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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 03 - Blutlinien
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gelang es ihr, das Jackett
festzuhalten. Erst als kalte Hände nach ihren Fingern griffen und sie ohne große Mühe wegrissen, begriff
sie, an wen sie sich da klammerte.
Oder genauer gesagt: geklammert hatte. „Henry?
Verdammt, ich bin es, Vicki!"
      Zuflucht. Die Sonne ging auf. Er mußte den Zufluchtsort errei chen.
      Vicki drehte und wand sich und erwischte gerade noch rechtzeitig mit ihrem ganzen Körper Henrys rechtes Bein. Wenn sie ihn auch nicht
stoppen konnte - vielleicht gelang es ihr ja wenigstens, sein Tempo zu drosseln.
    „Henry!"
      Ein Gewicht
hatte sich an sein Bein gehängt und behinderte seine Flucht. Er bückte sich, um das Bein zu befreien, und ein vertrauter Geruch
schlug über ihm zusammen, überlagerte den Gestank seiner eigenen Angst.
    Vicki.
    Sie hatte gesagt, sie würde da sein, wenn das Morgenrot nach ihm griff, würde mit ihm kämpfen. Für ihn. Würde ihn nicht einfach brennen lassen.
    Zuflucht.
    Die Spannung wich aus Henrys Leib, und die Finger, die er in Vick is Schulter gegraben hatte, lockerten sich. Vorsichtig und wachsam ließ Vicki sein Bein los und war darauf vorbereitet, sich sofort wieder auf den Freund zu stürzen, sollte er erneut fortrennen wollen.
    „Der Wagen ist da hinten." In Wahrheit hätte sie nicht mehr ge nau sagen können, wo das Auto stand, hoffte aber, Henry würde sich umdrehen und es sehen. „Komm. Kannst du fahren?"
    „Ich... glaube schon."
    „Gut." Alle anderen Fragen konnten warten. Nicht nur, weil sie neben den Echos ihres Zusammenstoßes mit dem Bürgersteig in ihrem Kopf sicherlich nicht alle Antworten würde hören können - nach den
Geräuschen zu urteilen, die Henrys hastiger Ankunft vorangegangen waren, hatte sich der Freund vor nicht allzu langer Zeit mit einem Sprung durch ein geschlossenes Fenster aus einem Haus voller Poli zisten
entfernt, und diese Beamten würden sicher nicht mehr lange dazu brauchen, hier
eine Verfolgungsjagd zu inszenieren, was dann wiederum zu einem ganzen Haufen
neuer Fragen führen würde, die alle nicht zu
beantworten wären.
    Ms. Nelson, können Sie uns verraten, warum sich Ihr Freund in seiner Zelle
bei Morgengrauen in ein Häufchen glimmender Asche verwandelt hat?
    Vicki klammerte sich mit einer Hand an Henrys Jackenzipfel fest, während dieser auf das Auto zueilte, und lockerte ihren Griff erst, als ihre andere Hand vertrautes Metall berührte. Sobald sie herausge funden hatte,
wo sich der Beifahrersitz befand, kletterte sie auf den selben und sah besorgt zu, wie Henry - oder besser, Henrys Schatten im
Schein der Lichter des Armaturenbretts - den Motor startete und den Wagen vorsichtig aus der Parklücke lenkte. Sie
verstand nicht, warum nicht Menschen
aus dem Haus des Innenministers quollen wie Wespen aus einem Wespennest, in dem jemand herumgestochert hat, mochte sich aber über einen sauberen,
einfachen Abgang nicht wirklich
beschweren.
    „Henry ...?"
    „Nein."
Ein Gutteil der Panik hatte sich gelegt, aber selbst Vickis Anwesenheit reichte
nicht, die Angst ganz zu bannen. Ich spüre die Sonne. Bis zur Dämmerung sind noch Stunden hin, und ich spüre die Sonne. „Ich will erst einmal nach Hause. Dann
vielleicht..."
      „Wann immer du bereit bist. Ich
kann warten." Vicki gab ihrer Stimme ganz
bewußt einen beruhigenden Tonfall, auch wenn sie sich
danach sehnte, Henry zu packen, zu schütteln und von ihm zu verlangen, er solle sofort erzählen, was im Haus des Innenministers vor sich gegangen war. Wenn das Henrys Reaktion auf die Mumie ist, dann stecken
wir tiefer in der Scheiße, als wir für möglich hielten!
      „Soll ich ihm nach, Herr?"
    „Nein, Sie
sind an den Zauber gebunden, und der Zauber ist noch nicht vollendet." Er spie die Worte aus, die ganze Wucht seiner
Wut war fast körperlich im Raum spürbar.
    „Aber die anderen..."
    „Sie können
nichts hören, was hier im Zimmer vor sich geht. Sie haben nicht gehört, wie das
Fenster zerbrach. Sie werden uns nicht stören." Er mußte sich anstrengen,
um seine ganze Aufmerksamkeit wieder dem vielschichtigen Zauberspruch
zuzuwenden, im Verlauf dessen er
unterbrochen worden war. „Wenn ich mit dem Inspektor fertig bin, dürfen Sie das
Gelände absuchen. Vorher nicht."
    Inspektor Cantree warf den Kopf unruhig hin und her, und der Schweiß begann, sein Kostüm unter den Achselhöhlen zu durchwei chen. Seine Augen rollten hin und her, und die Muskeln in seinem Hals
kämpften darum, ein leises Stöhnen hervorzubringen.
    „Es hat den anderen nichts

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