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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 03 - Blutlinien
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noch, auf wessen Seite
ich stehe und stopfe Ihnen meinen weißen Hut in den Rachen!
    Insgesamt konnte man den Besuch als vergebens betrachten; sollte George Zottie von einer Mumie ferngesteuert werden, dann hatte Vicki
diese nicht wahrnehmen können. Was ja auch heißen kann, daß sie
einfach verdammt schlau ist. Mein Gott, was würde ich jetzt nicht für einen netten, einfachen Scheidungsfall
geben, einen, bei dem man nur mit
einem Foto vom Bösewicht anfängt ...
    Der Fahrstuhl
klingelte und sie beeilte sich, ihn zu erreichen, ehe ihn jemand anderes wieder rief. Zuerst dachte sie, der Mann, der sich sofort beim Offnen der Tür aus der Kabine drängte,
sei betrunken, aber gleich darauf mußte sie feststellen, daß es ihm wohl
wirklich schlecht ging. Seine Haut wirkte grau, und auf Stirn und Oberlippe hatten sich Schweißtropfen gebildet. Eine Hand
mit langen, sorgsam manikürten
Fingern preßte den Kaschmirmantel an seinen Magen, mit der anderen ruderte er
hilflos in der Luft.
    Vicki duckte sich unter den wild rudernden Arm und führte ihn zu einem Stuhl. Glücklicherweise war der Mann nicht viel größer als
sie. Bevor sie ihn nämlich auf dem Stuhl absetzen konnte, ruhte sein ganzes Gewicht eine Zeitlang auf ihren Schultern. Er murmelte etwas in einer Sprache, die Vicki nicht kannte, aber da sein Aussehen auf eine Herkunft aus dem nördlichen Afrika verwies, ging sie davon aus, daß es Arabisch war.
    Sie schätzte sein Alter auf dreißig bis vierzig Jahre, wobei ihr klar war, daß sein
Zustand ihn um Jahre älter erscheinen lassen mochte, als er wirklich war. Das Gesicht war nicht besonders beeindruckend -zwei
Augen, eine Nase und ein etwas schmaler Mund in der üblichen Anordnung
-, aber selbst in diesem kranken und verwirrten Zustand vermittelte der Mann den Eindruck einer starken Persönlichkeit.
    Vicki war bemüht, ihm stützend behilflich zu sein, drehte sich dann aber abrupt nach einem ihr unvertrauten Geräusch im Hin tergrund um und sah, daß die Empfangsdame gerade die dicken braunen Vorhänge zurückgezogen hatte, die eine riesige Fensterwand verborgen hielten. Am ganzen Körper zitternd starrte der Fremde auf den Ausblick
- ein grauer Himmel, ein weiteres Hochhaus aus rosa Beton: der Sitz des Schatzkanzlers und ein wenig weiter entfernt das Polizeipräsidium
-, woraufhin er sich zu entspannen schien.
    Vicki runzelte die Stirn und übergab die Aufgabe des rettenden Engels an die eifrig herbeigeeilte Empfangsdame. Soweit sie das be urteilen konnte, lag wenig Beruhigendes ... dann begriff sie. „Er
leidet unter Klaustrophobie, nicht wahr?"
    „Ja." Die junge Frau hatte die beiden obersten Knöpfe des Mantels des Mannes geöffnet. „Der Fahrstuhl ist für ihn die reinste Schreck enskammer."
    „Trotzdem nimmt er ihn ..."
    „Ja, er ist
so tapfer!" Die junge Frau wirkte gerührt.
    „Das reicht, Ms. Evans." Die ältere Dame aus dem inneren Heilig tum kam mit zielstrebigen Schritten über den dunkelgrauen Teppich
geeilt, die Brauen unwillig zusammengezogen. Offenbar war es ihr unrecht,
Vicki in der Nähe dieses bedeutenden Besuchers vorzufinden. „Mr. Tawfik, wenn
Sie mir gestatten ..."
    Vicki ging, um sich nicht übergeben zu müssen. Obwohl er ja wirklich
ziemlich tapfer ist, grübelte sie, während sie mit einem Fahrstuhl, der ihr mit einem Mal viel kleiner erschien als zuvor, ins Erdgeschoß hinunterfuhr, wenn ihn eine Fahrt in dem Ding hier derart mitnimmt und er es trotzdem benutzt. Oder er ist leicht masochistisch veran lagt. Sie hätte nicht sagen können, welche diplomatische Position der Fremde einnehmen mochte, war aber nicht erstaunt darüber, was für
Reaktionen seine Ankunft hervorgerufen hatte. Irgend etwas an dem Mann hatte sie trotz seines erbarmungswürdigen
Zustands an Henry erinnert.
    „Kann ich
Ihnen irgend etwas anbieten, Mr. Tawfik?" „Nein, vielen Dank." Den Blick fest auf die Fenster und die da runterliegende Weite gerichtet, zwang er sich,
normal zu atmen. Langsam beruhigte
sich sein Herzschlag, und die Krämpfe, unter denen sich seine Eingeweide
verknotet hatten, ebbten ab und hörten schließlich
ganz auf. Mit immer noch leicht zittrigen Fingern zog er ein Leinentaschentuch aus der Hosentasche seines
Anzugs und wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht.
    Dann blickte
er die beiden Frauen, die immer noch ängstlich um ihn herumstanden, mit zusammengezogenen Brauen an: „Da war eine dritte ..."
      „Nur eine Besucherin, Mr. Tawfik.
Niemand, mit dem Sie sich beschäftigen

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