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Hundeelend

Hundeelend

Titel: Hundeelend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bateman
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Moment. »Nein, Alison.«
    »Was nein?«
    »Du weißt genau, was.«
    »Ich bin keine Gedankenleserin.«
    »Sprich mir nach.«
    »Was?«
    »Sprich mir einfach nach.«
    »Himmel. Wenn’s sein muss.«
    »Wir werden nicht …«
    »Wir werden nicht …«
    »… in das Haus von Billy Randall …«
    »… in das Haus … Oh, jetzt verstehe ich.«
    »Sag es.«
    »Ich sage nie Dinge, die ich nicht meine. Außer es dreht sich um Liebe und Sex.«

    »Sag es einfach. Wir werden nicht in der Haus von Billy Randall einbrechen.«
    »Wir werden nicht in das Haus von Billy Randall einbrechen.«
    »Ich schwöre beim Leben meines ungeborenen Sohns.«
    »Nein. Das ist doch krank.«
    »Ich will, dass du schwörst. Du hast ihn bereits ohne sein Wissen zum Einbrecher gemacht.«
    »Hab ich nicht, er war einfach nur mit von der Partie.«
    »Du hast einen Minderjährigen in ein Verbrechen verstrickt, und das wirst du nie wieder tun. Versprochen?«
    Alison seufzte. »Okay. Versprochen. Und nicht gebrochen. Wir werden definitiv nicht bei Billy Randall einbrechen. Großes Indianerehrenwort.«
    »Alison.«
    »Was?«
    »Ich meine es ernst.«
    »Okay. Schon verstanden.«
    Wir schwiegen eine Weile. Bis ich irgendwann sagte: »Ich nehme nicht an, dass du …«
    »Nein«, sagte sie. »Du hattest deine Chance.«
    Dann legte sie auf.

19
    Noch bevor er das Starbucks verlassen hatte, war mein Urteil über Billy Randalls Bodyguard bereits gefällt. Den Mann umgab eine Aura von unterdrückter Wut und Gewalttätigkeit. Sein Blick zuckte umher wie der eines Paranoiden, gleichzeitig hatte er etwas Aufgeblasenes – ein auf fitnessgestählten Muskeln und Eitelkeit basierendes Ego. Das machte ihn zwar noch nicht zum Mörder, aber ganz offensichtlich war er jemand, der rasch ungemütlich werden konnte. Gemeinsam mit Billy Randall war er zum Haus von Jimbo und RonnyCrabs gefahren, wo es zum Streit gekommen war. Möglicherweise war er später noch einmal dorthin zurückgekehrt, hatte die beiden getötet und anschließend den Jack Russell mitgenommen. Bis jetzt war das natürlich eine bloße Vermutung, deshalb musste ich unbedingt mehr über ihn herausfinden.
    Sein voller Name lautete Charles Hawk, Charlie für seine Freunde, wobei es fraglich war, ob er welche hatte. Im Grunde braucht man ja auch nicht wirklich welche. Ich bin jahrelang sehr gut ohne ausgekommen. Freunde rammen einem gerne unerwartet einen Dolch in den Rücken, manchmal im wahrsten Sinne des Wortes. Mutter hat nie erlaubt, dass ich Freunde mit nach
Hause bringe. Sie meinte, sie würden stehlen und Sachen kaputtmachen. Bei ihren Freunden war das natürlich anders. Sie hingen im Wohnzimmer herum und tranken Sherry, bis sie nicht mehr geradeaus gehen konnten. Und sie stahlen und zerbrachen tatsächlich Sachen. Einmal fragte ich sie, worin der Unterschied zwischen meinen und ihren Freunden bestand, woraufhin sie mir eine klebte und mich in den Besenschrank sperrte. Irgendwann war ich dann zu groß für den Besenschrank. Zum Glück besaß sie einen riesigen Kleiderschrank.
    Ich nutzte meine Kontakte zur Polizei und fand heraus, dass Charlie Hawk wegen schwerer Körperverletzung und räuberischer Erpressung vorbestraft war. Nein, das ist natürlich gelogen. Ich besitze überhaupt keine Kontakte zur Polizei; ein paar oberflächliche Bekannte vielleicht, aber niemand, den ich anrufen und um vertrauliche Informationen bitten kann. Daher verließ ich mich auf meinen alten Freund Chefinspektor Google. Im Belfast Telegraph fand ich einen Bericht über einen Strafprozess. Der Richter hatte Hawk in dessen Verlauf mehrfach als »üblen Schläger« bezeichnet, was in dessen Tätigkeitsfeld vermutlich keine schlechte Reklame war. Außerdem verriet mir der Artikel die Straße, in der Hawk wohnte, wenn auch nicht die Hausnummer. Vermutlich war mit seiner Beschattung wenig gewonnen; aber da ich ohnehin nicht schlafen konnte und nichts Besseres vorhatte, dachte ich, ich könnte zumindest seine genaue Adresse herausfinden, falls das mal irgendwann von Belang wäre.

    In den frühen Morgenstunden fuhr ich los. Es war nass und kalt, und ich trug Handschuhe und eine Pudelmütze. Wie üblich fuhr ich langsam und methodisch und achtete peinlich genau auf die Verkehrsregeln. Für mich ist Gelb bereits Rot, und das nicht nur wegen meiner Farbenblindheit. Ich fand seine Straße, eine ansteigende Häuserzeile in der Nähe des City Hospitals, parkte, öffnete ein Twix, nippte an einer Flasche Vitolink und fragte mich, ob

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