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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 03 - Blutlinien
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Blick durch die Außentüren, vor denen der Regen in gleichmäßigen dichten Schleiern fiel, und wandte sich dann an den Wachmann. „Haben Sie was dagegen, wenn ich noch einmal nach oben laufe und ihn hole?"
    „Nein, gehen Sie ruhig." Der Wachmann warf nun seinerseits einen unglücklichen Blick in den Regen hinaus.
    Vicki angelte ihren Schirm hinter einem der Tempelhunde vor der Tür zur fernöstlichen Abteilung hervor und dachte befriedigt, die alte Weisheit, der zufolge keine Lüge die beste Lüge ist, besäße doch
immer noch Gültigkeit. Sie eilte den Flur entlang bis zu einer kleinen Kammer, in
der Vorräte gelagert wurden und die sich direkt neben dem Kopierer befand. Als
sie kurz zuvor den Flur entlanggegangen war, hatte diese Tür offengestanden,
und der winzige Raum war ihr als ideales
Versteck erschienen. Leider hatte man die Tür in der Zwischenzeit
verschlossen, und sie konnte sich nicht am Schloß zu schaffen machen, weil man sie dabei von zwei Seiten her leicht hätte überraschen können.
    „Mist."
    Die offenenstehende orangefarbene Doppeltür gehörte eindeutig zum Werkraum;
Vicki konnte hören, wie Dr. Shane etwas über die Restaurierung eines Wandbilds sagte. Die gelbe Doppeltür auf der gegenüberliegenden
Flurseite stand ebenfalls nur angelehnt und als nun die Stimmen aus dem Werkraum lauter wurden, schlüpfte Vicki rasch hindurch.
    „... und dann sehen wir uns morgen den Verputz noch einmal genauer an."
    Dr. Shane und noch eine Person standen jetzt im Flur.
    Vicki sah sich um. Offenbar war sie in einem Lagerraum gelandet: Nur eine
Armlänge von ihr entfernt stand der schwarze Sarkophag, von dem Celluci erzählt hatte. Wahrscheinlich würde schon sehr bald jemand kommen, um das Licht auszuschalten und die
Türen zu verschließen. Nach einem raschen Blick auf das Türschloß -
eingesperrt zu sein gehörte nicht zu ihren nächtlichen Lieblingsbeschäftigungen
    - forschte
Vicki nach einem guten Versteck. Leider war es bei der Menge der im Lagerraum verstauten Gegenstände unmöglich, sich hier
geräuschlos zu bewegen, und der Sarkophag stand zu nahe an der Tür, als
daß sie sich sinnvoll dahinter hätte verstecken können.
    In seinem Inneren jedoch ...
    Sie schaffte
es gerade noch, in die schwarze Steinkiste zu schlüp fen, dann öffnete sich die Lagerraumtür auch schon.
    „Haben Sie eben gerade auch ein Geräusch gehört, Ray?" fragte die Stimme
Dr. Shanes.
    „Nein, nichts, Dr. Shane."
    „Dann habe ich mir das wohl eingebildet..."
    Sie klang nicht wirklich überzeugt, und Vicki hielt krampfhaft den Atem an.
Einen Moment später vernahm sie ein leises Klicken, und die Lichter gingen aus, dann schloß sich die Tür, und Vicki hörte, wie sich
ein Schlüssel im Schloß drehte.
    Der Sarkophag war erstaunlich geräumig, war er doch auch gebaut worden, um einen normal großen Sarg aufzunehmen; Vicki hatte dennoch nicht vor, länger als nötig in seinem Innern zu verweilen. Sie kletterte
hinaus und legte Schirm und Handtasche auf den Stein. Der neue Wachmann unten wußte von ihr nur, daß sie sich ausgetragen
und das Museum verlassen hatte. Es war sehr unwahrscheinlich, daß der Wachmann der Tagschicht ihm mitgeteilt
hatte, daß die Besucherin Nummer 42
noch einmal zurück nach oben gegangen war. Sollte nun also diese Mumie
in der Lage sein, mit den Köpfen von Leuten
zu spielen - und da sich niemand mehr an sie erinnern konnte, schien das ja der Fall zu sein -, dann
würde sie in keinem Kopf etwas finden, das ihren Verdacht auf Vicki
lenken konnte.
    Sie war stolz darauf, wie geschickt sie sich an den Wachleuten vorbeigemogelt
hatte. Bei der Paranoia, die nach den beiden Todesfällen herrschte, wäre ein simples Einschleichen nicht in Frage gekommen. Es störte
Vicki ein wenig, daß das, was sie getan hatte - und immer noch tat - nicht legal war, aber da sie nicht
vorhatte, irgend etwas zu beschädigen oder auch nur durcheinander zu bringen,
mußte ihr Ge wissen das wohl oder übel in Kauf nehmen. Ihr Gewissen
hatte sich in dieser Frage an Einiges
gewöhnen müssen, seit sie Henry kannte.
    Vicki tastete in ihrer Handtasche nach der Taschenlampe und richtete sie auf ihre Armbanduhr. In fünfzehn Minuten würde die
    Sonne untergehen. Sie gestand Henry eine halbe Stunde zu, um einen klaren Kopf zu bekommen und ins Museum zu eilen - danach würde
sie anfangen, sich an dem Türschloß zu schaffen zu machen. „In der
Zwischenzeit", sagte sie laut und richtete einen Lichtstrahl auf den Sarkophag,

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