Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 03 - Blutlinien
Vom Netzwerk:
fragte, warum George diesen netten jungen Mann noch nie zum Abendessen
eingeladen hatte.
    Henry trank
einen Schluck Wasser. Mr. Tawfik. Seine Jagdbeute befand sich in der
Bibliothek.
    Im Auto war es kalt, weil das Fenster offenstand; da Vicki jedoch im Dunkeln nicht sehen konnte, durfte sie es nicht riskieren, ihre
anderen Sinne auch noch zu verlieren. Der Wind roch nach Holzfeuer,
verwesenden Blättern, nach teurem Parfüm - letzteres war wahrscheinlich in dieser Gegend immer zu riechen - und trug ihr die Geräusche eines weiter entfernt fließenden Verkehrs zu. Nicht weit
entfernt wurde eine Tür geöffnet und wieder geschlossen; ein Telefon,
entweder ganz in der Nähe oder an einem offenen Fenster, verlangte
eindringlich, daß jemand den Hörer abhob; ein Junge auf seiner Halloweenrunde zum Erbetteln von Süßigkeiten war noch spät unterwegs
und bat seine Mutter flehentlich, ihn noch einen einzigen
    Block weit zu begleiten. Auf der anderen Seite der Straße erörterten
zwei Mädchen im Teenageralter - zu alt für Süßigkeiten - den Verlauf ihres Tages. In dem Maße, in dem Vickis Augen sich ständig verschlechterten,
verbesserte sich ihr Gehör - oder vielleicht mußte sie auch einfach nur mehr auf das achten, was sie hörte.
    Vicki
zweifelte nicht daran, daß sie die beiden Mädchen bei einer Gegenüberstellung rein nach Gehör würde
identifizieren können. Ein Paar
hochhackige Schuhe, ein zweites mit flachen Absätzen; das leise Knistern, mit dem sich eine Polyesterbluse
an einer Polyesterjacke rieb; der
fast schon musikalische Klang winziger Metallanhänger - im Gegentakt,
was hieß, daß jedes der Mädchen ein Armband mit An hängern trug. Die eine hörte sich an, als habe sie den Mund voller Kaugummi,
die andere, als habe sie ihn voller Zahnspangen.
    „... und sie
hat sich irgendwie so mit dem ganzen Busen an ihn gepreßt."
    „Du meinst: Sie hat sich mit ihrem ausgestopften BH an ihn ge preßt."
    „Nein!"
    „Jawohl - und dann wagt sie zu sagen, daß sie Bradley wirklich liebt..."
    Was wißt ihr Kinder schon von der Liebe? fragte Vicki sich, als die beiden aus ihrer Hörweite verschwanden. Henry Fitzroy, Duke of Richmond, Bastardsohn Heinrichs des Achten, sagt, er liebt mich. Was sagt ihr dazu? Sie seufzte. Was sage ich denn selbst dazu?
    Sie fuhr mit dem Finger über die Lüftungsklappen am Armaturenbrett des
BMW und seufzte erneut. Gut, er hat Angst vor dem endgültigen Tod, das kann ich nachvollziehen. Wenn man über vierhundert Jahre im Dunkeln gelebt hat und dann mit einem Mal anfängt, vom Sonnenlicht zu träumen... Plötzlich lief es ihr kalt über den Rücken. Himmel hilf, vielleicht hat er ja Angst davor, heute nacht zu sterben! Vielleicht denkt er, er wird mit der Mumie nicht
fertig! Vicki tastete auf der Suche nach dem Türgriff mit der Hand über die
Innenseite der Wagentür, hielt dann aber inne, ehe sie die Tür öffnete.
Sei nicht albern, Vicki! Er ist ein Vampir, ein Raubtier, er hat bewiesen, daß
er überleben kann. Er ist mein Freund. Er liebt mich.
    Daran werde
ich jetzt jedesmal denken müssen, wenn ich an ihn denke. Sie hob den Blick zum
Himmel, den sie nicht sehen konnte. Erst
will Celluci „reden", und nun kommt mir Henry mit seinen Ver kündigungen. Reicht es nicht, daß eine Mumie die
Stadt unsicher macht? Brauche ich den anderen Scheiß jetzt auch noch?
    Typisch Mann:
Da hat man eine wunderbare Beziehung, und sie machen
alles so kompliziert!
    Sie rutschte so weit im Ledersitz nach unten, daß sich ihr Kopf auf der
Höhe der unteren Fensterkante befand, schloß die Augen und richtete
sich auf das Warten ein. Aber nur, weil es für sie nichts anderes zu tun gab.
      Die Lichter
im Flur waren gedämpft, so daß sie nur einen schwa chen orangefarbenen Schein warfen - und damit das Halloween motiv noch über den Festsaal hinaus ausdehnten -,
und in diesem Licht lag der Eingang
zur Bibliothek noch dazu tief im Schatten der gewundenen Treppe. Henry hüllte
sich, von den Schatten verborgen, in seinen Umhang, lehnte sich gegen die
Seidentapete und überdachte sein weiteres Vorgehen.
    Sue Zottie hatte ihm gesagt, der Innenminister und Mr. Tawfik befänden sich in der Bibliothek - aber Henry konnte auf der an deren Seite der Wand drei Leben spüren, und keines der drei ließ irgendwie vermuten, daß es sich gerade nach Jahrtausenden von Gefangenschaft freigekämpft hatte. Alle drei Herzen schlugen im selben Takt ...
    Nein - sie schlugen in einem identischen Takt.
    Die Nackenhaare

Weitere Kostenlose Bücher