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Hulamädchen auf Abwegen

Hulamädchen auf Abwegen

Titel: Hulamädchen auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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bedauerte
ich höflich, »nur fällt mir im Moment nichts ein.«
    »Vielen Dank, daß Sie mir Ihre
Zeit geopfert haben, Mr. Boyd.« Er stand auf und ging zur Tür. »Schade«, meinte
er, »daß Sie nicht mit mir an einem Strang ziehen.«
    »In der Weise, daß ich
behaupte, ich hätte Blanche Arlington umgebracht, obwohl es gar nicht stimmt?«
fragte ich.
    Ohne darauf einzugehen, verließ
er mein Zimmer und ging den Korridor hinunter. Ich schloß die Tür hinter ihm
und zündete mir eine Zigarette an. Es würde mich nicht wundern, dachte ich bei
mir, wenn wir Harold Lee auf Niihau entdecken würden,
wie er, höflich grinsend wie üblich, auf den Goldbarren thronte. Dann fiel mir
ein, daß ich mir ja noch was zum Anziehen aus dem Schrank hatte holen wollen.
Ich ging hin und machte ihn auf.
    Und dann traf mich fast der
Schlag. Ich mußte mich zusammenreißen, um nicht laut zu schreien. Aus dem
Innern des Schrankes blickten mich die vorwurfsvollen starren Augen Kemos an. Einen Moment lang hielt er sich noch aufrecht,
dann glitt er schwer in meine ausgestreckten Arme.
    Er war so tot wie nur
irgendwas. Um den Hals trug er eine Lei aus rotem Hibiskus. Sein Hals
war von einem Ohr bis zum anderen aufgeschlitzt. Ich legte ihn vorsichtig auf
den Teppich. Wahrscheinlich hatte er mir nicht geglaubt, als ich ihm sagte, Ulani sei nicht in Gefahr. Wahrscheinlich hatte er sich
selbst auf die Suche gemacht. Und das war dabei herausgekommen.
    Kemo war ein guter Kellner gewesen
und ein netter Bursche. Und die Hauoli Bar würde ohne ihn nur noch halb so schön sein. Vermutlich würde sich bis zu dem
Zeitpunkt, da ich Hawaii verließ, dort sowieso vieles ändern. Aber damit hatte
es noch Zeit. Vorher mußte ich noch meine Seereise unternehmen. Es gibt zwei
Dinge auf der Welt, von denen ich mich durch nichts, aber auch gar nichts
abbringen lasse: Frauen und — wie in diesem Fall — Gold. Um Kemo war es jammerschade, aber er mußte noch ein Weilchen warten, bis ich zurückkam.
    Etwas allerdings machte mir
noch zu schaffen. Was sollte ich mit der Leiche tun? Ein paar Minuten lang
wartete ich auf die große Erleuchtung, die aber nicht kam. Dann ging ich wieder
zum Schrank, holte mir etwas zum Anziehen und stellte Kemo wieder hinein. Wohin hätte ich ihn sonst auch tun sollen?
     
     
     

10
     
    Ich trug ein luftiges
Strickhemd, leichte Sommerhosen, Tennisschuhe und eine Windjacke, die glücklicherweise
weit genug war, um meine Achtunddreißiger mühelos und
bequem unterzubringen. Ich aß wieder in dem Lokal, wo man für einen Dollar
fünfundzwanzig phantastisch essen konnte, war aber diesmal bescheiden genug,
mich nicht durch alle sieben Gänge durchzufressen. Trotzdem verließ ich das
Lokal wohlgestärkt, nahm mir ein Taxi und fuhr zum Hafen hinunter. Die Sonne
strahlte von einem wolkenlosen Himmel, und ich fühlte mich wie der Herr der
sieben Meere. Es war genau das richtige Wetter für Piraterie.
    Virginia erschien fünf Minuten
vor zwei. Sie trug eine dunkle Sonnenbrille, eine schwarze Seidenbluse und
hautenge Hosen, die an den Enden gefranst waren und jedem Piraten zur Ehre
gereicht hätten. In der Hand trug sie eine riesige Strohtasche, die die Vermutung
nahelegte, daß sie sich auf eine lange Reise gefaßt machte.
    »Hi!« begrüßte sie mich
strahlend. »Können wir?«
    »Klar«, grinste ich. »Du weißt,
wo die Jacht liegt?«
    »Folge mir nach, Seemann! Hast
du Erik schon gesehen?«
    »Nein«, sagte ich. »Ich bin
selber erst ein paar Minuten hier.«
    »Er dürfte inzwischen an Bord
sein und die Mannschaft unter Kontrolle haben.«
    »Gut, dann können wir ja
gehen.«
    Wir brauchten etwa zehn
Minuten, bis wir die Jacht schließlich fanden. Sie lag neben einem völlig
verrosteten südamerikanischen Frachter, was den Kontrast um
so mehr hervorhob. Sie war weiß und elegant und trug in goldenen Lettern
den Namen Hibiskus an dem schön geschwungenen Bug. So, wie sie aussah,
war sie gut und gern ihre Viertelmillion Dollar wert. Zudem bewies sie, daß
Reids Rauschgiftschmuggel mitnichten ein Freizeithobby gewesen war.
    Einen Augenblick lang standen
wir am Kai und sahen uns um. »Ich kann Erik nirgends entdecken«, meinte
Virginia, während sie sich bei mir einhakte. »Du?«
    »Ich sehe auch niemand«, bestätigte
ich. »Vielleicht sollten wir an Bord gehen und nachsehen, wer inzwischen
eingetrudelt ist.«
    »Und wenn die Mannschaft doch
zu Emerson hält?« fragte sie nervös. »Sollten wir nicht lieber warten, bis Kayo kommt?«
    »Was

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