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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 03 - Blutlinien
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einer Bedrohung zu warnen, die dort in dem Zimmer auf ihn wartete, weshalb sein Ton schon fast aggressiv klang, als er
fragte: „Mr. Zottie? Sie wollten mich sprechen?"
    „Ah, Cantree! Bitte treten Sie ein."
    Als Cantree über die Türschwelle trat, stürmte auch Henry vor und ließ
dabei die schweren Falten seines Umhangs auf den Boden gleiten. Über kurze Entfernungen konnte er sich fast schneller be wegen als mit dem menschlichen Auge wahrnehmbar,
aber natürlich nicht, wenn er dabei
schwere Materialien hinter sich herzog. Der Vampir glitt auf leisen Sohlen zwischen dem massiven Inspektor und dem Türrahmen hindurch, eilte als Schatten in
das Zimmer, huschte an einer mit
Bücherregalen zugestellten Wand entlang und verschwand hinter einem bodenlangen
schweren Vorhang.
    Sehr praktisch! dachte er und preßte den Rücken gegen das Fensterglas.
Die Füße hatte er zur Seite gedreht, damit die Zehen nicht unter dem Vorhang hervorschauten, und er verharrte völlig regungs los. Er
vernahm den Schlag dreier Herzen, hörte, wie eine Tür sich schloß und der Fußboden aus Hartholz unter den
schweren Tritten des Inspektors erzitterte, vernahm aber keinen
Aufschrei der Empörung. Sein Eindringen war unbemerkt geblieben.
      Er spürte
etwas. Es streifte sein Ka mit der Unschuld eines Wü stensturms und holte ihn fast aus der leichten Trance, in der er den
größten Teil des Abends verbracht hatte. Ehe er reagieren konnte, rückten
die Schutzgitter näher zusammen, die er mehr aus Gewohn heit denn aus der Einschätzung, sie seien notwendig, aufgerichtet hatte, und lenkten die Berührung ab. Nur wenn er die
Stäbe senkte, konnte er hoffen, die Ursache der Berührung zu finden.
    Einen
Augenblick lang wog er das, was er an diesem Abend vor hatte, gegen das verführerische Versprechen der Berührung ab und beließ
dann mit leisem Bedauern die Stäbe, wo sie waren. Sein Herr betrachtete diesen
Abend als erste Zusammenkunft einer Kerngrup pe
von Gefolgsleuten - und das war er ja auch, mal abgesehen davon, daß
gleichzeitig das erste Treffen einer weitaus weltlicheren Macht stattfand -, und sein Herr würde es ungern sehen,
wenn er in einer solchen Nacht einem
persönlichen Impuls nachgäbe.
    Die Berührung war ungezielt gewesen, zufällig, und mußte daher warten.
    Aber eine wunderbare Erinnerung daran verblieb in seinen Gedan ken und er
schwor sich, sich der Sache sehr bald zu widmen.
      „Inspektor Frank Cantree, Mr. Anwar
Tawfik."
    Henry schob
den Vorhang einen Zentimeter zur Seite und nutzte das leise Geräusch, das entsteht, wenn bei einem Handschlag Haut an Haut
reibt, um die Bewegung zu tarnen.
    „Bitte setzen Sie sich. Mr. Tawfik hat einen Vorschlag, den Sie meiner
Meinung nach sehr interessant finden werden."
    Henry sah, wie sich der Inspektor in ein teures Ledersofa sinken ließ, während Innenminister Zottie auf die andere Seite des Zimmers trat, um dort neben einem Lehnstuhl Stellung zu beziehen, dessen hohe Lehne nur knapp einen Meter von Henrys Versteck entfernt aufragte und so verhinderte, daß dieser einen Blick auf Anwar Tawfik werfen konnte.
    Bald komme ich mir vor wie in einem billigen Horrorfilm, dachte Henry, am Ende der Szene wird sich das schreckliche Wesen aus sei nem Sessel
erheben und direkt in die Kamera starren, und ich stehe hier und warte auf mein
Stichwort. Er plante zuzuschlagen, sobald Inspektor
Cantree den Raum verlassen hatte und ehe ein weiterer hochrangiger Beamter seinen Platz einnehmen
konnte. Da Zottie lediglich ein
Mensch war, würde er Henry keine Probleme bereiten. Was die Mumie betraf - falls Tawfik denn die Mumie
sein sollte -, so hatte sie bewiesen,
daß sie nicht vor Morden an Unschuldigen zurückschreckte, wobei ihre
Beweggründe Henry herzlich gleichgültig waren. Das Monster hätte schon vor
tausenden von Jahren sterben sollen.
    Von seinem Versteck aus konnte Henry beobachten, wie Can tree unentwegt den Blick im Zimmer umherwandern ließ, wie er beobachtete, Notiz nahm, Informationen speicherte. Offenbar eine Gewohnheit,
die alle Polizisten sich zu eigen machten; Henry hatte sowohl Vicki als auch Celluci sich ähnlich verhalten sehen.
    Dann fing
Tawfik mit leiser, intensiver Stimme an zu reden. Für Henry hörte es sich an wie ein etwas allgemein gehaltener Vor trag über Recht und Gesetz, aber offenbar vernahm
Cantree weit mehr. Seine Augen bewegten sich immer langsamer und
verharrten schließlich bei dem Mann - dem
Wesen im Lehnstuhl. Tawfik begann nun,
verschiedene Worte zu

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