Hunde wuerden laenger leben, wenn
Sandrina
pumperlgesund. Vielleicht sei sie ein wenig
hysterisch und ängstlich, meint der Tierarzt,
aber das würde sich mit dem Älterwerden
und mit der »richtigen Erziehung« schon
von alleine geben. Sein Rat: Familie B. solle
sich halt eine »ordentliche« Hundeschule
suchen.
Gegen die gelegentlich auftretenden Verdauungsbeschwerden mit Durchfall,
Blähungen und häufigem Rülpsen sowie
dem ständigen ungewöhnlich großen Appetit (Sandrina frisst Erde und Hundekot –
auch den eigenen) gibt der Tierarzt für eine
Woche ein Antibiotikum und gegen das
Fressen ihres eigenen Kots verschreibt er
eine Mineralstoffmischung sowie Vitamintabletten. Solche Probleme hätten viele
Hunde, sagt der Tierarzt auch, das seien
Mangelerscheinungen und hätten mit
Sandrinas auffälligem Verhalten nichts zu
tun. Für die Verhaltensproblematik macht
der Tierarzt allein Erziehungsfehler der
Familie B. verantwortlich. Frau B. erkundigt
sich daraufhin verunsichert in verschiedenen anderen Hundeschulen und erhält stets
die gleiche Antwort: falsche Erziehung!
Fragen bezüglich der Ernährung werden
vom Tierarzt übrigens nicht gestellt.
Sandrina bekommt von Welpenalter an ausschließlich Industriefutter.
Frau B. hat ein schlechtes Gewissen und
gibt sich und ihrer Familie die Schuld. Aber
was hat sie eigentlich verkehrt gemacht? Sie
hat Sandrina doch nicht anders erzogen als
alle anderen Hunde zuvor. Sandrina ist nun
bald ein Jahr alt und ihr Verhalten wird immer schlimmer. Die Hündin macht niemandem mehr Freude, sondern stellt eher eine
enorme Belastung für die ganze Familie dar.
Auch ist sie immer noch nicht stubenrein.
Es scheint, als könne sie nicht zwischen
drinnen und draußen unterscheiden. Familie B. beschließt, einen privaten, erfahrenen
Hundetrainer für Sandrina zu besorgen.
Dieser nimmt Sandrina unter die Fittiche
und beginnt mit intensivem Training. Die
ganze Familie muss an den Übungen teilnehmen, es soll eine konsequente Linie
durchgezogen werden. Laut Tiertrainer ist
bei Sandrina alles schiefgelaufen. Einen solch triebstarken Hund hätte man anders
erziehen müssen, meint er. Konsequente
und regelmäßige Tagesabläufe seien hierbei
das Wichtigste.
Nach einigen Wochen ist Sandrina zwar
einigermaßen sauber, ihre Hyperaktivität
und ihre Interessenlosigkeit den Bezugspersonen gegenüber, ihre Unfähigkeit, sich auf
etwas Bestimmtes zu konzentrieren sowie
ihre Zerstörungswut bleiben jedoch unverändert. Das wochenlange Training ist letztendlich umsonst und der Hundetrainer
am Ende ebenfalls ratlos: Auch er hat doch
schon so viele Hunde mit Geduld, Konsequenz, praktischen Tipps sowie mit schrittweisen kleinen Trainingseinheiten problemlos in den Alltag ihrer jeweiligen Familien integrieren können. Er arbeitet nach
einem System des erfahrenen Hundetrainers Martin Rütter namens »D.O.G.S« (Dog
Orientated Guiding System = am Hund orientiertes Führungssystem) und damit ist er
auch in den meisten Fällen erfolgreich. Warum nicht bei Sandrina?
Familie B. überlegt nun verzweifelt,
Sandrina wegzugeben, will aber vorher noch
einmal einen anderen Tierarzt befragen und
die Hündin erneut gründlich untersuchen
lassen. Sandrina erweist sich wieder als gesund. Der Tierarzt hat allerdings noch eine
andere Idee: Es gäbe jetzt ein Fertigfutter
mit Zusatzstoffen, das beruhigend wirke
und speziell für solch übertrieben aktive und
nervöse Hunde entwickelt wurde. Das Futter heißt »Calm-Stressmanagement« für
Hunde und auch Katzen.
Die Beschreibung lautet: Calm
ist
die
weltweit erste Nahrung, die mit den natürlichen
Stressregulatoren
Alpha-Casozepin
und L-Tryptphan angereichert wurde … In
der
wissenschaftlich
entwickelten
Zusammensetzung von CALM helfen diese Regulatoren
nachweislich,
Stress
bei
Hunden
und
Katzen
effektiv
zu
kompensieren.
Gleichzeitig
wird
stressassoziierten
Problemen
wie
Appetitmangel,
Verdauungsstörungen
und
Hautund
Fellerkrankungen
durch
weitere
ausgewählte
Nährstoffe
entgegen
gewirkt … Im Vergleich zur oralen Eingabe beruhigender Präparate entfällt eine aufwendige
Medikamentengabe, der gewünschte Effekt
wird über die tägliche Fütterung erzielt . So
wird dieses Futter beworben. Kaufen kann
man es natürlich nur beim Tierarzt und es
ist dementsprechend teuer.
Das probieren wir jetzt mal, meint der Tierarzt und wenn das nichts helfe, gäbe es
noch ein Medikament namens »Reconcile«,
ein Beruhigungsmittel für Hunde: Das wirke
so ähnlich wie Ritalin bei hyperaktiven
Kindern. Familie B.
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