Hugo in Gefahr - Ein Fall für die Schwarze Pfote ; 6
Holzfass warf er sich hechelnd auf den Boden. Sein Fell war über und über mit dunklen Schlammspritzern bedeckt.
Mit einem Mal stieg ihm der intensive Duft von etwas Gegrilltem in die Nase. Aufgeregt schnupperte Hugo in die Luft. Der Ursprung des Geruchs konnte nicht weit entfernt sein. Vorsichtig richtete er sich auf. Mit erhobener Schnauze tapste er in die Richtung, aus der der Duft kam. Seine Leine schleifte lose hinter ihm durch den Matsch.
Jim und Joe hatten eine Bratwurst auf dem Grill liegen gelassen. Sie war zwar schon mehr als durch und sah leicht verkokelt aus. Aber einem immer hungrigen Hund war so etwas natürlich egal. Begeistert entdeckte Hugo den Leckerbissen. Mit einem Satz hüpfte er auf die Kühlerhaube des alten, amerikanischen Wagens. Jetzt nur noch ein kleiner Sprung und er würde das Objekt seiner Begierde erreichen können. Als er mit seinen Pfoten auf dem glühenden Metall landete, jaulte er vor Schreck kurz auf. Noch bevor ihm die Hitze etwas antun konnte, nahm er Reißaus. Nicht ohne nach dem Würstchen zu schnappen. Mit lautem Getöse fiel der Grill um. Hugo purzelte auf die Erde. Er schüttelte sich und wollte seine Beute in Sicherheit bringen. Beim Loslaufen verhakte sich die Leine zwischen zwei verkohlten Stäben im Rost. Hugo rannte um sein Leben. Besser gesagt, er versuchte es. Der polternde Grill war nach nicht mal zwei Metern an der Ecke eines Containers hängen geblieben. Unsanft wurde Hugo an seinem Halsband zurückgerissen.
»Hey, Kleiner«, rief eine unbekannte Stimme. »Wer bist du denn?«
Hugo drehte seinen Kopf auf die Seite. In seinem Maul hing der Rest, der von der Bratwurst übrig geblieben war. Schnell verdrückte er die leckere Mahlzeit. Ein dunkelhaariger Junge beugte sich zu ihm hinunter.
»Ich helfe dir«, sagte er mit freundlicher Stimme.
Der Junge löste die Leine vom Grill und stand auf. Neugierig schnupperte Hugo am Hosenbein seines Retters. Irgendwo hatte er ihn schon mal gerochen. Da fiel ihm ein, dass er Fips allein gelassen hatte. Er sprang auf und rannte los. Da der Junge das andere Ende der Leine festhielt, wurde Hugo ein zweites Mal zurückgerissen.
»Warte«, rief der Junge. »Wo willst du denn hin?«
Mit zwei kräftigen Bellern forderte Hugo ihn auf mitzukommen. Obwohl niemand mehr dort war, gab es für Hugo eindeutig kein anderes Ziel. Er steuerte direkt auf die Stelle zu, an der Fips von dem Medizinmann überwältigt worden war. Bellend stürzte er zur Holzwand des Bisonverschlages und scharrte wie wild mit den Vorderpfoten im Dreck.
»Wenn du da rein möchtest, gibt es einen einfacheren Weg«, sagte der Junge lachend. »Komm, wir gehen durch den Vordereingang.«
Damit der kleine Hund nicht unter die Hufe geriet, nahm der Junge ihn auf seinen Arm. Als wäre es ein harmloses Streichelzoo-Gehege, spazierte er völlig unbeeindruckt in den Bretterverschlag.
»Mach mal Platz, Dicker«, befahl er einem besonders großen Exemplar mit riesigen Hörnern. Weil der Dicke nicht hören wollte, schob der Junge kurzerhand sein Hinterteil zur Seite und zwängte sich vorbei. Fast hätte er Fips gar nicht entdeckt. Er war über und über mit Bisonfutter bedeckt. Ein kleines Bisonkälbchen schlabberte genüsslich ein paar der Körner von seinem Bauch. Nur weil Hugo nicht aufhören wollte zu bellen, guckte sich der Junge genauer um. Endlich warf er einen Blick unter den Futtertrog.
»Beim großen Manitou«, rief er entsetzt. »Wer ist das denn?«
Er stürzte zu Fips und kniete sich neben ihn. Hugo setzte er auf einem Strohballen ab. Mit einem heftigen Ruck riss er Fips das Klebeband vom Mund. Sofort prustete der lauthals los.
»Aaah, das kitzelt so!«
Der Junge schob das Bisonkalb beiseite, das am Bauch des Gefesselten knabberte. Als Fips sich ein wenig beruhigt hatte, erkannte er erst, wer sein Retter war.
»Was machst du denn hier?« Damit hätte er nicht gerechnet.
Kleine Feder
Charlotte und Merlin trotteten niedergeschlagen an einem Souvenirstand vorbei. Dort gab es für drei Euro Indianerschmuck in den schillerndsten Farben zu kaufen. Hinter dem Verkaufstresen stand eine kleine, rothaarige Frau mit einem ordentlichen Sonnenbrand. Sie sah eher aus wie eine Engländerin. Dennoch trug sie ein bunt besticktes Indianerkleid und einen Federschmuck auf dem Kopf.
»Hugh, ihr Bleichgesichter«, trällerte sie. »Wollt ihr echte Häuptlingsketten kaufen?«
Charlotte und Merlin beachteten sie nicht. Sie waren mit ihren Gedanken ganz woanders.
»Das gibt’s
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