Hugo in Gefahr - Ein Fall für die Schwarze Pfote ; 6
Daran war ein Schild befestigt, auf dem ›Friedenspfeife‹ stand. Dann wandte er sich an das Publikum.
»Meine verehrten Damen und Herren«, sagte er laut und deutlich. Auch er war mit einem Mikrofon ausgestattet. »Wie Sie bestimmt schon bemerkt haben, leben hier in Rodeo-City Cowboys und Indianer in aller Freundschaft miteinander.«
Wieder applaudierten die Zuschauer.
Fips legte die Hände wie einen Trichter um seinen Mund. »Yippie, yippie, yeah!«, rief er aus vollem Hals. Darauf folgten erneut ein paar Zeigefinger-Pistolenschüsse in die Luft. »Peng, peng, peng.«
Charlotte und Merlin guckten wieder erst ihren Freund verständnislos an und rollten dann mit den Augen. Unbeirrt fuhr der Sheriff mit seiner Ansprache fort.
»Erleben Sie mit uns den faszinierenden Wilden Westen. Wir freuen uns, für die nächsten vierzehn Tage in Hommelsdorf zu sein, und hoffen, Sie kommen uns noch mal hier besuchen.«
»Da kann er einen drauf lassen«, stellte Fips sofort klar und drehte sich zu seinen Freunden. »Ich liebe Cowboys und Indianer.«
Charlotte konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Sie versuchte sich zusammenzureißen und so zu tun, als wäre sie total verblüfft. »Was du nicht sagst. Das ist uns gar nicht aufgefallen.«
Merlin lachte laut auf. Als die Parade vorbei war, verteilten sich die Besucher an den verschiedenen kleinen Souvenir- und Getränkebuden. Fips rannte zu einer Frau, die einen Eiswagen vor sich herschob.
»Ich hab noch zwei Euro fünfzig«, rief er und kaufte sich ein Erdbeer-Softeis. Als er zurückkam, streckte er es wie eine Trophäe in die Höhe.
Auf dem Weg zu ihren Fahrrädern sah Merlin im Augenwinkel eine dunkle Gestalt vorbeihuschen. Bei genauem Hinsehen erkannte er den Medizinmann, der am anderen Ende des Parkplatzes in ein schwarzes Auto stieg.
›Komischer Kerl‹, dachte Merlin. Dann kam ihm ein schrecklicher Gedanke.
Moppel
Für Merlin lag der Zusammenhang auf der Hand. Es war offensichtlich.
»Passt mal auf«, begann er von seinem Verdacht zu erzählen. »Ich glaube …«
In dem Moment klingelte Charlottes Handy. Im Display erschien eine unbekannte Nummer.
»Gymnich«, meldete sie sich mit ihrem Nachnamen. Während sie dem Anrufer lauschte, schnippte sie mit dem Finger, um Merlin und Fips auf sich aufmerksam zu machen. »Alles klar«, verabschiedete sich Charlotte eilig. »Wir sind gleich bei Ihnen.«
»Wer war das denn?«, fragte Fips und wischte sich mit dem Ärmel seinen eisverschmierten Mund ab.
»Der Birkelmann«, sagte Charlotte. »Er hat unsere Zettel gesehen.«
»Weiß er, wo Elvis steckt?«, wollte Merlin wissen.
Charlotte stieg auf ihren Fahrradsattel.
»Leider nicht. Aber vor einer Stunde ist Moppel verschwunden. Aus dem Stall im Garten.«
»Wer ist Moppel?«, fragte Fips.
»Sein Kaninchen«, rief Charlotte über ihre Schulter. »Ich hab versprochen, dass wir kurz bei ihm vorbeifahren.«
Walter Birkelmann war der Hausmeister des Hommelsdorfer Gymnasiums. Er wohnte seit einigen Jahren in dem kleinen Häuschen direkt neben dem Schulgebäude. Für die Schüler hatte der nette, ältere Herr immer ein offenes Ohr. Er war so was wie die gute Seele des Gymnasiums.
Merlin schloss sein BMX-Rad auf. Er löste Hugos provisorische Leine und gab Fips seinen Gürtel zurück.
›Wenn Moppel wirklich erst vor einer Stunde verschwunden ist‹, überlegte er, ›dann täusche ich mich vielleicht ja doch.‹ Vielleicht war es besser, seinen Verdacht erst mal für sich zu behalten.
Der Hausmeister wartete schon am Gartenzaun auf sie. Wie immer trug er eine blaue Latzhose und ein weißes Unterhemd. Seinen langen Scheitel hatte er vom einen Ohr quer über die Glatze bis zur anderen Seite gezogen. Ein paar Haarsträhnen standen wirr in die falsche Richtung.
»Hey, euch kenn ich! Ihr geht doch hier in die Schule«, sagte er, als er die Mitglieder der Schwarzen Pfote sah. Anscheinend hatte er gerade etwas gegessen. In seinem Vollbart hingen wie so oft einige Essensreste. »Namen kann ich mir nicht merken, aber Gesichter dafür umso besser.«
Charlotte, Merlin und Fips stellten sich der Reihe nach vor und schüttelten Herrn Birkelmann die Hand. Hugo war kurz an den nächsten Baum gelaufen und hatte sein Bein gehoben. Jetzt wollte auch er den freundlichen Mann begrüßen. Er lief zu ihm und sprang bellend an seinen Beinen hoch.
»Ha, und dich kenn ich auch«, rief der Hausmeister erfreut. »Du bist doch der Lieblingsschüler von der Schimmsel.« Ein kehliges Lachen
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