Huff, Tanya
zum ersten Mal hörte. Auch sie hatte oft so geklungen. Besessenheit macht gute Polizisten aus. Ein paar zerbrachen allerdings daran. „Einverstanden.
Ich finde sie."
„Du informierst mich über jeden Schritt."
„Mache
ich."
„Sei vorsichtig."
Einen Moment lang sah Vicki die verkohlten Überreste von Trem bleys
Streifenwagen vor sich. „Du aber auch."
Sie legte auf und runzelte die Stirn. Ich habe die Berichte gelesen.
Ich habe auch mit dem Chef gesprochen. „Warum", fragte sie in ihre leere Wohnung hinein, „spricht Inspektor Cantree mit dem Chef über Sachen, die nur die Abteilung betreffen?"
Sieben
„... leider niemand Ihren Anruf entgegennehmen. Wenn Sie eine Nachricht
hinterlassen, setze ich mich umgehend mit Ihnen in Verbindung. Sprechen Sie
nach dem Signalton. Sie sollten nicht davon ausgehen, daß
ich noch weiß, wo ich mir Ihre Telefonnummer notiert habe."
„Henry? Hier Vicki. Ich will mir heute Abend diese Werkstatt ansehen. Die
ägyptologische Abteilung ist im sechsten Stock, im Südflügel des Museums, bitte komm dahin, sobald es dir möglich
ist." Sie dachte einen Augenblick nach und fügte
dann hinzu: „Ein Wach mann sitzt unten am Schalter. Ich denke, du
kommst problemlos rein." Mit gerunzelter Stirn legte Vicki auf. Die Sonne würde
erst in ein paar Stunden untergehen, und so
hatte sie nicht wirklich damit gerechnet,
Henry sprechen zu können, aber sie war sich plötzlich nicht mehr sicher,
ob es richtig gewesen war, ihm die Nachricht auf Band zu sprechen. „Werde bloß nicht albern!" wies sie sich
zurecht. „Die Wahrscheinlichkeit, daß
Cellucis angebliche Mumie rein per Zufall
die richtige Leitung anzapft oder sich Zugang zu Henrys An rufbeantworter verschafft, ist ungefähr so groß
wie ..." Sie seufzte und wählte erneut Henrys Nummer. „... wie die
Wahrscheinlichkeit, daß es die Mumie
überhaupt gibt."
„Henry? Vicki
noch mal. Bitte lösch' das Band, sobald du es ab gehört hast."
„Höchstwahrscheinlich Paranoia", teilte sie später einem Stück kalter Pizza
mit und pickte sich eine Scheibe Salami aus dem hartgewordenen Käse. Aber vier
Menschen waren bereits gestorben, sie konnte
weder die Stärke noch die Möglichkeiten des Gegners einschätzen und hatte
nicht vor, Leiche Nummer fünf zu werden oder Henry als Leiche Nummer sechs zur Verfügung zu stellen.
Das Museum lag nur 15 Minuten Fußweg von Vickis Wohnung entfernt, aber als sie endlich den schmalen Durchgang zwischen dem
McLaughlin-PIanetarium und dem Hauptgebäude des Museums eher durchschwamm als entlangging, bereute Vicki sehr, kein Taxi genommen
zu haben. Alles, was außerhalb der Reichweite ihres Schirms lag, war gründlich naß geworden, und der Wind hatte jede Gelegenheit genutzt, ihr
eiskalten Regen ins Gesicht zu wehen.
„Wie ich den Oktober hasse!" stöhnte die junge Frau und nutzte den
Schutz, den ihr der Gang unter dem hervorspringenden ersten Stock bot, um das
Wasser von den Schößen ihres Trenchcoats zu schütteln. Als sie sich wieder
aufrichtete, tropfte der Regen ihr kalt vom Kinn in den
Kragen hinein, an ihrem Hals entlang und in die Höhlung ihres Schlüsselbeins,
um sich dort endlich von ihrem T- Shirt aufsaugen zu lassen. „Anders
gesagt: Mit dem Oktober könnte ich leben -
den Regen hasse ich."
Sie blieb am Personaleingang stehen und spähte durch die äußeren Glastüren. Der einzige Weg zu den beiden Innentüren und damit der
einzige Weg ins Museum führte an einem Tresen vorbei, der mit einem Wachmann besetzt war. Ein großes Plakat forderte die
Angestellten auf, ihren Sicherheitsausweise stets sichtbar bei sich zu tragen und wies alle Besucher darauf hin, daß sie sich am Tresen anmelden mußten.
Vicki lächelte, zog die Lederhandschuhe aus, stopfte sie sich in ihre Manteltaschen und öffnete die Tür.
„Hallo!" Ihr Lächeln wurde strahlend und schloß nun auch den Wachmann mit ein, der es erwiderte. Vickis Kleidung zeigte ihm, daß sie respektabel war, und ihre ganze Haltung deutete auf eine nette Person - mit solchen Leuten hat jeder Wachmann gern zu tun. „Mein Name ist
Celluci. Ich möchte zu Dr. Shane von den Ägyptologen." Sie war sich
sicher, daß der Name Celluci sie unter Garantie in den sechsten Stock bringen
würde. Sollte der Wachmann ihn wieder er kennen,
würde sie ihm dieselbe Geschichte auftischen, die sie sich für Dr. Shane
zurechtgelegt hatte.
„Werden Sie von Dr. Shane erwartet?"
„Eigentlich
nicht."
„Dann muß ich oben anrufen."
„Aber
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