Huff, Tanya
natürlich!"
Wenig später befand Vicki sich im Fahrstuhl, und an ihrem Trench coat prangte
ein kleiner rosa Ausweis mit dem Namen Celluci und der Nummer 42. Zu ihrer großen Überraschung wurde sie am Fahr stuhlausgang im sechsten Stock von einer
attraktiven, dunkelhaari gen Frau erwartet.
„Mike, ist es ...?" hob diese an, hielt dann inne, errötete und
trat einen Schritt zurück, um Vicki in den Flur zu
lassen. „Es tut mir leid, ich dachte, es sei jemand anderes."
„Sie dachten, es sei Detective-Sergeant Mike Celluci. 7 "
Vicki ahnte anhand von Cellucis Beschreibung, wer die
Frau war, fragte sich nun aber, was ihr der Detective alles über die
Frau Doktor verschwiegen haben mochte. Warum war sie herbeigeeilt, um ihn an
der Fahrstuhl tür abzuholen?
„Das stimmt,
aber ...", sagte die Dame.
„Sie müssen Dr. Shane sein."
„Ja, aber ..." Dann las Dr. Shane den Namen auf Vickis Besucher ausweis, und ihre Wangen röteten sich. „Sie sind doch nicht seine Frau, oder?"
Vicki spürte, wie sie selbst auch errötete. „Nein." Dr. Shane
schien erleichtert, wirkte aber immer noch verlegen, und Vicki frage sich
erneut, was Michael ihr über sein Zusammentreffen mit ihr vorent halten hatte - wobei sie auch nicht hätte sagen
können, ob sie es wirklich wissen
wollte. „Ich bin seine Cousine", stellte sie sich vor. „Er glaubt,
er habe hier ein paar Papiere liegengelassen, und da ich gleich um die Ecke arbeite, in der Bloor Street,
hat er mich gebeten, vorbeizuschauen."
„Papiere? Oh." Dr. Shane drehte sich um und ging Vicki voran den Flur hinunter. „Wenn er sie hier vergessen hat, wird Ms. Gilbert
das wissen, die Abteilungssekretärin. Ich glaube nicht, daß sie schon gegangen
ist."
Auf ihrem Weg den Flur entlang besah sich Vicki alle Türen, Schlösser, Blickwinkel - und Dr. Shane. Natürlich konnte Celluci Mittag essen,
mit wem er wollte - ihre Beziehung zu ihm hatte nie andere Beziehungen
ausgeschlossen -, aber Vicki mußte sich trotz dem
eine gewisse Neugier eingestehen. Er hatte ihr derart neutral und unverbindlich von der stellvertretenden
Kuratorin erzählt, daß sie sofort
gespürt hatte, wie sehr diese ihn faszinierte. Celluci war
gewöhnlich nichts und niemand gleichgültig. Auf den ersten Blick wirkte Dr. Shane groß, attraktiv, selbstsicher, von angenehmem "We sen, höflich... und offenbar auch intelligent, sonst könnte sie den Job hier nicht machen. Mein Gott, die perfekte Frau der Neunziger.
Wet ten, daß sie auch noch kochen kann, ihren
eigenen Kompost pflegt und Sachbücher liest? Vicki spürte, daß sich ihr Kiefer
verspannte, und schüttelte ärgerlich den Kopf.
,Warum ist
Detective Celluci nicht selbst gekommen?"
„Das weiß ich nicht." Dr. Shane hatte sich offensichtlich bemü hen müssen, unbeteiligt zu klingen. Celluci, Celluci: was für ein Mittagessen!
Es gab
natürlich keine Papiere, aber Ms. Gilbert, die sich gerade einen Plastikregenhut über ihre Dauerwelle
stülpte, versprach, danach Ausschau zu halten.
Vicki bedankte sich bei der älteren Frau für die Hilfe und warf, nachdem diese das Büro verlassen hatte, einen raschen Blick auf ihre Uhr. Auch für sie war es nun Zeit zu gehen. Beim nächsten Schritt kam es auf die genaue Einhaltung des Plans an. Sie streckte Dr. Shane die
Hand hin: „Danke, daß Sie sich Zeit für mich genommen haben!"
„Es tut mir nur leid, daß wir die Papiere nicht finden konnten."
Dr. Shanes
Händedruck war fest, die Handflächen trocken. Zwei weitere Pluspunkte. „Er muß sich sowieso mal abgewöhnen, ständig seine Sachen irgendwo zu vergessen. Wenn die
Papiere doch noch auftauchen, rufen
Sie ihn dann an?"
„Ja, klar."
Darauf könnte ich wetten! Plötzlich fiel es Vicki schwer, höflich zu bleiben. „Wissen Sie, unter welcher Nummer er privat zu erreichen ist?"
„Ja, er hat sie mir gegeben."
Was soll dieses Mona-Lisa-Lächeln? „Also, noch einmal recht herzlichen Dank. Ich finde den Weg zum Fahrstuhl - immer den Flur entlang. Ist ja nicht zu verfehlen."
Im Sicherheitsbereich des Erdgeschosses wimmelte es von Ange stellten auf
dem Heimweg. Vicki behielt mit einem Auge die große Wanduhr über dem Fahrstuhl im Blick, während sie gleichzeitig darauf achtete, daß der Wachmann auch wirklich
mitbekam, daß
sie sich aus dem Besucherbuch austrug und ihren Ausweis abgab. Bis zum
Schichtwechsel des Sicherheitspersonals waren noch zwei Minuten Zeit.
„So ein Ärger! Ich habe meinen Schirm oben vergessen!" Vicki warf einen panischen
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