Huff, Tanya
stark wie zuvor, dafür aber mit etwas mehr Nachdruck.
Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und warf einen Blick auf das Buch.
„Die Augen auf dieser Abbildung - waren rot. Glü hend. Sie haben mich angesehen."
Er bewegte die Schultern unter dem Seidenhemd und lächelte seinem Ebenbild im Spiegel zu. Die Seide schmeichelte der Haut. Dieses
Jahrhundert hatte dem, der es zu schätzen wußte, wahrlich einiges zu bieten, und nach der Beendigung seines Umbaus würde es das reine Paradies sein.
Ihm fehlte
die Sklaverei als Institution, da sie es einem so einfach gemacht hatte, Diener zu finden - also hatte er
schlicht den Hotel manager und zwei von dessen Assistenten so
beeinflußt, daß sie de facto so etwas wie Sklaven für ihn geworden waren. Ihnen
war nur wenig Unabhängigkeit verblieben, so
vollständig hatten sich ihre Ka dem seinen unterworfen. Das war
lediglich ein kleiner Anfang, aber es stand ihm ja auch genügend Zeit zur
Verfügung.
Der Innenminister, mit dem er einen weiteren äußerst produktiven Nachmittag verbracht hatte, unterstand seiner Kontrolle in ähnli chem Maße. Da dieser Mann zumindest noch eine Zeitlang auch in der Lage sein mußte, unabhängig zu agieren, ohne Verdacht zu
erregen, lenkte er ihn auf verschiedenen sehr subtilen Ebenen und mit Hilfe
einer Vielfalt von äußeren Hinweisen. Der Politiker sollte die Männer und
Frauen zur Verfügung stellen, die man auf Akhekh einschwören würde und deren Ka ihm dann, indem sie ihm auf Erden zur
Macht verhalfen, auch in den Himmeln Macht verschaffen würde.
Im Spiegel tauchte ein rotes Glühen auf. Wenig später erlosch sein Ebenbild, und er erblickte statt dessen das Bild seines Gottes.
„Hoher Priester meiner neuen Ordnung!" sagte das Bild.
Er kreuzte
die Arme vor der Brust und verbeugte sich tief, wobei jahrhundertelanges
Training verhinderte, daß er sein Mißfallen verriet. „Herr?"
„Öffne mir dein Ka. Ich habe die erste gezeichnet, die mich nähren wird."
Vicki
schlüpfte durch den Verdunkelungsvorhang und schloß die Schlafzimmertür hinter sich. Die Art, wie Henry unbeweglich auf dem Bett hingestreckt lag, jagte ihr immer noch
einen Schauder über den Rücken.
Vicki war in der Regel gut darin, die Vergangenheit Ver gangenheit sein zu lassen; die Erinnerung an den
Nachmittag jedoch, den sie an Henrys Seite damit verbracht hatte, auf
sein Erwachen zu warten, hatte bei ihr einen
unauslöschlichen Eindruck hinterlassen. Er hatte an diesem Morgen nicht so gewirkt, als wolle er sich in näch ster Zeit der Sonne opfern, aber sie mußte sich
eingestehen - das Abenteuer der
letzten Nacht zwang sie dazu -, daß seine Nerven ganz eindeutig zum
Zerreißen gespannt schienen.
„Vampire
dürften eigentlich gar keine Nerven haben", murmelte sie, trat ins Wohnzimmer und hob ihr Gesicht der
Morgenröte ent gegen. Sie konnte für
Henry nichts weiter tun als zu warten und über ihn zu wachen, und das machte sie wütend.
Sie gähnte, setzte die Brille ab und rieb sich die Augen. Das Verlassen
des Museums war wesentlich weniger kompliziert gewesen als das Einschmuggeln: Henry hatte ganz einfach den Blick des Wachmanns aufgefangen, und dann waren sie beide an dem Mann vorbeispaziert, wobei Vicki
einen leise gemurmelten Kommentar nicht hatte unter drücken können: „Hallo, hallo, wir sind nicht die Droiden, die Sie suchen!" In Henrys Wohnung hatte sie nicht gut
schlafen können, da sie immer wieder
von Träumen über ägyptische Gottheiten und Menschenopfer aus dem Schlaf gerissen worden war. Nun versprach sie
sich einen ausgiebigen Mittagsschlaf, ließ sich in einen mit rotem Samt bezogenen Lehnsessel fallen und griff nach
dem Telefonhörer. Vielleicht schlief
Celluci ja noch - das sollte er aber nicht.
Er nahm nach
dem zweiten Klingeln ab. „Celluci!"
„Guten
Morgen. Wach genug für Neuigkeiten?"
Sie hörte ihn schlucken und sah ihn vor sich, unrasiert, das Ges icht noch vom Schlaf zerknautscht, in der winzigen Küche seines Hauses
in Downsview. „Gute Nachrichten oder schlechte?"
„Ich habe beides auf Lager. Womit soll ich zuerst aufwarten?"
„Erst die guten Neuigkeiten, ich kann ein paar gebrauchen."
„Du bist nicht verrückt. In dem Sarg hat eine Mumie gelegen, und es hat ganz den Anschein, als würde die jetzt frei in Toronto herumlaufen."
„Prima."
Mike schluckte erneut. „Und die schlechte Nachricht?"
„In dem Sarg
hat eine Mumie gelegen, und es hat den Anschein, als würde die jetzt frei in
Toronto
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