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Huff, Tanya

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Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 03 - Blutlinien
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trotzdem leid und du
hofftest, man würde ihr in der Hölle
das Lachen gestatten, denn du hättest ihr Lachen immer sehr viel schöner
gefunden als ihr Gesicht."
    „Auch Richmonds Geist könnte diese Geschichte erzählen - ich sagte das,
als er noch lebte."
      „Also gut", wiederholte Henry
und dachte: Gut, daß ich früh genug kam - das kann ja die
ganze Nacht dauern. „Was jetzt kommt, hast du nach
meinem Tode geschrieben, und Surrey, glaube mir: Man liest deine Gedichte noch
nicht im Himmel!" Er räusperte sich und
rezitierte leise: „Geheimste Gedanken, voll Vertrauen geteilt/ Müßiges Reden, manch Plan vom Vergessen
ereilt/Verschworene Freundschaft,
die jedes Versprechen so treulich bewacht/So verging uns manch' Winternacht..."
    „... in hellem Entzücken/Anmutiger, lust'ger Gefährte/Der mit mir geteilt/Die leichten Schmerzen, so kurzen Streit..." Surrey trat
vor und zitterte so sehr, daß seine Ketten leise klirrten. „Das
schrieb ich für dich."
    „Ich weiß." Er besaß Abschriften von fast allen Gedichten, die Surrey geschrieben hatte. Der leichtsinnige Lebensstil des Earl hatte
dazu geführt, daß seine Diener oftmals auf ihren Lohn hatten warten müssen und sich daher gerne etwas dazuverdienten.
    ,,Stolzes Windsor, wo ich in Recht und in Frieden mit dem Sohn eines
Königs die Kindertage verbracht..." Richmond?" Mit überströmenden
Augen eilte Surrey auf Henry zu und dieser fing ihn in einer innigen
Umarmung auf.
    „Du siehst also", murmelte er in die dunklen Locken, „ich habe
Fleisch, ich lebe und ich bin hier, um dich herauszuholen."
    Nach einem unschuldigen Augenblick, in dem Schmerz und Freude in
Surreys Brust sich mischten, schob dieser den Freund von sich, wischte sich mit dem Handrücken über das Gesicht, sah den alten Freund
prüfend an und sagte: „Du hast dich nicht verändert." Wie der schlich sich Furcht in seine Züge. „Du siehst
nicht anders aus als damals... als du
mit siebzehn ausgesehen hast."
    „Du siehst auch nicht viel anders aus!" Auch wenn die elf Jahre den Freund ein wenig rund hatten werden lassen und Surrey nun den Schnurrbart
und die lange Lockenpracht trug, die bei den Höflingen in Mode waren, hatten sich Gesicht und Miene des anderen so wenig
verändert, daß Henry sich gut vorstellen konnte, wie sich der Freund in den Schlamassel geritten haben mochte, in dem er
nun steckte. Mit neunzehn war der
geliebte Freund wild, unbekümmert und sehr unerwachsen gewesen, und jetzt,
einige Monate vor seinem dreißig sten Geburtstag, schien er immer noch
wild, unbekümmert und sehr
    unerwachsen.
„Warum ich mich nicht verändert habe - das ist eine lange Geschichte."
    Surrey ließ sich auf das Bett fallen und hob mit einiger Mühe auch den
gefesselten Fuß hoch, so daß dieser auf dem Strohsack zu liegen kam. „Ich habe nicht vor, heute noch auszugehen", sagte er mit einem
lakonischen Heben der ebenholzschwarzen Brauen.
    Das würde er auch nicht, erkannte Henry, ehe nicht seine Neu gierde
befriedigt wäre. Wenn er den Freund retten wollte, würde er ihm die Wahrheit gestehen müssen. „Du warst nach
Kenninghall gereist, um bei Frances zu sein, und seine Majestät hatte
mich nach Sherifhutton geschickt", fing er zu erzählen an.
    „Ja, ich
erinnere mich."
    „Nun, ich habe da eine Frau getroffen ..."
    Surrey lachte und dies Lachen klang, trotz der nach außen zur Schau gestellten Ruhe, ein wenig hysterisch. „Davon hörte ich."
    Henry war froh, daß er nicht mehr erröten konnte. In der Vergangenheit
war er immer scharlachrot angelaufen. Er erzählte die Geschichte zum ersten Mal seit seiner Wandlung; er hatte sich das nicht so
schwierig vorgestellt, und so trat er an den Tisch, um in die Nacht hinaussehen zu können, während er sprach und
durchwühlte mit einer Hand die Papiere, die Surrey dort hatte liegenlassen. Als er seine Geschichte beendet hatte, drehte er sich um und stellte sich der Gestalt auf dem rauhen Bett.
    Surrey saß auf der Bettkante und hatte den Kopf in den Händen vergraben.
Er schien zu spüren, daß Henry ihn anschaute, also hob er den Kopf
und starrte zurück.
    Sein Gesicht
war derart von Wut und Schmerz verzerrt, daß Henry instinktiv einen Schritt
zurücktrat. „Surrey?" fragte er, plötzlich verunsichert.
    „Vampir?"
    „Ja."
    Surrey stand auf und rang um Worte. „Du hast Unsterblichkeit errungen",
sagte er schließlich „und hast mich in dem Glauben gelassen, du seist
tot."
    Völlig überrascht hob Henry beide Hände, als müsse er

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