Hunde wuerden laenger leben, wenn
mit Verhaltensstörungen und/oder merkwürdigem
Benehmen. Bei Sandrina ist alles ganz
anders.
Schon als kleiner Welpe gebärdet sich
Sandrina bereits ungewöhnlich lebhaft und
ungestüm. Sie ist kaum zu bändigen und
fast nicht müde zu bekommen. Die Kinder
von Familie B. wechseln sich ab, um den
Hund dauerhaft zu beschäftigen und seine
überschießende Energie einigermaßen unter
Kontrolle zu halten. Mit einem halben Jahr
ist Sandrina immer noch nicht sauber, sie ist
im Freien mit sich und ihrer Umgebung so
beschäftigt und so abgelenkt, dass sie augenscheinlich einfach vergisst, ihr Geschäft
zu erledigen. Nach schier endlosen Spaziergängen löst sie sich dann beim Heimkommen mitten auf dem Wohnzimmerteppich –
das ist natürlich KLASSE! Schimpfen, AmGenick-Nehmen und durchschütteln, wie es
das Muttertier mit unfolgsamen Welpen tun
würde, oder sie, wie es in jedem ernst zu
nehmenden Erziehungsbuch beschrieben
ist, kurzzeitig mit Missachtung strafen – all
das nützt nichts. Sandrina scheint regelrecht
immun zu sein gegen alle Erziehungsmaßnahmen. Darüber hinaus wirkt Sandrina
seltsam beziehungsunfähig: Sie scheint
nicht in der Lage zu sein, einen direkten
Kontakt zu ihren Familienmitgliedern
aufzubauen. Wenn sie ausnahmsweise einmal nicht herumtobt, wirkt sie seltsam teilnahmslos und absentiert. Auch das
Kuscheln mit Herrchen, Frauchen und den
Kindern mag Sandrina nicht. Das scheint ihr
regelrecht unangenehm zu sein. Aber auch
allein bleiben kann sie nicht. Da springt sie
über alle Tische und Stühle und hinterlässt
massive Spuren der Verwüstung im Heim
von Familie B. So hat schon einiges der
Wohnungseinrichtung »dran glauben
müssen«. Familie B. hat mittlerweile alle
Teppiche eliminiert, für die Entfernung der
Gardinen sowie für die Zerstörung sämtlicher Sofakissen hat Sandrina selbst gesorgt.
In der Hundeschule wird sie bald regelrecht geächtet. Sie bringt alle – sowohl die
Menschen als auch die anderen Eleven –
durcheinander. Es ist unmöglich, sie leinenführig zu machen. Sandrina hüpft und
springt an der Leine, bellt ständig und terrorisiert ihre gesamte Umgebung. Schließlich erhält sie Einzelunterricht, da sie unfähig ist, sich unterzuordnen und die ganze
Hundegruppe durch ihr ungezügeltes Verhalten nervös macht. Der vom Hundeverein
empfohlene Einzelunterricht kommt für
Frau B. und ihre Familie zwar teuer, allein:
er nützt gar nichts. Sandrinas Benehmen
wird nicht besser. Außer Spesen also nichts
gewesen!
Was ihrem Frauchen Frau B., die schon
einige Hunde großgezogen und mit ihnen
lange Jahre gelebt hat, besonders wehtut, ist
die scheinbar vollkommene Interessenlosigkeit des Hundes an ihrer Person.
Ließen sich doch alle ihre vorherigen Hunde
auf den Tonfall ihrer Stimme ein, merkten
genau, wann sie angesprochen wurden oder
auch, wenn sie etwas angestellt hatten und
dicke Luft war – Sandrina hingegen reagiert
auf nichts. Das sensible Zusammenspiel
zwischen Frauchen und Hund, was doch so
wichtig ist auf dem Wege der Erziehung zu
einem halbwegs passablen Hundegefährten,
fehlt bei Sandrina völlig. Sandrina ist es
vollkommen egal, wer um sie herum ist, die
Hauptsache für sie ist: Action!
Frau B. und ihre Familie sind sehr unglücklich mit ihrer Hundedame. Stritten
sich die Kinder bei den vorhergehenden
Hunden regelmäßig darum, wer spazieren
gehen durfte, will mit Sandrina nun keiner
mehr freiwillig gehen. Denn jeder Spaziergang ist ein regelrechter Spießrutenlauf:
Sandrina reißt und zerrt an der Leine, bellt
bei jeder Gelegenheit, springt und hüpft
ständig umher und reagiert auf kein Wort.
Sie von der Leine zu lassen, ist unmöglich,
denn Sandrina reagiert auf kein einziges
Kommando und rennt oft völlig kopflos davon. Schon einige Male hat Frau B. sie aus
dem Tierheim holen müssen, da sie einfach
scheinbar desorientiert davonlief und dann
von fremden Leuten eingefangen und ins Tierheim gebracht wurde.
Vielleicht ist der Hund ja nicht gesund,
denkt sich Frau B., und lässt Sandrina tierärztlich untersuchen. Für Frauchen, Hund
und Tierarzt wird diese Untersuchung zum
Alptraum. Sandrina gebährdet sich wie verrückt, bellt die ganze Zeit und springt in der
Praxis herum wie auf einem Spielplatz. Nur
unter Narkose sind eine gründliche Untersuchung sowie eine Blutabnahme möglich.
Eine Kotprobe hat Frau B. gleich mitgebracht, weil Sandrina hin und wieder zu
Durchfällen und Blähungen neigt.
Laut Tierarzt sind Kot- und Blut-Befunde
unauffällig und auch sonst ist
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