um es tun zu können! Vicki wäre nicht so dumm gewesen, das wußte er. Wenn sie an Surreys Stelle im Tower gesessen hätte, dann hätte sie sich erst einmal
darum gekümmert, wieder freizukommen
und erst danach hätte sie ihn gehaßt.
    Heute nacht würde sie sich wohl kaum gegen eine Rettung weh ren!
    Wenn sie bei Verstand war.
    Während Henry versuchte, sich nicht allzu genau auszumalen, was die Drogen mit Vicki angestellt haben könnten, ging das Flutlicht
      Vicki hatte den Nachmittag damit verbracht, anhand von Geräu schen und mit Hilfe ihres Tastsinns die Grenzen ihres Gefängnisses
auszuloten. Merkwürdigerweise schien das jetzt, wo sich ihre Augen nicht mehr
einem Gesamtbild anzupassen versuchten, sondern sich damit zufrieden gaben, einzelne Objekte aus der Nähe zu betrachten, einfacher als vorher. Ihr war nicht klar gewesen,
wie sehr sie im Ver lauf des letzten
Jahres gelernt hatte, sich auf ihre anderen Sinne zu verlassen; das wurde ihr erst jetzt bewußt, als
ihr außer diesen Sinnen wenig zur Verfügung stand. Ohne ihre Brille war ihre
Sehkraft - oder vielmehr der Mangel
derselben - eher ein Hindernis als eine Hilfe.
    Nach dem Zwischenfall in der Dusche war Lambert triumphierend zu den Seifenopern zurückgekehrt, aber Natalie blieb Vicki weiterhin dicht auf den Fersen, und ihr

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