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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 03 - Blutlinien
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lastet nur ein Fluch."
    Vicki zog dem Freund den Arm vom Gesicht und beugte sich über ihn. Der Schein der Lampe reichte gerade eben an dessen Augen heran, die Vickis Meinung nach trotz der sie umgebenden Schatten noch nie so
sterblich gewirkt hatten. „Willst du aufgeben?"
    „Was?" In Henrys Lachen schwang eine Spur bittere Hysterie mit. „Das Leben?"                    
.
    „Nein, du
Idiot!" Sie packte mit einer Hand sein Kinn und schüttelte seinen Kopf,
wobei sie hoffte, er würde nicht durch die Berüh rung hindurch spüren, wie sehr sie sich um ihn sorgte. „Willst du den Fall aufgeben?"
    „Ich weiß
nicht."

e lf
    Keine Schatten an der Wand: Daher wußte er, daß er lange ge schlafen
hatte, daß sein Körper - vergeblich - bemüht gewesen war, sich die Energie zurückzuholen, die er in der
vergangenen Nacht auf den Zauberspruch
hatte verwenden müssen. Seine Haut spannte, seine Zunge fühlte sich dick
und belegt an und seine Knochen, als seien
sie aus Blei. Schon bald wird morgens ein Sklave mit einem Glas eiskaltem Saft am meinem Bett warten, bis ich
erwache. Bald - das nutzte ihm im Moment herzlich wenig. Er sah auf die
Uhr - elf Uhr sechsundfünfzig - und drei und
vier und fünf - und mußte dann seinen Blick gewaltsam losreißen, da ihn
der Zeitmesser sonst noch stärker in seinen
Bann gezogen und er sich im Anblick der schnell vergehenden Zeit
gefangen hätte. Ihm blieb nur noch der halbe Tag, um sich zu nähren und das Ka zu finden, das so hell strahlte.
    Etwas steif schwang Tawfik die Beine aus dem Bett und ging du schen. Dem verstorbenen Dr. Rax, der im Laufe seiner vielschich tigen Karriere die sanitären Einrichtungen - oder den Mangel an
denselben - an den Ufern des Nil kennengelernt hatte, waren die Klempnerleistungen des modernen Nordamerika als das achte Welt wunder erschienen. Als nun heißes Wasser literweise über seinen Körper rann
und alle Knoten lockerte, neigte er dazu, dem Wissenschaftler beizupflichten.
    Nach seinem ausgiebigen Frühstück blieb er noch eine Weile mit einer Tasse Kaffee am Tisch sitzen - die Vorliebe für Kaffee schien
allen erwachsenen Ka eigen, die er bisher zu sich
genommen hatte -, dann spürte er die Last seines Alters nicht mehr
und war bereit, dem Tag entgegenzutreten.
    Zur Abwechslung breitete sich einmal ein wolkenloser blauer Him mel über der Stadt aus, und auch wenn die blasse Novembersonne wenig Wärme zu spenden schien, war ihr Anblick doch ein sehr erfreulicher. Er trug seine Kaffeetasse hinüber an die breite Fensterfront,
die verhinderte, daß sich die anderen, solideren Wände zu eng um ihn schlossen, und blickte auf die Straße hinunter. Trotz
    der Gesetze,
die die meisten Ladeninhaber zwangen, ihre Geschäfte an einem Tag, der als
Sonntag bekannt war, geschlossen zu halten, machte
sich eine ganze Reihe von Menschen das gute Wetter zunut ze und
verbrachte einen Tag an der frischen Luft, und viele dieser Menschen hatten kleine Kinder dabei.
    Er hatte in der vergangenen Nacht mit einer ganzen Reihe individuell
zugeschnittener Zaubersprüche gearbeitet, die mit einer je eigenen, komplizierten Schicht an Kontrollmechanismen versehen waren, und diese Arbeit hatte ihn jeglicher Energie beraubt. Ihm war gerade noch die Kraft geblieben, um sich warm zu halten, während er das Kind auswählte,
das ihn mit neuer Energie versorgen würde. Er ging verschwenderisch mit seiner
Kraft um, was er nie hatte wagen dürfen, als
nicht eingeschworene Seelen noch rar waren und selbst Sklaven ein gewisser
Schutz zur Verfügung stand. Jetzt aber stand seinem Nähren nichts im Wege, und
von daher sah er auch keinen Grund für Zurückhaltung. Keiner der
Todesfälle konnte mit ihm in Zusammenhang
gebracht werden - schon vor Jahrtausenden hatte er notgedrungen gelernt,
solchen weltlichen Überlegungen Respekt zu zollen,
aber bald würde auch das keine Rolle mehr spielen. Wenn sich alle Polizeichefs und damit alle Polizisten
Akhekh weihten, dann würde er als
Hohepriester unantastbar sein.
    Er wußte
wirklich nicht, wie viele eingeschworene Gefolgsleute sein Herr brauchte, um
ein weiteres Wesen zu schaffen, wie er eins war.
Dreiundvierzig - mehr hatte er in der Vergangenheit nie zu sammenscharen können, und das war geschehen, kurz
bevor man die Priester des Thoth
angewiesen hatte zu intervenieren. Er nahm also an, daß vierundvierzig oder fünfundvierzig Gefolgsleute reichen sollten.
Die Tatsache, daß die dreißig Ka, die er bis jetzt beisammen hatte,

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